Bundesliga

Bevorstehende Modeste-Verpflichtung kein Votum gegen Moukoko

Kehl und Terzic loben BVB-Talent - Noch-Kölner erfüllt ein anderes Profil

Bevorstehende Modeste-Verpflichtung kein Votum gegen Moukoko

Betrieb Eigenwerbung: Youssoufa Moukoko.

Betrieb Eigenwerbung: Youssoufa Moukoko. IMAGO/RHR-Foto

Wenig Fußball, hohe Intensität: So ließe sich in aller Kürze das Bundesliga-Topspiel zwischen Borussia Dortmund und Bayer Leverkusen am frühen Samstagabend zusammenfassen. Das bessere Ende lag beim BVB, der dank des frühen Siegtreffers von Kapitän Marco Reus (10.) und einer starken Torwartleistung von Gregor Kobel die ersten drei Punkte einfuhr. Es war ein durchaus glücklicher Sieg, aber einer, den sich die Mannschaft von Trainer Edin Terzic hart erarbeitet - man könnte auch sagen: verdient - hatte. "Wir haben es geschafft, alles, was wir zu bieten haben, dazu zu nutzen, um unser Tor zu verteidigen", sagte der 39-Jährige nach seinem ersten Bundesliga-Sieg als Cheftrainer - und wirkte keineswegs unzufrieden.

Spielbericht

"Alles, was wir zu bieten haben" - dazu zählte am Samstag erneut Youngster Youssoufa Moukoko, der wie schon im Pokalspiel bei 1860 München (3:0) als einzige echte Spitze ran durfte. Der 17-Jährige hatte zwar einen schweren Stand gegen die hochgewachsenen und robusten Leverkusener Innenverteidiger Jonathan Tah und Edmond Tapsoba, im entscheidenden Moment des Spiels aber war er voll da: Nach einem Ballgewinn des abermals omnipräsenten Jude Bellingham blieb Moukoko im Zweikampf mit Tapsoba auf den Beinen, drehte sich um seinen Gegenspieler herum und brachte den Ball scharf in die Mitte, wo ihn Karim Adeyemi und Marco Reus mit vereinten Kräften über die Linie bugsierten.

Tapsoba, Koller & Co.: Feldspieler, die ins Tor mussten

"Er setzt sich in dieser Szene durch, deshalb ist das für mich auch ein klarer Assist von ihm", lobte Sportdirektor Sebastian Kehl das Sturmtalent, das "unglaublich engagiert" gespielt habe. Auch Terzic zeigte sich zufrieden mit der Vorstellung Moukokos - insbesondere auch gegen den Ball: "Wenn man sieht, wie er gegen den Ball gearbeitet hat, wie er die Dinge erledigt hat, die wichtig für uns sind, dann war das ein sehr guter Schritt. Dazu war er stark involviert beim Tor, das zum Sieg gereicht hat. Dafür gebührt ihm ein großes Kompliment."

Bis zu seiner Auswechslung in der 68. Minute hatte Moukoko 7,46 Kilometer zurückgelegt und 56 Prozent seiner Zweikämpfe gewonnen. Dreimal war er für die Leverkusener nur durch ein Foul zu stoppen, einmal foulte er selbst. Zur Wahrheit gehört aber auch: Mit Ausnahme seiner Beteiligung am 1:0 waren gefährliche Szenen Mangelware. Nur einmal hätte er noch aus zentraler Position aufs Tor schießen können - doch nach Marco Reus' scharfer Hereingabe hatte er den entscheidenden Tick zu spät geschaltet und war dadurch nicht mehr an den Ball gekommen (20.).

Modeste: Einjahresvertrag und fünf Millionen Euro Ablöse

Besonders im zweiten Durchgang war zudem zu erkennen, wie sehr dem BVB ein Stürmer fehlte, der den Ball vorne festmachen kann - und dadurch Entlastung schafft. Nur logisch ist es daher, dass sich der BVB in den vergangenen Tagen intensiv um einen kurzfristigen Ersatz für den tumorerkrankten Sebastien Haller bemüht hat. Wie zuerst "Sport1" berichtete, fiel die Wahl am Ende auf Kölns Anthony Modeste.

Fixiert allerdings ist der Transfer des Stürmers, der aufgrund seiner Bundesliga-Erfahrung, seiner Art zu spielen und auch aufgrund der finanziellen Rahmenbedingungen nahezu perfekt ins Profil der Borussia passt, noch nicht. Dies allerdings wird in den kommenden Tagen mit hoher Wahrscheinlichkeit geschehen. Modeste, der einen Einjahresvertrag erhalten soll, wird den BVB nach kicker-Informationen fünf Millionen Euro Ablöse kosten, die durch Bonuszahlungen noch moderat ansteigen kann.

Moukoko-Situation nicht ganz unproblematisch für den BVB

Die Dortmunder Verantwortlichen - allen voran Sebastian Kehl - bemühten sich am Samstag allerdings, nicht den Eindruck entstehen zu lassen, die bevorstehende Verpflichtung eines weiteren Angreifers sei als Misstrauensvotum gegenüber Moukoko zu interpretieren. "Die Entscheidung ist nicht gedacht, um den Glauben an ihn zu verlieren. Wir werden weiter auf ihn bauen", sagte der neue Sportdirektor des BVB und erläuterte den Gedankenprozess der Dortmunder Verantwortlichen: "Wir müssen uns auf unterschiedliche Phasen der Saison einstellen. Es wird viele Spiele in einem hohen Rhythmus geben. Deshalb ist da die Idee, dem Kader etwas dazuzugeben, was aktuell noch fehlt."

Ganz unproblematisch ist die Situation für den BVB allerdings nicht: Moukokos Vertrag läuft am Saisonende aus, ein Angebot zur Verlängerung hat er bislang noch nicht angenommen, weil er zunächst abwarten will, wie sich seine Perspektiven bei der Borussia entwickeln. Die Verpflichtung von Modeste - auch wenn er ein gänzlich anderes Profil erfüllt - würde diese Perspektiven fraglos verändern. Neben Verhandlungstalent ist daher in den kommenden Tagen und Wochen wohl auch diplomatisches Geschick in Dortmund gefragt.

Matthias Dersch