Bundesliga

FC Bayern zurück in München: Erkenntnisse der Asienreise

B-Elf ergebnistechnisch besser - Pavard, Gnabry, Tel und die Sechser im Fokus

Bayern zurück in München: Erkenntnisse der Asienreise

Er hat genau hingesehen: FCB-Trainer Thomas Tuchel.

Er hat genau hingesehen: FCB-Trainer Thomas Tuchel. IMAGO/Propaganda Photo

Elf Tage war der FC Bayern auf Reisen. Am Montag, den 24. Juli, ging’s von München in Richtung Tokio, am Sonntag, dem 30. Juli weiter nach Singapur, ehe an diesem Donnerstag der Flieger wieder in der bayerischen Landeshauptstadt landete. Es waren intensive Tage, gerade in Tokio, die Temperaturunterschiede von bis zu 40 Grad Celsius im Freien und 18 Grad klimatisiert drinnen machten es den Profis bei ihrer Arbeit nicht sonderlich leicht.

Immerhin habe sich die Tour betriebswirtschaftlich ausgezahlt. Alle 3000 mitgebrachten Trikots wurden an den Mann oder die Frau gebracht, "und wir hätte noch 1500 Trikots mehr verkaufen können", sagt Marketingvorstand Andreas Jung, der zudem viele gute Gespräche vor Ort lobt.

Nichtsdestotrotz werden die Münchner - das Team wie die Bosse - froh sein, wenn nun wieder etwas Normalität einkehrt. Nach zwei freien Tagen, die Trainer Tuchel jetzt seiner Mannschaft genehmigte, startet dann die intensive Vorbereitung auf den Pflichtspielstart am Samstag, 12. August, wenn der FC Bayern im Supercup auf RB Leipzig trifft. Dann zählt es sportlich.

Welcher Spieler hat welche Chancen? Worauf achtet Trainer Tuchel? Wie möchte er Fußball spielen lassen? Die Asienreise hat erste Erkenntnisse gebracht:

De Ligt als Chef - Pavard wird intern geschätzt - Mazraoui steht hinten an

Grundsätzlich baut der Chefcoach auf eine defensive Viererkette. Matthijs de Ligt soll da, auch aufgrund seiner kommunikativen Art, als eine Art Leader vorangehen. Für den Platz neben ihm im Zentrum verpflichteten die Bayern Min-Jae Kim. In den drei Testspielen wechselte Tuchel munter durch: Benjamin Pavard durfte genau wie Dayot Upamecano zweimal innen starten - Pavard im dritten Spiel als Rechtsverteidiger.

Der eigentlich wechselwillige Franzose könnte seine Meinung womöglich nochmals überdenken. Sein Abschied ist noch nicht in Stein gemeißelt, er wird intern geschätzt, die Bosse würden seinen 2024 auslaufenden Vertrag nach wie vor gerne verlängern. Da er rechts hinten auch den Vorzug vor Noussair Mazraoui erhielt, scheint der Marokkaner derzeit hinten anzustehen. Links ist, auch weil Raphael Guerreiro verletzt fehlte, Alphonso Davies derzeit gesetzt.

Goretzka als Kapitän der zweiten Mannschaft - Erste Elf lag nie in Führung

Leon Goretzka

Stets Kapitän nach der Pause: Leon Goretzka. IMAGO/AFLOSPORT

Im zentralen Mittelfeld vertraut Tuchel im Moment Joshua Kimmich und Konrad Laimer, die sich offensichtlich erst einspielen müssen. Ohnehin aber hätte der Trainer gerne einen neuen, defensiv denkenden Sechser im Team. Ryan Gravenberch zeigte sich solide, so wirklich aufdrängen für mehr konnte er sich allerdings nicht. Leon Goretzka hingegen - da Tuchel immer großspurig zur Halbzeit wechselte stets Kapitän der zweiten Hälfte - führte dieses oft aus Amateur- und Nachwuchsspielern bestückte Team an.

Auffällig ganz generell: In allen drei Spielen war die erste Elf der Bayern bis zum Pausenpfiff nie in Führung: 0:1 gegen Manchester City (Endergebnis 1:2), 0:0 gegen Kawasaki (Endergebnis 1:0), 2:2 gegen Liverpool (Endergebnis 4:3). Heißt: Die B-Elf war ergebnistechnisch besser - wenngleich nicht unerwähnt bleiben darf, dass auch die Gegner jeweils gewechselt hatten. 

Tel könnte gegen Leipzig im Supercup starten - Musiala gesetzt

SINGAPORE, SINGAPORE - AUGUST 02: Manager Thomas Tuchel of Bayern Munich looks on during the second half of the pre-season friendly against Liverpool at the National Stadium on August 02, 2023 in Singapore. (Photo by Yong Teck Lim/Getty Images)

Druck für Bayern bei Kane-Verpflichtung: "Klar ersichtlich, dass ein Stürmer zwingend notwendig ist"

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Im Angriff musste Tuchel improvisieren. Von Serge Gnabry hält der 49-Jährige große Stücke, allerdings sieht er den Nationalspieler nicht zwingend im Sturm. Weil weder Eric Maxim Choupo-Moting noch Thomas Müller mit dabei waren und in München in der Reha arbeiteten, erhielt Mathys Tel seine Chance. Der 18-Jährige ist quirlig, hat Feuer, er macht Spaß, konnte sich gegen City auch mit einem Tor belohnen.

Sollte Harry Kane bis kommender Woche noch nicht an der Säbener Straße auftauchen, könnte dies die Chance für Tel sein, um beim Supercup starten zu dürfen. Hinter ihm ist Jamal Musiala vorerst gesetzt, auf Außen spricht vieles für Gnabry und Kingsley Coman, der zweimal die erste Hälfte pausieren durfte, im Grunde aber der gefährlichste Flügelspieler der Bayern ist. Leroy Sané hat zwar gegen Liverpool getroffen, aber nicht vollumfänglich überzeugt.

Tuchel kündigt schonungslose Gespräche an - Disziplin und Teamgedanke im Vordergrund

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Trainer Tuchel konnte sich ein gutes Bild von seiner Mannschaft verschaffen und wird, wie angekündigt, in den kommenden Tagen Einzelgespräche mit seinen Spielern führen. Schonungslos und offen, er wird die jeweiligen Perspektiven darlegen und sagen, wie er mit wem plant, wer das Zeug zum Bayern-Spieler der kommenden Saison hat und wer nicht.

Das bedeutet zugleich, dass Profis, die auf dem Abstellgleis stehen, womöglich den Verein noch verlassen könnten. Tuchel nämlich zieht seine Linie konsequent durch, nimmt auf Befindlichkeiten wenig Rücksicht, wie auch der Abschied von Sadio Mané gezeigt hat. Der Chef-Trainer will sich das Team nach seinen Vorstellungen zusammenbauen.

Ganz wichtig für ihn: Berufseinstellung des Spielers, Wille, Bereitschaft, Teamgedanke. Wer schlechte Stimmung verbreitet oder nicht die nötige Disziplin mitbringt, wird es sehr schwer haben unter Tuchel. Weil auch er weiß, dass in den vergangenen zwei Jahren in dieser Hinsicht vieles stiefmütterlich behandelt wurde.

Georg Holzner

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