Bundesliga

Wie Stiller Endo beim VfB hat vergessen lassen

Wiedersehen mit Ex-Klub Hoffenheim

Wie Stiller Endo beim VfB hat vergessen lassen

Vorgänger und Nachfolger: Angelo Stiller (re.) beerbte beim VfB Wataru Endo.

Vorgänger und Nachfolger: Angelo Stiller (re.) beerbte beim VfB Wataru Endo. imago images (2)

Völlig unvorhergesehen meldete sich Wataru Endo im vergangenen Sommer ab. Die 20 Millionen Euro an Basisablöse, die die Schwaben für ihren herausragendsten Fußballer kassierten, galten als schwacher Trost. Der Verlust, so die Befürchtung, schien in keinster Weise kompensierbar. Heute spricht niemand mehr von Endo, der in England hauptsächlich auf der Bank sitzt, während sich Angelo Stiller auf dessen Position zum Stammspieler entwickelt hat.

Genau mit dieser Hoffnung war der 17-malige U-21-Nationalspieler auch in die Vorbereitung in Hoffenheim gestartet. Doch recht bald stellte sich heraus, dass sich für den 22-Jährigen kein Platz finden würde. Was den Wechsel nach Stuttgart, das in Person von Trainer Sebastian Hoeneß und Sportchef Fabian Wohlgemuth wochenlang hartnäckig um den Jungstar buhlte, erst ermöglichte.

Er hat mir beigebracht, in den passenden Momenten ernst und fokussiert zu bleiben.

Angelo Stiller über Sebastian Hoeneß

Bereits bei den Amateuren des FC Bayern hatte Stiller unter Hoeneß gespielt und mit ihm die Drittligameisterschaft 2020 gefeiert. Eine Verbindung, die sich im Kraichgau fortsetzte, als der Trainer die TSG übernahm, den Jungprofi nachholte und ihm zu 29 Pflichtspielen im ersten Jahr verhalf. Die meisten davon in der Startformation.

"In meiner Zeit bei Bayern hat mir Sebastian Hoeneß auch bei meiner persönlichen Entwicklung geholfen", erzählte Stiller zuletzt im Stuttgarter Stadionheft. "Als junger Bursche hat man auch mal Quatsch im Kopf - er hat mir beigebracht, in den passenden Momenten ernst und fokussiert zu bleiben. Das habe ich umgesetzt und aus der Zeit mitgenommen."

"Er lässt sehr attraktiven Fußball spielen - dafür stehe ich auch"

Über die Jahre habe sich ein sehr gutes Verhältnis zwischen Coach und Profi aufgebaut. "Wir schätzen uns sehr und wissen, was wir aneinander haben. Er lässt sehr attraktiven Fußball spielen. Dafür stehe ich auch. Und ich kann mich beim VfB spielerisch, aber auch persönlich bestmöglich entwickeln", sagt der Jungstar, dessen Ambitionen in Hoffenheim durch die Entlassung des Förderers und die Zeitenwende durch dessen Nachfolger André Breitenreiter und Pellegrino Matarazzo in Mitleidenschaft gezogen wurden.

Der Wechsel zum VfB folgte als logische Konsequenz. 5,5 Millionen Euro flossen als Basisablöse an Hoffenheim, das zwei Jahre zuvor von der Ablösefreiheit des Spielers profitiert hatte. Mit Boni könnten es sogar sieben Millionen werden. Kein günstiges, aber dennoch ein gutes Geschäft für beide Seiten, wie sich herausgestellt hat und wovon Hoeneß von Anfang an ausging. "Wir waren fest davon überzeugt, dass er zu uns passt", meinte der 41-Jährige wiederholt. "Ange hat sich schnell integriert, macht es sehr gut."

Mit Stiller gewann der VfB immer

Die Zahlen unterstreichen das. Alle Partien seit Stillers Verpflichtung und mit dessen Beteiligung wurden gewonnen. "Sechs Spiele, sechs Siege sind schon sehr gut. Ich hoffe, es werden mehr. Ich hätte nichts dagegen", sagt der kongeniale Partner von Atakan Karazor im Stuttgarter Mittelfeldzentrum.

Der Bayer und der Deutsch-Türke harmonieren sehr gut. Stiller, meist in der Endo-Rolle etwas vor seinem Mitstreiter, glänzt dabei mit seiner Ball- und Passsicherheit sowie mit schneller Antizipation und Spielintelligenz. "Wir wollen mutigen, offensiven Fußball spielen. Das passt sehr gut zu mir."

Podcast
Podcast
KMD #210 (mit Jan-Niklas Beste)
01:38:29 Stunden
alle Folgen

Mit einer guten Leistung gegen Hoffenheim will Stiller jetzt sicher zeigen, was man an ihm verloren hat. "Auf jeden Fall wollen wir gewinnen", sagt der gebürtige Bayer, der es sichtlich genießt, mit dem VfB, dazu als Stammkraft vor seinem vorherigen Arbeitgeber zu stehen. "Gegen den Ex-Klub zu spielen, ist immer etwas Besonderes."

Negative Gefühle spielen allerdings keine Rolle. Er freue sich "auf jeden Einzelnen. Ich kenne ja noch alle." Und ein bisschen Lob sei ebenfalls durchaus angebracht. "Hoffenheim macht es sehr gut und hat einen seiner besten Saisonstarts hingelegt. Sie spielen einen guten Fußball."

George Moissidis