Bundesliga

4:7 in Kaiserslautern: Als der FC Bayern auseinanderfiel

Lauterns legendäre Aufholjagd wird 50 Jahre alt

Als der große FC Bayern auseinanderfiel

Der Untergang nimmt Formen an: Ein konsternierter Uli Hoeneß begleitet Rot-Sünder Bernd Gersdorff vom Feld.

Der Untergang nimmt Formen an: Ein konsternierter Uli Hoeneß begleitet Rot-Sünder Bernd Gersdorff vom Feld. imago sportfotodienst

Die Bezeichnung Angstgegner ist auch im Münchner Raum deutscher Sprachgebrauch, allerdings nicht, wenn es um den FC Bayern geht. Dort gibt es diesen Terminus, von Borussia Mönchengladbach mal phasenweise abgesehen, seit Jahren höchstens noch international. Das war nicht immer so.

Nach Kaiserslautern können die Bayern die Punkte gleich mit der Post schicken, meinte Paul Breitner einmal sinngemäß, der am 20. Oktober 1973 verletzt fehlte, als man die bitterste der zu dieser Zeit regelmäßigen Auswärts-Niederlagen beim FCK kassierte. Eine der denkwürdigsten Niederlagen der Bundesliga-Geschichte.

Bayern führte mit 4:1

Dabei waren die Münchner ausgerechnet an diesem Herbstnachmittag drauf und dran, den Angstgegner in dessen Heim-Festung vorzuführen, schnell lagen sie mit 2:0, dann 3:0, später 4:1 in Front. Kein Mensch hatte bis nach einer knappen Stunde ahnen können, dass dieser 12. Spieltag noch Einzug in die Bundesliga-Folklore erhalten sollte. Die Ränge leerten sich sogar bereits.

Dann jedoch schalteten Franz Beckenbauer, Gerd Müller und Co. ab, die gedanklich schon beim ersten deutsch-deutschen Europapokal-Spiel gegen DDR-Meister Dynamo Dresden vier Tage später waren und den berühmten Schalter nicht mehr umgelegt bekamen, als der FCK genau das tat.

Das 7:4 - der Spielbericht

Schnell stand es plötzlich 3:4, nach einem Freistoßtrick 4:4, Rechtsaußen "Seppl" Pirrung machte mit drei Toren das Spiel seines Lebens. Auf einmal waren die Ränge voller als zuvor. Die Bayern dezimierten sich durch Bernd Gersdorffs Schiedsrichter-Beleidigung, fielen daraufhin völlig auseinander und ließen die Lauterer Spieleuphorie, die wohl nur dieser eine Gegner auslösen konnte, mehr oder weniger über sich ergehen.

FCK-Trainer Ribbeck nahm Bayern "nicht ganz ernst"

Als der FCK den FCB in den Schlussminuten mit angelupften Pässen vorführte, mit traumhaften Schüssen in die Winkel sogar noch deutlich schlug, als die großen Bayern in jedem Zweikampf mindestens einen Schritt zu spät kamen, war das - wenn all das nicht auf dem Betzenberg stattgefunden hätte - verkehrte Welt. Ebenso die beschwichtigende Erklärung des jungen Lautern-Trainers Erich Ribbeck für den zunächst so deutlichen Rückstand: "Nach unseren letzten Erfolgen nahmen wir die Bayern doch nicht ganz ernst."

Worte, die im deutschen Fußball schon lang nicht mehr Sprachgebrauch sind. Am Freitag werden sie 50 Jahre alt.

nba

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