Bundesliga

TSG Hoffenheim: Brooks war fast schon in Athen

Hoffenheims Neuzugang tut sich enorm schwer

Brooks war fast schon in Athen

Hatte einen schweren Start in Hoffenheim: John Anthony Brooks.

Hatte einen schweren Start in Hoffenheim: John Anthony Brooks. IMAGO/foto2press

Jahrelang prägte Kontinuität seine Karriere. Insgesamt zehn Jahr trug John Anthony Brooks das Trikot von Hertha BSC, nach seiner Ausbildung im Unterbau spielte der gebürtige Berliner sechs Jahre im Profiteam der Hauptstädter. 2017 war der 45-malige US-Nationalspieler dann für 17 Millionen Euro zum VfL Wolfsburg gewechselt, wo er seinen Vertrag im vergangenen Sommer trotz eines Angebotes zur Verlängerung hatte auslaufen lassen.

Mit dem Abschied aus der Bundesliga begannen sogleich auch die unruhigen Zeiten für Brooks. Gegen Ende der Sommer-Transferperiode hatte sich eigentlich ein Wechsel nach Spanien zu Real Mallorca abgezeichnet, ehe Brooks auf den letzten Drücker noch Richtung Portugal abgebogen war und für ein Jahr bei Benfica Lissabon unterschrieb. Offensichtlich nicht die allerbeste Entscheidung. Unter dem deutschen Trainer Roger Schmidt spielte der Hüne (193 m; 90 Kilo) kaum eine Rolle und kam bis zur WM-Pause nur zu zwei Einsätzen, jeweils nur für Momente als Einwechsler kurz vor dem Abpfiff.

Also zogen Brooks und sein Berater Roger Wittmann im Winter die Konsequenzen und suchten nach einem geeignetem Klub, in dem der Routinier wieder zu mehr Spielzeit und in den Rhythmus kommen könnte. Eigentlich war man in Griechenland fündig geworden. Nach kicker-Informationen stand Brooks im Januar vor einem Wechsel zu AEK Athen, sogar ein unterschriftsreifer Drei-Jahresvertrag soll bereits vorgelegen haben. Bis die TSG Hoffenheim ins Spiel kam. Also orientierte sich Brooks erneut auf den letzten Drücker um. Hoffenheim hatte zu diesem Zeitpunkt bereits den Restart versemmelt und aus den finalen Partien der Hinrunde bei Union Berlin (1:3) und gegen den VfB Stuttgart (2:2) nur einen Punkt geholt.

Ernüchterndes Comeback in Deutschland

Zwei Tage später holte die TSG Brooks, und nur weitere zwei Tage später gab der Kaltstarter an seinem 30. Geburtstag sein Debüt. Allerdings wurde es ein ernüchterndes Comeback in Deutschland, Hoffenheim verlor zu Hause gegen Gladbach 1:4. Es folgten die Pleiten im Pokal in Leipzig (1:3), in Bochum (2:5) und gegen Leverkusen (1:3). 15 Gegentore in vier Spielen zerlegten auch die in den vermeintlichen Stabilisator gesetzten Hoffnungen.

Nun wäre es unlauter und unfair, die sich verschärfende Krise an Brooks festzumachen. Womöglich könnte dieser unzweifelhaft kopfball- und zweikampfstarke Innenverteidiger seine Wirkung entfalten in einer halbwegs funktionierenden und stabilen Mannschaft. Stattdessen sollte Brooks quasi von null auf hundert beschleunigen und nach einer Wettkampfpause von satten acht Monaten urplötzlich eine Dreierkette anleiten und die Spieleröffnung verantworten hinter einer komplett aus den Fugen geratenen und total verunsicherten Mannschaft. Das klingt nicht nur nach Überforderung.

Zumal das Hoffenheimer Selbstverständnis auch hohes Pressing und entsprechendes Herausrücken der letzten Linie vorsieht. Und damit Räume dahinter freizieht, in die zuletzt Leverkusens Sprinter genüsslich eindrangen, da kam nicht nur der erkennbar verunsicherte Brooks, sondern auch dessen Nebenleute Stanley Nsoki und Ozan Kabak nicht hinterher. So jedenfalls tut man weder dem Spieler noch der Hoffenheimer Defensive einen Gefallen.

Michael Pfeifer

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