Bundesliga

Aushängeschild Wirtz: Wenn selbst der Papa nichts kritisiert

WM in Katar ist das Saisonziel

Aushängeschild Wirtz: Wenn selbst der Papa nichts kritisiert

Tor und Assist beim 4:2 gegen Stuttgart: Florian Wirtz.

Tor und Assist beim 4:2 gegen Stuttgart: Florian Wirtz. imago images/Revierfoto

Eine herausragende Ballannahme nach einem weiten Schlag von Robert Andrich, ein frecher Heber aus vollem Lauf über die Abwehr der Stuttgarter, ein wohlüberlegter sowie äußert präziser Kullerball zum 3:1 links unten ins Eck und dann noch ein genauer Querpass für den freistehenden Patrik Schick. Warum? "Weil ich wollte, dass Patrick auch mal wieder ein Tor schießt", so das Leverkusener Aushängeschild am Samstagabend beim Gespräch mit "Sky" nach dem verdienten 4:2-Erfolg über Kellerkind VfB.

Kurzum: Florian Wirtz hat einmal mehr gezeigt, was in diesem erst 18-jährigen Profi schon alles steckt. Der 2020 vom 1. FC Köln zur Werkself gestoßene Pulheimer, der auch noch mit Kai Havertz zusammen im Bayer-Mittelfeld gezaubert hat, hat den Chelsea-Stammspieler, Champions-League- sowie Klub-WM-Sieger und DFB-Nationalspieler längst ein gutes Stück weit vergessen lassen.

Bundesliga, 22. Spieltag

Wirtz lässt schwierige Dinge einfach aussehen und tritt mit erst seit Mai 2021 geltender Volljährigkeit auf wie ein gestandener Bundesliga-Profi - was er mit bereits 56 Partien im deutschen Oberhaus samt 13 Toren und 16 Vorlagen ja auch schon ist.

"Ich kann das nicht erklären"

Doch warum sieht es so leicht aus, wenn Wirtz hier mal einen feinen Pass durchsteckt und dort lässig annimmt? Seine simple Antwort: "Ich kann das nicht erklären. Ich mache einfach in jeder Situation das, was ich sofort in den Kopf bekomme. Ob das jetzt leicht für andere aussieht, weiß ich nicht." Es sei schon auch Arbeit und Training dahinter, doch im Kern tue er mit dem Ball am Fuß das, was ihm in der Sekunde als Gedankengang einfällt oder er sich kurz vor einem Zuspiel spontan überlegt habe.

Und weil auch noch seine Mitspieler ordentlich kicken und nach 22 Spieltagen nicht nur gefestigt mit 41 Punkten auf Rang drei stehen, sondern auch bereits 58 Treffer verbucht haben (so viele wie noch nie zuvor in der Bundesliga nach 22 Runden), steht die Werkself für äußerst ansehnlichen Spaß-Fußball. "Wir spielen auf jeden Fall guten Fußball, so kann man das auf jeden Fall sagen", so Wirtz."

Doch ob wir jetzt in diesem Jahr den besten Fußball der Bundesliga spielen, weiß ich nicht." Das müssten andere bewerten, die Mannschaft selbst wolle derweil einfach nur auf sich selbst und die bevorstehenden Aufgaben gucken. "Wir geben weiter Gas, es macht einfach unfassbar Spaß mit der Mannschaft. So wollen wir weitermachen."

Kritik vom Vater? "Das hat er schon lange aufgehört"

Langfristig könne der Spaß und das Können, was Wirtz austrahlt und von Woche zu Woche darbietet, natürlich zu einer WM-Teilnahme für Deutschland führen. Bundestrainer Hansi Flick dürfte den Jungspund dafür auf jeden Fall auf dem Zettel haben, oder? "Ich weiß nicht, ob Katar schon für mich gebucht ist. Mein Ziel für die Saison ist aber, dass ich mit aufgenommen werde. Ob ich dann am Ende dabei bin, muss der Trainer entscheiden."

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Bis dahin heißt es: weiter am Erfolg mit Bayer 04 arbeiten und die Lobhudeleien in der Öffentlichkeit ausblenden, wie der bereits viermalige deutsche A-Nationalspieler zugibt. Das Drumherum oder das Mediale, wo viel über ihn geredet wird, kümmere ihn privat wenig: "Das klammere ich zu einem hohen Prozentsatz aus." Er wolle auch viel lieber nur Fußball spielen als etwa Interviews geben.

Und nach dem Fußball spielen eventuell den Kritiken des eigenen Vaters Hans-Joachim, der ihn in jungen Jahren selbst bei Grün-Weiß Brauweiler trainiert hat, lauschen? "Dass mein Vater mir noch sagt, was ich besser machen hätte können, das hat er schon sehr, sehr lange aufgehört", offenbart Wirtz mit einem Lächeln. "Das hat er früher mal gemacht. Jetzt freut er sich, mir zuzugucken."

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Bilder zur Partie Bayer 04 Leverkusen - VfB Stuttgart