Bundesliga

Robert Andrich als Notnagel: "Ich bin häufig sehr sauer"

Leverkusens Sechser wird gegen Gladbach theoretisch doppelt gebraucht

Andrich zur Rolle als Notnagel: "Ich bin häufig schon sehr sauer"

In der bisherigen Bundesliga-Saison bislang nur viermal in der Startelf bei zwölf Einsätzen: Robert Andrich.

In der bisherigen Bundesliga-Saison bislang nur viermal in der Startelf bei zwölf Einsätzen: Robert Andrich. IMAGO/Beautiful Sports

Am Samstag wird Robert Andrich spielen. Ganz sicher. Verletzt sich der 29-Jähige bis dahin nicht, wird er gegen Borussia Mönchengladbach (18.30 Uhr, LIVE! bei kicker) in der Startelf von Bayer 04 stehen. Doch wo er beginnen wird, ist noch offen.

Xabi Alonso könnte ihn entweder als Ersatz für den gesperrten Abwehrchef Jonathan Tah (5. Gelbe Karte) zentral in der Dreierkette einsetzen oder in der Doppelsechs neben Granit Xhaka, da Exequiel Palacios mit einer schweren Muskelverletzung ausfällt.

Er habe sich als gelernter Sechser auch als Innenverteidiger "eigentlich von Anfang an" wohlgefühlt, erklärt Andrich, "am Anfang war es etwas ungewohnt, aber jetzt, wenn man schon häufiger im Training und auch im Spiel die Position bekleidet, dann hat man auch gewisse Automatismen in der Position, die schon anders sind als auf der Sechs", sagt er "von daher kann ich beide Positionen sehr gut spielen und bin sicherlich für beide eine Alternative."

Da sein, wenn man gebraucht wird

Und genau das ist der Haken. Dass Andrich nur eine Alternative ist. Sind alle Spieler fit, muss er sich hintenanstellen. Eine Rolle, die er lange nicht mehr einnehmen musste und die an ihm nagt. "Ich komme mehr von der Bank oder wenn Not am Mann ist so wie aktuell", beschreibt er seine persönliche Situation, "das gefällt mir natürlich nicht so, aber es gehört aber im Business leider dazu, dass man sich da unterordnet."

Das macht der deutsche Nationalspieler, der natürlich regelmäßig von Beginn an spielen möchte - nicht nur um seine EM-Chancen zu wahren. So gehöre es auch zu seinem Job, "dass man da ist, wenn man gebraucht wird. Das habe ich die letzten Male immer gut gezeigt. Deswegen wird es am Wochenende wieder der Fall sein."

Nachdem er beim Re-Start in Augsburg (1:0) beginnen durfte, weil Xabi Alonso keine Gelb-Sperre für Tah vor dem Leipzig-Spiel riskieren wollte, musste Andrich beim 3:2-Sieg bei RB anfangs wieder auf der Ersatzbank Platz nehmen. Am Samstag darf er wieder beginnen.

Mental schwierige Situation

Denn dass Andrich spielen wird, ist logisch, weil zwingend. "Ich gehe stark mal davon aus, dass ich auf dem Feld bin - egal auf welcher Position -, um wieder meine Leistung zu bringen, um die drei Punkte hier zu behalten", sagt er.

Es ist schon nicht immer einfach. Da bin ich ehrlich.

Robert Andrich

Doch immer nur einzuspringen, ist nicht sein Ding. Mental stellt das für Andrich eine durchaus komplizierte Situation dar. "Es ist schon nicht immer einfach. Da bin ich ehrlich. Es ist schon häufiger der Fall, dass ich schon sehr sauer bin", gibt er offen zu, mit dem Wissen, dass er diese Emotionen nicht die Oberhand gewinnen lassen darf.

Die Wut, die dann in ihm aufsteigt, ist nämlich kontraproduktiv. "Am Ende bringt das leider nichts. Weil: Ich kann es in mich hineinfressen, ich kann es nach außen hin schlecht zeigen", beschreibt er sein Gefühl, "wenn ich dann schlechte Leistungen bringe, ist es sogar noch schlechter, als wenn ich gute Leistungen bringe."

Die harte Phase des Kalenders kommt erst noch

Folglich hilft ihm nur, die Faust in der Tasche zu ballen und abzuliefern. "Es eine Mischung aus natürlich sauer sein und es ein bisschen zu zeigen, weil es dazu gehört. Und es irgendwo auch menschlich und sportlich ist. Aber wenn es darauf ankommt, muss man da sein und seine Leistungen bringen."

Bayer Leverkusen: Die nächsten Spiele

Gegen Gladbach bekommt er wieder mal vom Anpfiff weg die Chance dazu. Gleiches gilt für die Spiele bis tief in den Februar hinein, so lange Palacios verletzt fehlen wird. Für Andrich wichtige Wochen, um sich zu zeigen - Xabi Alonso, seinem Coach bei Bayer 04, aber auch Bundestrainer Julian Nagelsmann.

Und auch ab März, wenn die englischen Wochen auf durchgehend hohem Niveau dann richtig losgehen für Leverkusen, wird Xabi Alonso - anders als in der Hinrunde mit den leichten Gruppenspielen in der Europa League, in den oft mehr als eine halbe B-Elf antrat - richtig rotieren lassen müssen. Dann wird sich Andrich weiter in wichtigen Spielen beweisen dürfen und wohl viel seltener richtig sauer sein.

Stephan von Nocks

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