Bundesliga

Sadio Mané beim FC Bayern: Die Gründe für das Missverständnis

Es stimmte von Anfang an nicht wirklich, aber es gibt weit mehr Gründe

Mané verabschiedet sich: Die Gründe für das Missverständnis

Liegt seine Zukunft bei Al-Nassr? Sadio Mané steht vor seinem Abschied beim FC Bayern.

Liegt seine Zukunft bei Al-Nassr? Sadio Mané steht vor seinem Abschied beim FC Bayern. IMAGO/Shutterstock

Von Bayerns Asienreise aus Tokio berichtet Georg Holzner

Er war die Geschichte des Testspiels am Samstag gegen Kawasaki Frontale - eine für ihn ganz offensichtlich traurige, für den Klub aber nachvollziehbare. Etwa eine Stunde vor Anpfiff, als die Aufstellungen der Teams veröffentlicht wurden, stand Sadio Mané schon nicht mehr auf dem Spielberichtsbogen. Aus Gründen und als Anzeichen dafür, dass sein Abschied vom FC Bayern nach nur einem Jahr, einem sehr turbulenten Jahr, naht. Einst, im Sommer 2022, gekommen als Weltstar, zumindest wurde er bei den Münchnern so vorgestellt. Sein Name rechtfertigt dies. Aber seit Wochen ist Mané nur noch eine Randfigur. Wie auch am Samstag im Stadion zu sehen war.

Rechts neben dem Staff, ganz am Ende der Ersatzbank, auf einem separaten Stuhl, saß der 31-Jährige und verfolgte die 90 Minuten im Nationalstadion Tokios. Im schwarzen FCB-Trainingsoutfit, mit privater Kappe und weißen Stöpseln im Ohr. Mal guckte er aufs Feld, mal zu den Zuschauern auf die Tribüne, mal schaute er ins Handy. Er war zwar irgendwie noch dabei, aber in gewisser Weise auch schon abgeschottet.

Dabei wollte er doch eigentlich bleiben - als stolzer Fußballer, als ehrgeiziger Sportler. Er wollte den Münchner Verantwortlichen, genauso seinen Kollegen zeigen, dass er noch immer zu deutlich viel mehr im Stande ist, als er im vergangenen Jahr abgerufen hatte. Doch seine Perspektive, auch aufgrund des Schlags gegen Leroy Sané, ist aussichtslos. Die FCB-Führung teilte ihm längst mit, der kicker hatte exklusiv berichtet, dass sie in der kommenden Saison nicht mehr mit ihm plant.

Mané hat sich bereits von der Mannschaft verabschiedet

Mané also bleibt keine Wahl. Er muss sich zwangsläufig um einen neuen Verein umschauen bzw. sich über seine Zukunft Gedanken machen. Sein Markt in Europa ist überschaubar. Der saudische Klub Al-Nassr hingegen würde sich über eine Wechsel Manés freuen - für ihn persönlich gewiss nicht das, was er sich vorgestellt hatte. Nichtsdestotrotz: Gespräche zwischen den Parteien gibt es seit Tagen - die Verhandlungen sind weit fortgeschritten.

Die Vertragslaufzeiten der Bayern-Profis

An diesem Sonntag, als die Bayern in den Flieger von Tokio nach Singapur stiegen, war Mané schon nicht mehr an Bord. Verabschiedet hatte er sich von der Mannschaft bis kurz nach Abpfiff am Samstag noch nicht, wie Josip Stanisic, Matthijs de Ligt und Yann Sommer übereinstimmend erzählten. Das ist inzwischen aber geschehen.

Ein idealer Moment für Salihamidzic

Damit endet das Kapitel Sadio Mané beim FC Bayern, sofern nichts mehr Unvorhergesehenes passiert. Geht es jedoch um die Gründe für seinen Abschied beziehungsweise für das zwölfmonatige Missverständnis, muss differenziert werden. Also, der Reihe nach:

Lewandowski wollte weg, er war intern beinahe Chef-Kritiker von Julian Nagelsmann und Hasan Salihamidzic. Anstatt ihn von einem letzten Bayernjahr versuchen zu überzeugen (er hatte ja noch Vertrag), waren beide eher erleichtert über den Lewy-Abschied. So hatten sie einen Kritiker, der viel Wahres anspricht, weniger. Da kam dann gerade recht, dass der Berater von Mané seinen Klienten beim Ex-Sportvorstand, als es im Gespräch ursprünglich um Konrad Laimer ging, kurzerhand anbot.

Für Salihamidzic, der insbesondere beim Aufsichtsrat höchst in der Kritik stand und um eine Vertragsverlängerung bangen musste, ein idealer Moment, um nach Lewandowski einen Star in München zu präsentieren. Ob Mané ins System oder ins Team passt - egal. Jeder in dieses Fußballgeschäft Involvierte wusste, dass der Senegalese kein klassischer Neuner ist und damit niemals ein Ersatz für Weltfußballer von 2020 und 2021. Präsentiert wurde er in München trotzdem so - entsprechend hoch und an diese Aussagen angepasst waren die Erwartungen.

Mané und die Bayern: Es stimmte von Anfang an nicht wirklich

Ihm wurde also eine Position aufgezwungen, die er gar nicht erfüllen konnte - und auf den Flügeln, so wie Bayern spielt, ist viel Konkurrenz und er nicht eingespielt. Für einen deutschen Rekordmeister war es daher naiv, Mané zu verpflichten - und Mané gegenüber, aus sportlichen und nicht aus finanziellen Gründen, fast schon unfair. Von Ex-Coach Nagelsmann wurde er zwischen den Positionen hin und her geschickt, seinen Platz hat er nie gefunden. Letztlich stand er bei seinen Toren mehr im Abseits als nicht. Weshalb sein Aus nach nur einem Jahr gar nicht so überraschend kommt. Klar, seine Verletzung im Herbst, kurz vor der WM, trug sicherlich ihren Anteil dazu bei, brachte Mané zusätzlich aus dem Rhythmus. Aber es stimmte von Anfang nicht wirklich.

Unter Trainer Thomas Tuchel erhoffte er sich - zu Recht - eine weitere Chance. Nutzen konnte er die wenigen Gelegenheiten nicht. Am letzten Spieltag, als Bayern nach dem Kölner Ausgleich zum 1:1 in den zehn Schlussminuten noch ein Tor schießen musste, um doch noch Meister zu werden, setzte Tuchel auf Mathys Tel - nicht auf Mané. Zu diesem Zeitpunkt war eigentlich schon klar, dass seine Zeit in München bald zu Ende geht. Jetzt soll es also weitergehen zu Al-Nassr. Womit die Bayern bei den gehandelten mehr als 30 Millionen Euro Ablöse den Transfer aus dem Vorjahr, allein an der Ablöse gemessen, refinanzieren und einen Topverdiener mit mehr als 20 Millionen Euro Salär pro Jahr von der Gehaltsliste streichen können.

Salihamidzic hat zwar, wenn auch voreilig, vor elf Monaten seine Vertragsverlängerung bekommen, die Verpflichtung Manés hatte - neben ein paar Verkäufen, die inklusive bereits bezahlter Gehälter in Summe auch keine Plusgeschäfte waren - gewiss ihren Einfluss. Zehn Monate später musste der damalige Sportvorstand trotzdem gehen - und jetzt auch sein vor nicht allzu langer Zeit so hochgelobter Megatransfer Sadio Mané.

TOKYO, JAPAN - JULY 26: Sadio Mane of Bayern Muenche looka on during the preseason friendly match between Manchester City and Bayern Muenchen at National Stadium on July 26, 2023 in Tokyo, Japan. (Photo by Koji Watanabe/Getty Images)

Mané und Sommer vor dem Absprung? "Könnte Bewegung reinkommen"

alle Videos in der Übersicht