2. Bundesliga

Ache definiert die Erfolgsformel des FCK

Nach Stolperstart nun in der Spitzengruppe

Ache definiert die Erfolgsformel des FCK

Ragnar Ache (oben) traf zum Endstand für den FCK.

Ragnar Ache (oben) traf zum Endstand für den FCK. IMAGO/Werner Schmitt

Die Sonne flutete das Fritz-Walter-Stadion, der 1. FC Kaiserslautern führte gegen Hansa Rostock 2:0, die Basis für den vierten Saisonerfolg war gelegt, das Publikum entzückt - und doch gestikulierte Cheftrainer Dirk Schuster an der Außenlinie wild und etwas ungehalten umher. Ein Bein nach hinten schleudernd imitierte er das, was sein Schützling Tobias Raschl kurz zuvor dargeboten hatte: ein Hackenpässchen aus der Luft. In der eigenen Hälfte des Spielfeldes. Nicht in der 80. Minute, sondern inmitten des ersten Abschnitts. Nicht bei einem Sicherheit garantierenden Vorsprung, sondern einer vergleichweise schmalen 2:0-Führung, die im Nu dahin sein kann.

Mit derlei Gebaren muss man dem 55-jährigen Schuster gar nicht erst kommen. Da wird er fuchsig. "Da ist bei uns ein bisschen der Schlendrian eingekehrt. Wir haben nicht mehr konzentriert und sauber weiter Fußball gespielt, sondern uns verzettelt und sind zu viel Risiko in der eigenen Hälfte gegangen", murrte der Cheftrainer nach der Partie und beanstandete "zwei, drei Arroganzanfälle".

Raschls Einsicht

Schon bald zeigte sich, dass des Trainers Unmut begründet war. Seine zunächst "defensiv wie offensiv hervorragend" Fußball spielende Elf legte ohne Not die Zügel aus der Hand. Als Hansa zum Anschlusstreffer gekommen war, unter gütiger Mithilfe der Kaiserslauterer Garde und einem offensichtlichen Fehlverhalten Raschls, produzierte der eben Genannte am Strafraumeck ein Gefahr heraufbeschwörendes Foul, sah Gelb und musste bei Halbzeit ausgetauscht werden, weil er nun völlig neben sich stand.

Das nächste Mal haue ich den Ball auf die Tribüne.

Tobias Raschl

Raschl liefert im Mittelfeld einen großen Mehrwert für den 1. FC Kaiserslautern, gegen Hansa erzielte er schon nach drei Minuten seinen ersten Saisontreffer zur 1:0-Führung. Für kurze Momente aber überkommt ihn immer mal wieder der jugendliche Leichtsinn. Schuster bemängelte dies schon des Öfteren. Raschl selbst zeigte sich einsichtig: "Die Situation beim Gegentreffer, ja, die habe ich dann auch direkt reflektiert: Ich hätte den Ball lang schlagen müssen und nicht versuchen rauszuspielen." Er werde daraus lernen und das nächste Mal, so beteuerte er, den Ball in ähnlicher Situation "auf die Tribüne hauen".

Seit fünf Zweitligaspielen ist der 1. FC Kaiserslautern ungeschlagen, dank vier Siegen und einem Unentschieden hat er als Tabellenvierter die Spitzengruppe erreicht. Noch klarer als in den erfolgreichen Partien zuvor offenbarte sich gegen den FC Hansa ein Mehr an Spielkultur. Die Roten Teufel erwirtschafteten sich eine Fülle an Möglichkeiten. Allerdings mangelte es nun an Effizienz. Der Expected-Goal-Wert lag bei 5,02. Zum Vergleich: Bayern München kam beim 7:0 gegen den VfL Bochum auf 5,34. Auch Ragnar Ache ließ mehrere Chancen ungenutzt, ehe er seine eigene Darbietung in der 83. Minute doch mit dem Treffer zum 3:1-Endstand veredelte. Es war sein sechstes Tor im siebten Saisonspiel. Der Invest amortisiert sich bereits.

Tore, Präsenz, Einsatz

In dem 25-Jährigen erwächst ein neuer Publikumsliebling. Deutlich wurde dies bei seiner Auswechslung, als die Grundfeste der Arena aufgrund des donnernden Applauses zu wackeln schienen. Die Anhängerschaft liebt nicht allein Aches Treffer, sondern auch dessen unermüdlichen Einsatz und die körperliche Präsenz auf dem Rasen. "Es ist momentan ein Mix aus allem, der uns erfolgreich macht", bekundete Ache nach dem Abpfiff: "Vertrauen in die eigene Stärke, der Schub von den Fans und der unbedingte Wille zu gewinnen. Alles reinhauen und hundert Prozent geben, so müssen wir weitermachen."

Die Fehler, die seiner Mannschaft unterliefen, dürften Dirk Schuster zumindest aus einem Grund nicht stören: Sie belegen, dass trotz der aktuellen Erfolgsserie noch einiges an Arbeit zu verrichten ist. Überdies liefern sie ihm gute Argumente, dass auch das bevorstehende Gastspiel bei Aufsteiger VfL Osnabrück mit höchster Aufmerksamkeit zu absolvieren ist. Der Heimcoup des Schlusslichts gegen den Hamburger SV spielt Schuster ebenso in die Karten. Er dürfte die Sinne zusätzlich schärfen.

Andreas Böhm

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