Bundesliga

Bornauw: Von Casablanca in die Champions League

Wolfsburgs Neuzugang spricht über seine Kindheit und denkt an "die größten Vereine der Welt"

Bornauw: Von Casablanca in die Champions League

Hat einen langen Weg hinter sich: Sebastiaan Bornauw.

Hat einen langen Weg hinter sich: Sebastiaan Bornauw. imago images/regios24

Aus Wolfsburgs Trainingslager in Bad Waltersdorf berichtet Thomas Hiete

Er spricht mit tiefer und ruhiger Stimme. Sebastiaan Bornauw wirkt extrem reif für sein mit 22 Jahren noch junges Alter. Der 1,91-Meter-Hüne hat jedoch schon viel erlebt. Geboren wurde er in der Nähe von Brüssel, lebte dann in jungen Jahren in Paris, zog aufgrund des Berufs seines Vaters, einem Marketingmanager, nach Marokko und machte im Alter von sechs Jahren bei Wydad Casablanca seine ersten fußballerischen Schritte. Die ihn, ausgerüstet mit vier Sprachen (Flämisch, Englisch, Deutsch, Französisch), nun nach Wolfsburg führten. Sein erster Eindruck: "Eine geile Truppe, gute Leute, die Qualität ist hoch."

Der Transfer zog sich etwas in den vergangenen Wochen, keine einfache Situation für Bornauw, wenngleich er immer an das Zustandekommen des 14,5-Millionen-Euro-Deals glaubte. Der VfL habe ihm immer zu verstehen gegeben: "Wir machen das." Dennoch, das berichten Beobachter, sei ihm die ungeklärte Zukunft anzusehen gewesen in den ersten Kölner Trainingswochen und manch einer glaubte gar, seine Handverletzung, die ihn zu einer Trainingspause zwang, sei vielleicht nur vorgeschoben gewesen. "Ich habe es später gehört", sagt Bornauw dazu lediglich. "Es ist eigentlich egal für mich. Ich habe die Bilder gesehen, die Hand ist gebrochen." Im Training beim VfL trägt der Blondschopf, ein leidenschaftlicher Klavierspieler, eine Schiene an der rechten Hand.

Vom Fast-Absteiger zum Champions-League-Teilnehmer, den Unterschied hat Bornauw direkt ausgemacht. "Es geht alles viel schneller. Das ist gut für mich, so kann ich lernen, mich weiterentwickeln." Zukünftig womöglich an der Seite von Maxence Lacroix, dessen Verbleib Manager Jörg Schmadtke am Mittwoch verkündete. Kein Problem für Bornauw: "Ich finde es gut. Er ist ein guter Spieler, ein geiler Typ."

Bornauw denkt "an die größten Vereine der Welt"

In Wolfsburg will der Innenverteidiger sich seinen Stammplatz erkämpfen, ebenso will er in der belgischen Nationalmannschaft (bislang zwei Länderspiele) in Zukunft eine ernsthafte Alternative sein. "Ich glaube, wenn ich in Wolfsburg gut spiele, ist die Chance für mich größer." Bornauw, dessen Vorbild Liverpools Virgil van Dijk ist, hat einen klaren Karriereplan, schon lange wusste er, dass er Köln nach seiner zweiten Saison verlassen möchte, dass er künftig in der Champions League dabei sein will. Am letzten Spieltag rettete er den FC mit einem Kopfballtor gegen Schalke (1:0) noch vor dem Abstieg, nun will er die nächsten Schritte machen. Wie weit? "So hoch wie möglich." Er denkt dabei "an die größten Vereine der Welt".

Seine neue Gegenwart heißt jedoch Wolfsburg, wo er bis 2026 unterschrieben hat. Ein Ergebnis harter Arbeit. "Den Willen, unbedingt gewinnen zu wollen, habe ich seit meiner Kindheit in mir drin." Auf den Straßen Casablancas ("Die beste Erfahrung meines Lebens") sah er auch "Kinder, die weniger hatten". Die Botschaft seiner Eltern war: "Du musst hart arbeiten für deine Ziele und immer bescheiden bleiben." Eine Einstellung, die ihn mit 22 Jahren schon weit gebracht hat.

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