Bundesliga

Andrich über Bank-Frust: "Noch mehr, die nicht zufrieden sind"

Leverkusens Mittelfeldspieler spricht offen über schwierigen Weg zurück

Andrich über Bank-Frust: "Noch mehr, die nicht zufrieden sind"

Bayers Robert Andrich winkt in München ein Platz in der Startelf.

Bayers Robert Andrich winkt in München ein Platz in der Startelf. IMAGO/Uwe Kraft

Am Freitag um 20.30 Uhr kommt es zur großen Bewährungsprobe. Für Bayer 04, das nach beeindruckendem Saisonstart nun beim Meister aus München zeigen muss, wie weit die Mannschaft in ihrer Entwicklung wirklich ist. Aber auch für Robert Andrich, der erstmals seit dem 11. Mai, als er sich im Halbfinal-Hinspiel der Europa League bei AS Rom (0:1) den Mittelfuß brach, wieder in einem Pflichtspiel in der Leverkusener Anfangsformation stehen dürfte.

Der 28-Jährige fiebert nach der langen Pause seinem Einsatz entgegen. Und der Sechser, der bereits das neue Leverkusener Selbstverständnis ("Wir wollen in München gewinnen - das ist unser Anspruch") eindeutig dokumentierte, spricht auch Klartext zu seiner persönlichen Situation.

"Trainings- und Spielfitness sind zwei unterschiedliche Dinge", beurteilt Andrich seinen Zustand und formuliert seinen eindeutigen Wunsch: "Deswegen warte ich auf die Minuten und brauche natürlich auch Minuten von Anfang an über lange Distanz, damit man wieder in den Rhythmus kommt. Da hoffe ich, dass es demnächst mehr werden als in den letzten drei Wochen."

"Natürlich stelle ich es mir anders vor"

Aus seiner Unzufriedenheit, bislang immer nur als Einwechselspieler zum Zug gekommen zu sein, macht er nämlich keinen Hehl. "Natürlich stelle ich es mir anders vor als es in den letzten Wochen war. Aber das gehört auch dazu. Die Jungs haben es gut gemacht. Von daher kann ich nicht viel meckern", erklärt er, "es gibt ja noch mehr in der Mannschaft, die wie ich nicht zufrieden sind, dass sie nicht spielen."

Dabei ist dem Führungsspieler bewusst, dass dieses akute Überangebot und dessen Auswirkungen die Voraussetzung dafür sind, dass Bayer eine erfolgreiche Saison erlebt. "Es ist wichtig, dass wir die Spieler dahinter haben, die auch darauf brennen zu spielen. Jetzt gehen die englischen Wochen los. Da ist es wichtig", weiß Andrich, "dass wir viele Spieler in einem guten Rhythmus haben." Um diesen kämpft Andrich noch.

Ausgerechnet beim Spitzenspiel wird er die Möglichkeit dazu bekommen. Denn Konkurrent Exequiel Palacios landet nach Länderspielen mit Argentinien erst am Donnerstag um 11 Uhr in Frankfurt. Von dort reist der Mittelfeldspieler nach Leverkusen, um am Freitagfrüh mit Bayer 04 nach München zu fliegen. "Pala kommt als letztes wieder. Es ist nicht einfach, gerade auch, weil wir am Freitag spielen", erklärt Andrich, "ich sag es mal so: Die Möglichkeit für mich auf einen Einsatz ist höher als an den ersten drei Spieltagen."

"Das war etwas Neues, auch etwas Schwieriges"

Mit seinem ersten Startelfauftritt könnte Andrich das Kapitel Mittelfußbruch wohl abschließen. "Das war meine erste ernsthafte Verletzung. Deswegen war es auch nicht so einfach, mit der Situation klarzukommen, wieder in den Rhythmus zu kommen, sich heran zu kämpfen. Das war etwas Neues, auch etwas Schwieriges", gibt der Kämpfer zu, "es ist nicht so einfach, dass du deine Reha machst, zurückkommst, trainierst und spielst dann ganz normal. Es ist eine Menge mehr dabei. Das war für mich ein neuer Erfahrungswert."

Hinter den Kollegen hinterher zu hinken, den eigenen Rückstand wahrzunehmen, erst weit von einem Einsatz, später weit von der ersten Elf entfernt zu sein. Dinge, die Andrich in dieser Konstellation nicht kannte und auf die er künftig gerne verzichten würde.

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Ab Freitag soll der letzte Schritt vollzogen werden, damit wieder alles in normalen Bahnen läuft. Andrich möchte wieder regelmäßig von Beginn an spielen und mit Bayer 04 den Lauf der erste Saisonwochen fortsetzen.

Ob dies nach dem Break gelingt? Andrich gibt zu: "Man sagt ja, eine Länderspielpause kommt nie zum guten Zeitpunkt. Diesmal war er wirklich nicht so gut." Für ihn persönlich aber womöglich doch. Wäre Palacios ohne Länderspielreise in München doch für die Startelf gesetzt gewesen …

Stephan von Nocks