Beim FC Bayern gab es im Vergleich zum 1:0-Erfolg in der Champions League gegen den FC Brügge folgende personellen Änderungen: Ersatzkeeper Dreher (eigentlich Torwarttrainer und dritter Torhüter hinter dem an der Schulter verletzten Rensing) musste kurzfristig für Stammtorhüter Kahn ran, dessen Knieprobleme beim Aufwärmen wieder auftraten. Schweinsteiger ersetzte Lizarazu (Muskelfaserriss), Karimi kam für Ballack (angeschlagen und Grippe), Santa Cruz für Guerrero, Jeremies für Demichelis (Rücken). Wolfsburgs Trainer Holger Fach brachte nach dem 1:0-Sieg gegen Eintracht Frankfurt Marlet und Sarpei für Thiam (Oberschenkelverletzung) und Tskitishvili (Muskelfaserriss). Mit Hanke, Klimowicz und eben Marlet standen drei nominelle VfL-Stürmer in der Anfangsformation.
In der Anfangsphase beschnupperten sich beide Teams, ohne nach vorne allzu großes Risiko zu gehen. Wolfsburg versteckte sich nicht, spielte munter mit, fand aber keinen Weg in den Münchner Strafraum. Die Bayern ließen es ruhig angehen, spielten sehr sachlich, strahlten aber zunächst überhaupt keine Gefahr aus. Die Kontrahenten lieferten sich nahezu ausschließlich Duelle im Mittelfeld, die wiederum aber sehr intensiv geführt wurden. Torchancen waren absolute Mangelware. Quiroga blockte einen Schuss von Makaay, der von Santa Cruz per Flachpass bedient worden war. Auf der anderen Seite brachte D'Alessandro eine Ecke von rechts an das linke Strafraumeck zu Marlet, der aber in leichter Rückenlage knapp am Torwinkel vorbeiköpfte. Die Münchner fanden zu keiner Sicherheit im Aufbauspiel. Das Fehlen von Ballack sowie die Änderung auf gleich vier Feldspieler-Positionen hinterließ ihre Spuren. Die Rädchen griffen nicht ineinander, im Getriebe knirschte es laut. Die Angriffsreihen zogen hüben wie drüben gegen die aufmerksamen Defensivabteilungen zumeist den Kürzeren. Attraktives, unterhaltsames Spiel war so nicht möglich. Zu Beginn der zweiten Hälfte gab es keine personellen Veränderungen. Wolfsburg spielte zunächst Powerplay, ohne sich aber entscheidend in Szene setzen zu können. Die Bayern waren alle in der eigenen Hälfte, lauerten auf schnelle Gegenstöße. In der 50. Minute brachte Magath mit Scholl eine frische Kreativkraft. Karimi war blass geblieben, musste weichen. Es ging auch in der Folge fast nichts zusammen. Nahezu alles blieb Stückwerk, kein Team vermochte, Druck auszuüben, den Aktionen fehlte die letzte Konsequenz. Wie aus dem Nichts wäre Wolfsburg aber beinahe in Führung gegangen: Alex flankte von rechts in die Mitte zu Marlet, der sich gegen Lucio und Sagnol durchsetzte, aber aus fünf Metern an den linken Pfosten schoss. Wolfsburg stand in der Abwehr zwar gut gestaffelt, die Bayern machten es den Niedersachsen aber auch nicht allzu schwer. Nachlässige Abspiele, fehlender Biss und Wille, unbedingt zum Torerfolg zu kommen, verhinderten Zählbares. So dauerte es bis zur 67. Minute, ehe es aus Münchner Sicht doch noch klappen sollte. Symptomatisch aber, dass es einer Standardsituation bedurfte: Scholl brachte eine Ecke von links mit Effet nach innen, Santa Cruz schraubte sich hoch und köpfte mit Wucht aus fünf Metern ein. Quiroga kam zu spät. Die Münchner vermieden den Fehler, sich nun zurückzuziehen, sondern spielten weiter nach vorne und beschäftigten den VfL, ohne aber zu großen Torchancen zu kommen. Wolfsburg agierte mitunter zu umständlich, kam zudem kaum einmal in den Rücken der Bayern-Abwehr. Kurz vor dem Schlusspfiff waren es dann sogar die Bayern, die nach einem Konter den Schlusspunkt setzten: Der überragende Lucio trat in der eigenen Hälfte an, spielte Doppelpass mit Guerrero, umspielte rechts Jentzsch und schoss aus fast unmöglich spitzem Winkel von der rechten Grundlinie ins lange Eck. Der FC Bayern feierte einen mühsamen Erfolg in einem wenig unterhaltsamen Spiel, gewann damit aber weiter alle Heimspiele im Jahr 2005 und blieb zudem in der Allianz-Arena weiter ohne Gegentreffer. Der VfL Wolfsburg, mutig mit drei Stürmern angetreten und sich zu keinem Zeitpunkt versteckend, musste sich nach zwei Siegen in Folge erstmals wieder geschlagen geben.