2. Bundesliga

Beim HSV geht es jetzt um die Perspektive - auch für Walter

Der Fahrplan steht auf dem Prüfstand

Beim HSV geht es jetzt um die Perspektive - auch für Walter

Besitzt das Vertrauen der Bosse, muss im Saisonfinale aber eine Entwicklung seines Teams aufzeigen: HSV-Coach Tim Walter 

Besitzt das Vertrauen der Bosse, muss im Saisonfinale aber eine Entwicklung seines Teams aufzeigen: HSV-Coach Tim Walter  Getty Images

Den Fahrplan hat Dr. Thomas Wüstefeld am vergangenen Montag im kicker-Interview vorgeben. Jene Wege zu verfolgen, wie sie Bochum oder Bielefeld in den Vorjahren beschritten haben, also mit einem Jahr Anlauf ohne großen Umbruch im Kader und auf der Trainerbank, seien "natürlich sinnvoll", sagte der Vorstand. Wie schnell Wunsch und Wirklichkeit auseinanderdriften können, hat das zurückliegende Wochenende mit dem 1:2 gegen Paderborn jedoch nicht nur in Bezug auf den Aufstiegskampf gezeigt, es könnte auch Auswirkungen auf die Zukunftspläne haben. Im Nachholspiel gegen Aue geht es am Dienstagabend (18.30 Uhr, LIVE! bei kicker) weniger um das Wahren einer theoretischen Minimalchance als vielmehr um die Perspektive über diese Spielzeit hinaus.

Das Spiel des HSV wird seit einiger Zeit von Woche zu Woche schlechter

Tim Walter weiß um das Grundvertrauen der Bosse in seine Person. Er weiß aber auch, dass nur zwei Punkte aus fünf Partien allein schon Zweifel größer werden lassen, und erst Recht die jüngsten Vorträge. Das Spiel des HSV, über weite Strecken in seiner Idee immer erkennbar, wird seit einiger Zeit von Woche zu Woche schlechter. Wenn der Coach nun sagt, es gehe in dieser Phase auch darum, "dass wir auch als Verein mal Widerstände überwinden", ist das auch der Beginn eines Kampfes um seinen Job. Weil er weiß, dass Serien wie diese und die üblichen Frühjahrs-Einbrüche seinen Vorgängern zum Verhängnis geworden sind.

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kicker-Wochenendrückblick vom 25.09.2023
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"Entwicklung geht nicht immer nur in eine Richtung, sie kann auch mal ins Stocken geraten", betont der 46-Jährige. Weil in Hamburg zuletzt kein Paradigmenwechsel und keine Idee ans Ziel geführt, sondern Geschichte sich alljährlich wiederholt hat, herrscht zwischen seiner Einschätzung und der seiner Bosse grundsätzlich Einigkeit. Das Problem ist: Aktuell scheint die Entwicklung nicht nur zu Stocken geraten, sie geht systematisch in die falsche Richtung. Durch die Käufe von Mario Vuskovic und Miro Muheim und der vorzeitigen Vertragsverlängerung mit Moritz Heyer bis 2026 wollte der Verein Zeichen der Kontinuität aussenden - aktuell aber stehen Spieler wie diese für Kontinuität im Mittelmaß.

Nur zehn Siege in 27 Partien sind ein alarmierender Wert

Denn in der langen Historie ist der HSV 2021/22 der Schlechteste aller Zeiten, zehn Siege in 27 Partien sind ein alarmierender Wert. Nicht nur am chronisch unruhigen Standort Hamburg. Sportvorstand Jonas Boldt verteidigt den eingeschlagenen Kurs, natürlich. "Wir haben im vergangenen Sommer sehr ausgiebig zusammengesessen, diesen Weg der Entwicklung nochmal deutlich betont. Wir haben uns dazu entschieden, diesen Weg kompromisslos durchzugehen." Deshalb stützt der 40-Jährige auch seinen Trainer. Und zwar "so lange wir dass Gefühl haben, dass die entscheidenden Personen die Kraft und die Energie haben, entgegenzuwirken. Tim Walter hat sehr viel Energie und bringt sie jedes Mal mit ein."

Walters Zukunft war von vorneherein nie an die Bundesliga gekoppelt, sondern an eine Entwicklung

Der Vertrag des gebürtigen Badeners läuft bis 2023, seine Zukunft war von vornherein nie an die Bundesliga gekoppelt. Aber eben an eine Entwicklung. Das bedeutet: Sie muss wieder sichtbar werden in den finalen Saisonwochen, obwohl das Aufstiegsrennen zum vierten Mal verloren scheint. Sonst steht in Hamburg die nächste Fahrplan-Veränderung an.

Sebastian Wolff

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