Bundesliga

Beispiel Hummels: Wie Streich über Ginters Nationalelf-Lage denkt

"Er weiß auch, dass es für uns nicht so einfach war"

Beispiel Hummels: Wie Streich über Ginters Nationalelf-Lage denkt

Langjährige Weggefährten: Christian Streich und Matthias Ginter.

Langjährige Weggefährten: Christian Streich und Matthias Ginter. IMAGO/Kirchner-Media

Vor den Juni-Länderspielen wurde Ginter noch als potenzielle Führungskraft im Flick-Team gehandelt. Aber nur ein 90-Minuten-Einsatz reichte, um fortan bei Flick außen vor zu sein. Nach dem kollektiv misslungenen 3:3 gegen die Ukraine, als auch der SC-Profi als Mittelmann der Dreierkette ein Gegentor direkt begünstigte, wurde er in Polen und gegen Kolumbien nicht mehr berücksichtigt und im September gar nicht mehr eingeladen.

Bundesliga, 8. Spieltag

In der jüngsten Oktober-Länderspielphase zählte Ginter nun auch nicht zum USA-Reise-Aufgebot des neuen Bundestrainers Julian Nagelsmann. In seiner Abwesenheit konnten andere Profis durch das 3:1 gegen die USA und das 2:2 gegen Mexiko die Stimmung wieder in eine positive Richtung wenden und persönliche Punkte sammeln - auch wenn es gerade defensiv auch unter Nagelsmann weiterhin Nachholbedarf gibt.

Dass Ginter seit Saisonbeginn keine Chance mehr im DFB-Dress bekam, nagt am ambitionierten 29-Jährigen, der den WM-Triumph 2014 als Kadermitglied erlebte und als Säule im Deutschland-Trikot Olympia-Silber 2016 gewann, sowie ein Jahr später den Titel beim Confed Cup in Russland holte.

"Natürlich sprechen wir mal über sowas, keine Frage", bestätigte Christian Streich auf kicker-Nachfrage die Relevanz dieses Themas: "Gintes ist total ehrgeizig, sonst hätte er bis jetzt nicht so eine außergewöhnliche Laufbahn hingelegt. 51 Länderspiele für Deutschland ist ein wirkliches Wort. Weltmeisterschaften und eine Europameisterschaft, er hat schon viel erlebt."

"Jetzt ist es gerade anders, das gefällt ihm nicht. Das entspricht nicht dem, was er von sich erwartet, was er sich wünscht und wo er hinwill."

Christian Streich über Ginter

Streich hat Ginter schon zu A-Jugendzeiten trainiert, dann Anfang 2012 mit ihm die gemeinsame, erfolgreiche Bundesliga-Premiere gegen Augsburg erlebt und weiß: "Er kennt es eigentlich nicht anders, als in einer Länderspielpause nicht hier, sondern unterwegs zu sein und wahnsinnig viele Spiele pro Saison zu machen. Jetzt ist es gerade anders, das gefällt ihm nicht. Das entspricht nicht dem, was er von sich erwartet, was er sich wünscht und wo er hinwill."

Ginters Begehren sei klar: "Er will unbedingt zum Kreis der Nationalmannschaft dazugehören. Natürlich ist es sein großes Ziel, im Sommer bei der Europameisterschaft bei uns daheim dabei zu sein." Und das sei nach Meinung des 58-Jährigen auch kein unrealistisches.

Streich und das Beispiel Hummels

Es gehe sehr schnell "in alle Richtung heutzutage", meint Streich und nennt ein prominentes Beispiel: "Mats Hummels macht hier gegen uns die Standardtore, macht nochmal ein Tor, verteidigt gut, es gibt einen gewissen Umbruch und plötzlich reden alle vom Mats Hummels. Innerhalb von ein paar Wochen verändert sich eine Situation total."

Ginter wisse, dass es bei "ihm genauso sein kann" und sich Beurteilungen von Spielern schnell drehen könnten, daran sei er gewöhnt. "Aber er weiß auch, dass es für uns in der Phase nicht ganz so einfach war, es ist nicht alles optimal gewesen. Das schlägt sich auch auf ihn nieder", erzählt Streich.

In der Tat zeigte Ginter seit Sommer noch nicht konstant das hohe Niveau, auf dem er fast ausnahmslos in der vergangenen Saison agierte. Es gab einige stabile bis gute Auftritte, eine Top-Leistung beim 3:2 in Piräus, aber auch Wackler gegen West Ham (1:2), und an der Gegentorflut in Stuttgart (0:5) und gegen Dortmund (2:4) hatte auch Ginter seinen Anteil.

Streich beschreibt nun den Weg zum Ziel: "Es geht einfach darum, dass er klar bleibt und er ist klar. Er arbeitet sehr konzentriert. Jetzt gilt es, sich über gute Leistungen von ihm individuell und stabile Mannschaftleistungen von uns wieder in den Fokus zu spielen."

Streich ist guter Dinge, was eine Rückkehr in die Nationalelf angeht

Im Normalfall werde Ginter in den kommenden Wochen in Liga, DFB-Pokal und Europa League viele Partien absolvieren. "Wir arbeiten darauf hin, dass er die Stabilität kriegt, wir als Mannschaft und er selbst, um dann wieder darauf aufmerksam zu machen, was er für ein guter Spieler ist. Das ist er ohne Frage."

Streich ist trotz der jüngsten Nicht-Berücksichtigungen guter Dinge, was Ginters Lage in puncto Nationalteam angeht: "Ich sehe es total positiv und traue ihm ohne Weiteres zu, dass er sich wieder in eine solche Form bringt und wir auch wieder eine solche Stabilität kriegen, dass er auffällt und wieder eine absolute Option ist für die Nationalmannschaft. Davon gehe ich aus."

Schon an diesem Samstag gegen Bochum sollte Ginter mit der Rückkehr zur Topform anfangen, denn die nächste Nagelsmann-Nominierung folgt schon im November. Dann gibt es nur noch das Länderspielfenster im März, bevor nach der Saison die unmittelbare Vorbereitung auf die EM beginnt, deren Auftaktspiel am 14. Juni angepfiffen wird.

Carsten Schröter-Lorenz

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