Bundesliga

Jeffrey Bruma vor Abschied beim VfL Wolfsburg: "Es hat wehgetan"

Verteidiger spricht über seine letzte VfL-Saison als Zuschauer

Bruma vor Abschied aus Wolfsburg: "Es hat wehgetan"

Ohne jede Bundesligaminute in dieser Saison: Jeffrey Bruma verlässt Wolfsburg im Sommer.

Ohne jede Bundesligaminute in dieser Saison: Jeffrey Bruma verlässt Wolfsburg im Sommer. imago images

Jeffrey Bruma, am Samstag empfängt der VfL zum Saisonabschluss Ihren Ex-Klub Mainz, es wird das letzte Spiel für Sie als VfL-Profi sein. Mit welchen Gefühlen gehen Sie es an?

Ganz ehrlich, ich bin froh, dass diese Saison zu Ende geht, dass ich einen Haken an diese Spielzeit machen kann, um endlich wieder neu anzufangen.

Bislang sind Sie in dieser Bundesligasaison ohne eine Einsatzminute. Gibt es für Sie noch ein bisschen Spielzeit zum Abschied?

Das weiß ich nicht. Was ich weiß, ist, dass fünf Jahre mit Höhen und Tiefen hinter mir liegen. Dieses letzte Jahr war natürlich schwer, weil ich sportlich nicht mehr eingeplant war. Das ist hart für einen Profisportler, der immer noch dieses Feuer in sich hat. In der vergangenen Saison habe ich in der Hinrunde noch als Teil der Dreierkette gespielt, danach wurde auf Viererkette umgestellt und ich war raus. Bitter, aber so war es.

Der VfL hat Ihnen gegenüber mit offenen Karten gespielt. Warum sind Sie nicht spätestens im Winter gewechselt?

Es stimmt, ich wusste, dass es schwer wird, mit Maxence Lacroix hat der Klub im vergangenen Sommer ja noch einen neuen Verteidiger geholt. Trotzdem hatte ich die Hoffnung, dass ich mich ins Team reinkämpfen kann. Und die Angebote waren auch nicht so, dass ich vollkommen davon überzeugt war, eines kam schlicht zu spät. Ich weiß, dass mein nächster Schritt passen muss.

Das ist ein mentaler Test unter schwersten Bedingungen.

Jeffrey Bruma

Mit 29 sind Sie eigentlich im besten Alter, dennoch schauten Sie ein Jahr lang nur zu.

Das ist brutal, auch wenn ich es mir nicht habe anmerken lassen. Es hat wehgetan. Wenn man fit ist und trotzdem nicht spielt, das ist ein mentaler Test unter schwersten Bedingungen. Jeden Morgen bin ich zum Training gefahren mit dem Wissen, dass ich eigentlich keine Rolle spiele. Trotzdem, glaube ich, habe ich den Test bestanden.

Trainer Oliver Glasner attestierte Ihnen zumindest ein hohes Maß an Professionalität.

Das freut mich. Ich hatte die Wahl: Entweder lasse ich mich hängen und zeige meinen Frust oder ich versuche alles, um fit zu bleiben für den Fall, dass ich gebraucht werde. Letzteres habe ich getan.

Werten Sie den VfL-Einzug in die Champions League für sich als persönlichen Erfolg?

Nein, nicht wirklich. Klar, ich habe mit den Jungs trainiert, bin ein Teil dieser Mannschaft, war manchmal auf der Bank. Aber das ist nicht mein Erfolg. Ich freue mich riesig für die Jungs, die sich das erarbeitet und verdient haben. Ich für mich merke aber einfach, dass es an der Zeit ist, dieses Kapitel abzuschließen. Ab Sommer werde ich eine neue Aufgabe haben, darauf freue ich mich schon.

Werden Sie der Bundesliga den Rücken zukehren?

Ich will mich noch nicht festlegen, aktuell bin ich aber in guten Gesprächen mit Klubs aus anderen Ländern. Es ist zumindest wahrscheinlich, dass ich Deutschland verlassen werde.

Es ist nun schon ganze zehn Jahre her, dass Sie erstmals in die Bundesliga gekommen sind. Mit welchen Hoffnungen wechselten Sie damals vom FC Chelsea zum Hamburger SV?

Wahnsinn, wie schnell die Zeit vergeht (lacht). Ich war noch ganz jung, ich wollte auf möglichst hohem Niveau spielen. Und das hat zunächst auch funktioniert. Ich habe die Zeit in Hamburg in guter Erinnerung, weil ich Einsätze bekommen habe, sogar mehr als erwartet. 2013 bin ich dann nach Eindhoven gewechselt.

Die beste Zeit Ihrer bisherigen Karriere?

Es war gut, ja. Wir waren erfolgreich, ich war Stammspieler, wir haben zwei Meistertitel gewonnen. Perfekt.

2016 ging's dann nach Wolfsburg. Würden Sie aus heutiger Sicht sagen, dieser Wechsel war ein Fehler?

Nein, als Fehler würde ich es nicht bezeichnen. Aber es kann auch nicht immer so laufen, wie man es sich wünscht. Ich habe mich für den VfL entschieden, Trainer Dieter Hecking hatte mir aufgezeigt, was er mit mir vorhatte. Das klang alles gut, ich war total überzeugt von diesem Schritt.

Kurz nach Saisonbeginn wurde Hecking entlassen, das Chaos beim VfL wurde zunehmend größer.

Es war eine komplizierte Phase damals für den Klub. Und auch für mich. Ich habe mich schwer am Knie verletzt, war lange Zeit raus. Ich brauchte zwei Jahre, um wieder schmerzfrei zu werden. Und natürlich habe ich dann auch nicht immer so gut gespielt, wie ich es mir gewünscht hatte.

Schalke ist Schalke, ein Riesenklub in Deutschland.

Jeffrey Bruma

Hecking bezeichnete Sie 2016 als "Verteidiger von internationaler Klasse". Sind Sie überzeugt, dass das noch immer in Ihnen steckt?

Nach der Zeit, die nun hinter mir liegt, ist es natürlich schwer, so etwas zu sagen. Trotzdem will ich noch zeigen, dass ich meinen Job richtig gut beherrsche.

Zweimal waren Sie verliehen, zunächst Schalke, dann Mainz. Wie haben Sie diese Klubs wahrgenommen?

Schalke ist Schalke, ein Riesenklub in Deutschland. Ich war gerne dort und es ist schade, dass dieser Verein jetzt absteigen muss. Und Mainz ist ein kleinerer Verein, es war Abstiegskampf, den wir erfolgreich bestritten haben. Auch daran denke ich gerne zurück.

25 Länderspiele haben Sie für die Niederlande bestritten. Macht es Sie traurig, dort keine Rolle mehr zu spielen?

Nein, jetzt aktuell nicht mehr. Ich war schon so lange nicht mehr dabei, meine Spiele habe ich alle bis 2016 gemacht. Natürlich hört man nie auf, davon zu träumen, für das eigene Land zu spielen, aber ich muss auch realistisch sein. Da sind so viele gute und junge Verteidiger dabei, die es richtig gut machen.

Glauben Sie, dass Ihre beste Zeit als Fußballer noch vor Ihnen liegt?

Es liegt an mir. Fakt ist, dass ich mich richtig gut fühle, dass ich fit bin. Das ist schon mal eine wichtige Voraussetzung.

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