Bundesliga

Briel: "Uns wurde nicht der Kopf gewaschen"

TSG-Geschäftsführer über Hopps Appell, Ziele, Finanzen und Fans

Briel: "Uns wurde nicht der Kopf gewaschen"

Trainingslager der TSG Hoffenheim in Kitzbühel: Frank Briel, Jan Mayer und Denni Strich (v. li.).

Trainingslager der TSG Hoffenheim in Kitzbühel: Frank Briel, Jan Mayer und Denni Strich (v. li.). TSG Hoffenheim/Hasan Bratic

Aus Hoffenheims Trainingslager in Kitzbühel berichtet Michael Pfeifer

Die Forderungen umsetzen müssen die drei Hoffenheimer Geschäftsführer Frank Briel (Sport/Finanzen), Jan Mayer (Innovation/Unternehmensentwicklung) und Denni Strich (Marketing/Kommunikation).

Das sagten die Bosse zum Hopp-Appell: "Es war ein klarer Ausdruck der Unzufriedenheit mit dem Abschneiden in der vergangenen Saison, das eint uns alle. Wir hatten alle den gleichen Frust. Da gibt es gar keinen Dissens, uns wurde auch nicht der Kopf gewaschen, das ist der Ehrgeiz unseres Gesellschafters", erklärt Frank Briel, der dienstälteste auf der Geschäftsführer-Ebene, "er meint das in dem Sinne, dass die TSG das Potenzial dazu hat, in die Top Sechs vorzudringen, trotz der finanziellen Mitteln, bei denen wir nicht in den Top Acht sind. Aber aufgrund unseres Weges, unserer Akademie und mit einem Quäntchen Glück, ist es im Rahmen des Möglichen. Ich finde es völlig in Ordnung, wenn der Gesellschafter die Messlatte auch für die TSG hoch setzt. Natürlich fühlen wir uns als Geschäftsführung angesprochen. Aber das war jetzt nichts, was uns mit einem Hallo-wach-Effekt geweckt hätte. Es ist uns ja auch schon gelungen unter die Top Sechs zu kommen, das ist ja keine Phantasterei, aber da müssen viele Dinge zusammenpassen. Wir wissen aber auch, wo wir finanziell eingeordnet sind - im Mittelfeld, letzte Saison Rang elf. Aber man will immer mit den gegebenen Mitteln das Maximale erreichen."

Wir haben keine finanzielle Not, aber manchmal gibt es Notwendigkeiten.

Frank Briel

Zum Thema Finanzen: Wir brauchen Transfererträge, denn wir hatten aufgrund der Pandemie massive finanzielle Einbußen“, gesteht Briel, "wir haben die Rücklagen aus der herausragenden Saison 20219/20 aufgebraucht, um durch diese Phase durchzukommen. Wir brauchen schon einen achtstelligen Transferüberschuss, um wirtschaftlich ein ausgeglichenes Ergebnis zu erzielen." Dem Vernehmen nach steuert Hoffenheim nach einem Defizit von knapp 24 Millionen Euro in der vorletzten Saison auf ein neues Rekord-Minus von womöglich mehr als 30 Millionen Euro in der abgelaufenen Spielzeit zu. "Aber es ist nicht so, dass wir es müssten. Das ist mir wichtig herauszustellen", so Briel, "wir haben keine finanzielle Not, aber es ist das unternehmerische Denken Financial Sustainability, wo wir uns in einem Ordnungsrahmen bewegen müssen und auch wollen.

Zum Thema Identität: "Wir wollen gesellschaftlich relevante Botschaften vermitteln, die auch auf dem Spielfeld vorgeführt werden. Es geht nur gemeinsam und mit gegenseitigem Respekt. Das wollen wir ins Unternehmen tragen, damit sich eine Haltung entwickelt für recourcenorientiertes Arbeiten", erklärt Jan Mayer, "wir müssen es anders machen als Standorte in Großstädten, weil wir hier ganz andere Voraussetzungen haben, ein anderes Umfeld. Wir müssen nachhaltig arbeiten. Auch mit Spielern. Wenn einer gut kicken kann, aber langsam im Kopf ist, können wir nicht sagen: Pech gehabt. Wir müssen uns was ausdenken, wie wir den Spieler entwickeln können. Es geht um maximale Entfaltung von Spielern und Gruppen."

Und Kollege Denni Strich fügt an: "Das gilt auch für die Mitarbeiter. Es war auch ein Grund für mich, zur TSG zu gehen, weil der Verein gesellschaftlichen Mehrwert erbringt, und das erzeugt letztlich auch im Sponsoring einen Mehrwert."

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Zum Thema Fan-Bindung: "Bei den Dauerkarten haben wir die 10.000er-Hürde gerissen," verkündet Briel den aktuellen Zwischenstand. Zum Vergleich: In der Champions-League-Saison hatte die TSG 17.000 Abonnements verkauft. "Vor der Pandemie lagen wir bei 14.000 in der Pandemie bei 8.000", so Briel, "wir müssen es uns hart erarbeiten, um wieder in eine Dimension zu kommen wie vor der Pandemie." Dazu setzt Hoffenheim verstärkt auf Fan-bindende Maßnahmen wie etwa die ersten beiden Testspiele in der Region. Auch der neue Cheftrainer André Breitenreiter fährt eine auffällige Charme-Offensive. "Das ist aber keine vom Klub gesteuerte Kampagne, sondern seine Überzeugung, André ist so, er ist maximal authentisch", versichert Briel, "da setzt er auch einen wichtigen Impuls." Zudem gibt sich das Team auf dem Trainingsgelände wie im Trainingslager sehr volksnah. "An der Beziehung der Mannschaft zu den Fans, daran arbeiten wir, um eine größere Fan-Nähe und -Bindung herzustellen", ergänzt Strich.

Zum Thema Verletzungen/Reha: Hoffenheim beklagte gerade auf der Zielgeraden der vergangenen Saison zu viele und zu lange Ausfälle. "Es gab eine schonungslose Saisonanalyse, wir haben programmatisch einige Dinge angepasst, was die Trainingssteuerung und die Umfänge angeht", erläutert Briel, "wir trainieren sehr intensiv, es geht darum, eine gewisse Robustheit und Stabilität zu erreichen, aber auch im Staff gab es Veränderungen."

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