Bundesliga

Bochums historische Klatsche: Nehmerqualitäten sind gefragt

Kaum Gegenwehr, keine Führungsspieler, Mitleid vom Gegner

Bochums historische Klatsche: Nehmerqualitäten sind gefragt

Ein Tag zum Vergessen: Vasilios Lampropoulos und Armel Bella Kotchap.

Ein Tag zum Vergessen: Vasilios Lampropoulos und Armel Bella Kotchap. AFP via Getty Images

Mit dem Trikot über den Kopf gezogen standen sie da nach Spielschluss, die belämmerten Bochumer Spieler. Die Innenverteidiger Vasilios Lampropoulos und Armel Bella Kotchap wirkten fassungslos; Kopfschütteln hier wie dort, versteinerte Mienen nach einer deprimierenden Niederlage.

Der bedauernswerte Manuel Riemann kam mit dem Zählen gar nicht mehr hinterher, sprach in seinen ersten Kommentaren nach dem Schlusspfiff von acht Gegentoren, musste dann korrigiert werden. Es war aber auch nicht leicht, mitzuzählen, als der VfL Bochum in München gehörig unter die Räder kam und eine historische Niederlage einstecken musste.

Ein 0:7 gab es in der langen Vereinsgeschichte in der Bundesliga bisher noch nie. Trotz aller guten Vorsätze erlebte der Aufsteiger beim Rekordchampion eine bittere Lehrstunde, die nachwirken dürfte.

Goretzka hat Mitleid

Die ersten 15 Minuten waren in der Tat verheißungsvoll, dann ging es dahin. Bei den schnellen Kombination der Bayern sahen die Bochumer kein Land, kamen kaum in die Zweikämpfe, konnten nicht einmal durch Fouls den Spielfluss des Meisters stoppen.

"Ein bisschen Mitleid" habe er gehabt mit dem VfL, sagte der Bochumer im Bayern-Trikot, Leon Goretzka. "Aber hier muss Bochum schließlich nicht die Punkte holen."

Da hat er recht: Vor der Partie beim Branchenprimus war gewiss nicht eingeplant, dass der VfL etwas Zählbares aus München mitbringt. Aber etwas mehr in allen Bereichen hätte es ruhig sein dürfen, mehr Gegenwehr, mehr Galligkeit, mehr Widerstand in allen Bereichen.

Es fehlt ein Führungsspieler

Aber einmal mehr war zu sehen, dass auf dem Platz auch die Führung fehlt, ein Kopf der Mannschaft, ein erfahrener Profi, der Einfluss nimmt auf seine Nebenleute und dafür sorgt, dass die Reihen einigermaßen geschlossen sind. Robert Tesche ist für diese Aufgabe zu ruhig, auch Anthony Losilla ist eher ein stiller Anführer. Umso mehr fehlt der allzeit giftige Simon Zoller, der wenigstens mit seiner Aggressivität vorangehen kann.

Von einem 19-jährigen Innenverteidiger wie Armel Bella Kotchap ist kaum zu erwarten, dass er besonnen bleibt und seinen Mitspielern hilft, auch Vasilios Lampropoulos ist sicher keiner, der für Beruhigung sorgen kann.

Zu grün, zu brav seien seine Spieler; diese Kritik wiederholt Thomas Reis zu Recht praktisch in jeder Woche. Er verweist auf den Lernprozess, der schnell vonstatten gehen muss. "Am Ende können wir wirklich froh sein, dass wir nur mit sieben Stück im Gepäck nach Hause fahren", so der Trainer. "Es ist natürlich bitter, dass wir nun überdies mit einem Negativrekord in den Geschichtsbüchern stehen."

In der Aufstiegssaison half dem VfL auch eine bemerkenswerte Serie, denn da folgte auf jede Niederlage eine Woche später ein Dreier, es gab also nie eine lange Niederlagenserie. Nun stehen mittlerweile drei Spiele hintereinander ohne Punktgewinn in der Bilanz.

Am Sonntag dürfen 15.000 Zuschauer die Partie zwischen dem VfL und dem VfB Stuttgart miterleben. Dann wird sich zeigen, wie die Bochumer Profis die historische Klatsche in München verdaut haben. Wieder einmal sind Nehmerqualitäten gefragt.

Oliver Bitter