2. Bundesliga

Bouchalakis' Blackout: Routinier ohne Rhythmus

Der Grieche findet bei Hertha BSC nicht in die Spur

Bouchalakis' Blackout: Routinier ohne Rhythmus

Andreas Bouchalakis findet bei Hertha noch nicht in die Spur. 

Andreas Bouchalakis findet bei Hertha noch nicht in die Spur.  Getty Images

Ob solche blutleeren, passiven, beinahe ängstlichen Auftritte wie im ersten Durchgang in Braunschweig eine Frage der Qualität oder des Kopfes sind, mochte Pal Dardai nicht final beantworten. "Dieses Mal haben wir nicht geführt, sondern hatten von Anfang an eine Blockade", sagte Hertha-Coach Pal Dardai nach dem 1:1 und einem Spiel, das zwei komplett unterschiedliche Halbzeiten bereit hielt. "Wir waren gelähmt und haben uns versteckt, vor allem zentrale Spieler. Das ist nicht in Ordnung."

Barkok und Bouchalakis auf der Doppel-Sechs ohne Struktur

Das "Versteck-Spiel", das der Ungar seit Saisonbeginn immer wieder moniert, fand in Braunschweig seine Fortsetzung. Vor allem die mit Winter-Zugang Aymen Barkok und Andreas Bouchalakis bestückte Doppel-Sechs bekam im ersten Durchgang keinen Zugriff - und schaffte es nicht, Herthas Spiel Balance und Strukur zu geben. Beiden Sechsern fehlten Präsenz und Präzision. Für Bouchalakis war der Arbeitstag bereits nach nicht mal einer Viertelstunde völlig verkorkst. Ein Anspiel von Keeper Tjark Ernst, das er an der Strafraumgrenze empfing, wollte der Grieche auf Toni Leistner weiterleiten und übersah den heraneilenden, lauernden Fabio Kaufmann, der entschlossen vollendete.

Der folgenschwere Fehlpass war nicht Bouchalakis‘ erster Blackout in dieser Saison. Beim 1:3 in Nürnberg im Oktober hatte der Mittelfeldspieler Verteidiger Marc Oliver Kempf mit einem schlampigen Kurzpass in die Bredouille gebracht, Nürnbergs Benjamin Goller war dazwischen gespritzt und von Kempf per Notbremse gestoppt worden. Kempf sah die Rote Karte, seine Wuttirade beim Verlassen des Platzes fingen die TV-Mikrofone ein („Was macht dieser Boucha da, meine Fresse!“). Kapitän Toni Leistner sprach später zu Recht von einem "Schweinepass".

Bisher wenige gute Tage für den Routinier

Bouchalakis, Ende August von Olympiakos Piräus gekommen, sollte beim Bundesliga-Absteiger dank seiner Erfahrung und seiner fußballerischen Qualitäten eine tragende Rolle einnehmen. An guten Tagen war in dieser Saison erkennbar, dass der griechische Nationalspieler dank seiner Übersicht, seiner strategischen Veranlagung und seinem Gespür fürs Spiel das Zeug zum Taktgeber hat.

Aber von den guten Tagen gab es bislang zu wenige. Der bis 2025 gebundene Sechser hat mit der Intensität und dem Tempo der 2. Liga noch immer größere Probleme, Konzentrationsaussetzer wie in Braunschweig kommen hinzu. Die Hoffnung, dass er sich dank seiner Spielintelligenz, seiner Erfahrung (u.a. 141 Erstligaspiele in Griechenland, 42 A-Länderspiele, 13 Champions-League-Spiele, 26 Europa-League-Spiele) und den bereits absolvierten Auslandsstationen in England (Nottingham Forest) und der Türkei (Konyaspor) in Berlin nach einer Eingewöhnungsphase zum Mittelfeld-Metronom aufschwingen kann, hat sich bislang nicht erfüllt.

Herthas Nachwuchs weiß zu überzeugen

"Wenn ich Sechser bin, heißt es scannen, heißt es Schulterblick - und dann aufdrehen", sagte Dardai mit Blick auf Bouchalakis‘ Fauxpas. "Mein Spieler spielt den Ball hin, und es klingelt. Das ist schon Qualität. Wir müssen nicht alles unter den Teppich schieben." Es seien "nicht die jungen Spieler", die derart nachlässig agieren, "die ziehen richtig mit - es gibt andere Spieler, die helfen müssen". Und die das zu wenig tun.

Nach 45 Minuten wechselte Dardai Bouchalakis am Samstag aus. Dessen Platz auf der Sechs nahm im zweiten Durchgang der zuvor in der Innenverteidigung aufgebotene Pascal Klemens ein, der eingewechselte Linus Gechter bot in der Innenverteidigung eine konzentrierte, zupackende Vorstellung - und in Ibrahim Maza traf ein weiterer Joker zum 1:1. Gechter ist 19, Klemens wurde am Tag vor dem Spiel 19, Maza ist 18: Herthas Talente liefern ab. Von Routinier Bouchalakis lässt sich das auch sechs Monate nach seiner Ankunft in Berlin noch nicht sagen.

Steffen Rohr

Derby-Spezialisten, Rekordspieler und die Nummer 1 in Franken