Bundesliga

Bicakcic ist wieder auf der Überholspur

Kabak gleich doppelt angeschlagen

Bicakcic ist wieder auf der Überholspur

Ermin Bicakcic stand gegen Dortmund nach der Verletzung von Ozan Kabak gut eine Stunde auf dem Platz.

Ermin Bicakcic stand gegen Dortmund nach der Verletzung von Ozan Kabak gut eine Stunde auf dem Platz. IMAGO/Sportfoto Rudel

Wer hätte das noch vor wenigen Monaten oder gar Wochen gedacht? Da muss die TSG Hoffenheim schon nach einer knappen halben Stunde Innenverteidiger Ozan Kabak vom Feld holen, und wer kommt rein? Nein, nicht etwa Winterneuzugang John Anthony Brooks, der erstmals seit seiner Verpflichtung nur auf der Bank saß. Nein, auch nicht Sommerneuzugang Stanley Nsoki, der unter Matarazzo einen enorm schweren Stand zu haben scheint und gegen Dortmund nicht mal im Aufgebot auftauchte.

Es war Ermin Bicakcic, dem Matarazzo das Vertrauen schenkte für die anspruchsvolle Aufgabe gegen die Offensivwucht der Borussia. Schon das kann Bicakcic als kleinen persönlichen Triumph verbuchen. Seine stabile Leistung danach erst recht. Zwar hatte der 33-Jährige auch seine Eingewöhnungsprobleme und war (wie viele der Kollegen) nicht immer auf Höhe angesichts des gegnerischen Spieltempos, dennoch entschied auch Bicakcic viele Zweikämpfe für sich, eroberte dank guter Antizipation so manchen Ball und nahm dem Gegner auch mit weitsichtiger Rückwärtsbewegung Tiefe und Raum.

Kaum jemand hatte mit Bicakcics Comeback gerechnet

Wer diese Kämpfernatur noch im Dezember beobachtet hatte beim verzweifelten Versuch, selbst gegen unterklassige Gegner wieder Fuß zu fassen und in den Spielrhythmus zu kommen, hätte eine solche Entwicklung und Steigerung nicht für möglich gehalten. Bicakcic hat tatsächlich wieder ein bundesligataugliches Niveau erreicht, und das ist in seinem Fall bemerkenswert.

Denn der Bosnier hatte im bereits fortgeschrittenen Alter von 30 Jahren nicht nur einen Kreuzbandriss erlitten, sondern in der Folge beinahe zwei Jahre gebraucht, um sich davon zu erholen. Immer wieder hatte das lädierte Kniegelenk rebelliert nach zu starker Belastung, auch weil es Bicakcic zwischendurch zu eilig hatte und des Guten zu viel wollte. Kaum jemand hatte mehr mit Bicakcics Comeback gerechnet. Seine symbolische Einwechslung durch den damaligen TSG-Trainer Sebastian Hoeneß kurz vor Schluss am letzten Spieltag der Vorsaison (1:5 in Gladbach) hatte im Grunde schon Abschiedscharakter.

Steht der Innenverteidiger vor der Rückkehr in die Startelf?

Von wegen. Bicakcic wurde nicht müde zu versichern: "Ich greife wieder voll an." Und wurde lange belächelt. Selbst als im vergangenen Sommer sein auslaufender Vertrag zu stark leistungsbezogenen Bezügen noch einmal um ein Jahr verlängert worden war, schien das mehr auf die Qualitäten als Antreiber im Training und als Leitwolf in der Kabine zurückzuführen zu sein.

Das war zunächst auch so. Doch im neuen Kalenderjahr mehren sich die Einwechslungen. Am Samstag verbuchte Bicakcic bereits seine vierte, die bislang längste Bewährungsprobe. Wenn das so weitergeht, feiert der alte Haudegen demnächst sogar ein Comeback in der Hoffenheimer Startelf.

Den frühzeitig ausgewechselten Kabak hatte es übrigens gleich doppelt erwischt. "Ozan hatte leichte Probleme am Fuß, ich glaube, es wird wieder bis zu Spiel in Mainz", hofft Coach Matarazzo, "aber zusätzlich war er nicht hundertprozentig auf der Höhe, er hat sich auch schwach gefühlt, das war auch ein Teilgrund, weshalb er ausgewechselt werden musste." Und falls es bis zum Mainzspiel nicht reicht: Bicakcic ist bereit.

Michael Pfeifer

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