Bundesliga

BVB: Emre Can und das Gefühl, vor Energie zu platzen

Neuer BVB-Kapitän vor Liga-Premiere

Can und das Gefühl, vor Energie zu platzen

Heiß auf die neue Saison: Emre Can.

Heiß auf die neue Saison: Emre Can. IMAGO/RHR-Foto

Im Sommerurlaub nach dem brutalen Meisterschaftsfinale gegen Mainz, bei dem der BVB denkbar knapp den Titel verpasste, da stand Emre Cans Sinn zunächst nach allem, nur nicht nach Fußball. Wie so viele seiner Kollegen wollte er abschalten und erst einmal nichts wissen von dem Spiel, das er so liebt - und das seit vielen Jahren sein Beruf ist. "Nach ein, zwei Wochen aber", sagte er am Freitag in den klubeigenen Medien des BVB, "da war die Lust wieder da."

Zusätzlichen Schub erhielt sie durch zwei Ereignisse, die die Zukunft des 29-Jährigen maßgeblich beeinflussen: Zunächst verlängerte er seinen Vertrag beim BVB, dann ernannte ihn die Klubführung um Trainer Edin Terzic, Sportdirektor Sebastian Kehl und Boss Hans-Joachim Watzke zum Nachfolger von Marco Reus und damit zum neuen Kapitän der Borussia. Die Binde am Arm zu tragen, "das fühlt sich sehr gut und schön an". Doch das Amt geht auch einher mit einer größeren Verantwortung dafür, "dass Ordnung herrscht", wie er es vor dem Bundesliga-Start gegen Köln an diesem Samstag formulierte.

Starker Formanstieg in der Rückrunde der Vorsaison

Im Test gegen Ajax, bei dem er sein Team erstmals als Kapitän in den Signal Iduna Park geführt hatte, sei seine Brust zumindest in seiner Gefühlswelt extrem angewachsen, er habe das Gefühl gehabt, "vor Energie zu platzen". Im DFB-Pokalspiel gegen Schott Mainz (6:1) war diese Power sofort zu sehen: Nach nur sieben Minuten kassierte er Gelb, weil er resolut in den Gegner grätschte. Can wird in den nächsten Wochen erst noch die Balance finden müssen auf dem schmalen Grat zwischen Ehrgeiz und Übermotivation, auf dem er in der Vergangenheit ohnehin schon häufig unterwegs war.

In der Rückrunde der Vorsaison gelang es ihm vorzüglich, die Kräfte sinnvoll zu kanalisieren. Seine Leistung explodierte, er entwickelte sich im Klub zum Stabilitätsanker auf der Sechser-Position und in der Nationalelf zu einem der wenigen Spieler, die sich positiv hervortun konnten. Genau daran will er in seiner ersten Saison im neuen Chef-Amt anknüpfen. Den Traum von Gewinn der Meisterschaft mit dem BVB hat er nicht aufgegeben, er will einen neuen Angriff starten in dieser Saison.

Can will die Erfahrung des verpassten Titels "umwandeln in Stärke"

Der "harte Schlag" am 34. Spieltag der Vorsaison soll positiv genutzt werden: "Wir müssen ihn umwandeln in Stärke." Ein Sieg zum Auftakt gegen Köln würde gewiss Schub geben und bei der Traumaverarbeitung weiterhelfen. "Wir werden sehen, wo wir stehen und wie gut wir sind", blickte Can am Freitag voraus. Man habe in der Vorbereitung viel und hart gearbeitet, auch die Ergebnisse der Tests seien gut gewesen. Die erste richtige Prüfung aber, die erwartet den BVB am Samstag: "Es ist nie einfach, gegen Köln zu spielen. Sie pressen immer gut, haben eine hohe Intensität im Spiel."

Sein Team auf solche Herausforderungen einzuschwören, auch das gehört künftig zu Cans Aufgaben. "Ich werde nicht immer eine Rede halten", verriet er vor seiner Liga-Premiere. Antreibende Worte und Gesten aber, die wird es von ihm ganz sicher geben. Denn eine Schlagzeile, die wünscht er sich für sein Kapitäns-Debüt ganz besonders: "Der BVB gewinnt sein Auftaktspiel gegen Köln."

Matthias Dersch

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