Bundesliga

Bobic exklusiv: "Es liegt an Dardai, wie lange er Trainer ist"

Herthas Geschäftsführer über den Coach, den Saisonstart und fehlende Transfers

Bobic: "Es liegt an Dardai selbst, wie lange er Trainer ist"

Hertha-Coach Pal Dardai und die "Trainingskiebitze" Fredi Bobic und Arne Friedrich.

Hertha-Coach Pal Dardai und die "Trainingskiebitze" Fredi Bobic und Arne Friedrich. imago images/Matthias Koch

"Mein Auftrag ist es, Dinge zu verändern. Aber das braucht Zeit. Das war 2016 in Frankfurt nicht anders", sagt der 49-jährige Bobic im kicker-Interview. "Es geht darum, eine neue Kultur zu schaffen, ein gewisses Selbstvertrauen zu entwickeln, Schärfe auch im Handeln, wie man Ziele erreichen möchte - und die Mitarbeiter zu begeistern, dafür an ihre Leistungsgrenzen zu gehen: jeder in seinem Bereich."

Nach zwei für Hertha hochgradig enttäuschenden Jahren soll Bobic, der den Posten als Geschäftsführer Sport am 1. Juni antrat, dem Hauptstadt-Klub ein neues Denken und andere Strukturen einpflanzen und die Wahrscheinlichkeit für sportlichen Erfolg erhöhen. "Wir sind gerade dabei, eine neue Entwicklung anzustoßen", betont der Europameister von 1996. "Das geht nicht mit Fingerschnipsen, das braucht Zeit."

Wir sind gerade dabei, eine neue Entwicklung anzustoßen. Das geht nicht mit Fingerschnipsen, das braucht Zeit.

Fredi Bobic

Bobic unterteilt Saisonstart in drei Phasen

Den wechselhaften Saisonstart - nach drei Niederlagen folgten zwei Siege und am Samstag das 0:6-Fiasko bei RB Leipzig - bewertet Bobic differenziert: "Die ersten drei Spiele waren ärgerlich, die musst du nicht alle verlieren. Dann kamen zwei Siege gegen Aufsteiger - zwei Spiele, die du gewinnen musst. In Leipzig hat man sehr deutlich gesehen, dass wir noch nicht so gefestigt sind wie erhofft. Daran müssen wir intensiv arbeiten."

Das fällt in den Zuständigkeitsbereich von Trainer Pal Dardai, der mit seinem Team nach dem 0:5 beim FC Bayern in Leipzig das zweite Debakel binnen vier Wochen erlebte. Der Ungar, der mit Bobic zwischen 2003 und 2005 gemeinsam für Hertha spielte, hatte nach dem München-Spiel Ende August öffentlich erklärt: "Ich hänge nicht an meinem Sitz, ich helfe gerade aus. Wahrscheinlich sucht Hertha BSC seit langem einen großen Trainer. Pal ist ein kleiner, netter Trainer." Bobic hatte den Cheftrainer daraufhin in einem klärenden Gespräch unter vier Augen zur Räson gerufen und ihn öffentlich deutlich kritisiert.

Bobic kennt nur ein Kriterium: "Es liegt an der Arbeit, die jemand macht"

Im kicker-Interview unterstreicht Bobic jetzt: "Ich habe es ihm persönlich gesagt, und ich sage es jetzt auch öffentlich: Es liegt an Pal Dardai selbst, wie lange er Trainer ist. Es liegt letztlich immer an der Arbeit, die jemand macht." Dass Dardai den Kader im Sommer gern früher komplett und mit einem weiteren Flügelspieler ausgestattet gesehen hätte, ist für Bobic Teil des Business. Solche Wünsche seien "normal für einen Trainer und überall gleich", sagt der Geschäftsführer Sport. "Pal wurde von Beginn an in jedem Prozess mitgenommen. Und dass der Kader vorm 31. August nicht komplett war, ist in diesen Zeiten leider normal: Willkommen in der Corona-Pandemie und im Jahr 2021!"

Steffen Rohr

Im kicker-Interview (Montagsausgabe oder ab Sonntagabend im e-Magazine) spricht Bobic außerdem über den Umbruch im Sommer, die Rolle von Kevin-Prince Boateng, die Bereitschaft von Investor Lars Windhorst zu weiteren Zahlungen, Herthas finanzielle Situation, Sportdirektor Arne Friedrich, die ungelöste Standortfrage der geplanten Arena, seine Sehnsucht nach der Champions League und den Kurs der Bundesliga in Corona-Zeiten.