Bundesliga

FC Bayern: Weshalb Tuchel gegen Köln gar nicht auswechselte

Erstmals seit Jahren in der Bundesliga

"Die sollen es mir nicht übelnehmen": Weshalb Tuchel gegen Köln gar nicht auswechselte

Frans Krätzig und Thomas Müller (v. li.) schauten nur zu, Thomas Tuchel hatte gar etwas Mitleid.

Frans Krätzig und Thomas Müller (v. li.) schauten nur zu, Thomas Tuchel hatte gar etwas Mitleid. imago images

Thomas Müller lief sich an der Eckfahne vergebens warm und blickte immer wieder zur Seitenlinie. Doch bis zum Abpfiff durch Schiedsrichter Marco Fritz kam der 34-Jährige nicht mehr zu seinem 453. Bundesligaspiel. Thomas Tuchel verzichtete beim 1:0 in Köln komplett auf jede Auswechslung - und das, obwohl nun bis Weihnachten bis auf die Phase zwischen dem 2. und 9. Dezember nur noch englische Wochen anstehen.

"Bisschen unglücklich", sagte der Bayern-Trainer hinterher bei DAZN: "Ich hab's nicht gefühlt heute. Nicht weil ich meinen Spielern auf der Bank nicht vertraue, sondern: Wir waren so gut im Spiel, haben es komplett kontrolliert." Vor allem Eric Maxim Choupo-Moting, der auf der Zehn den Vorzug vor Müller erhalten hatte, habe mit Harry Kane harmoniert, zudem sei er für Kopfbälle wichtig gewesen.

Ich habe ein bisschen mit mir gehadert und hatte keine zündende Idee.

Thomas Tuchel

"Ich hab' die ganze Zeit überlegt, wie wir Thomas noch aufs Feld kriegen", berichtete Tuchel, "vielleicht Mathys (Tel, Anm. d. Red.), vielleicht Rapha (Guerreiro, d. Red.) noch ein paar Minuten geben. Trotzdem: Es war immer so knapp und ein seifiger Untergrund."

Er habe den Rhythmus seines Teams nicht unterbrechen wollen, daher habe er "ein bisschen mit mir gehadert und keine zündende Idee". Müller, Tel und Co. sollten sich allerdings mit Blick auf die nächsten Partien keine Sorgen machen: "Ich habe den Jungs eben schon gesagt: Normalerweise kommt das nicht vor. Die sollen alle den Spirit beibehalten, den sie heute gezeigt haben, und es mir nicht übelnehmen."

Vor der Länderspielpause hatte der 50-Jährige noch den engen Terminkalender kritisiert und ironisch von einem "glorreichen Spielplan" gesprochen.

Erstmals seit Leverkusen vor zweieinhalb Jahren

Zuletzt wechselte Borussia Mönchengladbach am 27. Spieltag der Saison 2021/22 in Bochum überhaupt nicht aus. Allerdings wurde diese Partie wegen eines Becherwurfs abgebrochen. Das letzte "reguläre" Mal, dass eine Bundesliga-Mannschaft gänzlich auf Wechsel verzichtete, kam am 24. Spieltag der Saison 2020/21 vor, also vor mehr als zweieinhalb Jahren. Bayer 04 Leverkusen siegte damals mit starrer Formation 1:0 in Gladbach. Bei den Bayern selbst war es Louis van Gaal, der im Dezember 2010 beim 3:0 gegen St. Pauli zuletzt die Startelf bis zum Abpfiff auf dem Feld beließ.

In der laufenden Saison hatte bisher jedes Team mindestens drei Auswechslungen in jeder Partie vorgenommen. Dass Tuchel vom Muster deutlich abwich, konnte auch Leon Goretzka nachvollziehen - jedenfalls klangen seine Aussagen danach: "In der zweiten Halbzeit haben wir einen sehr guten Rhythmus gehabt, sehr viel Kontrolle, eine gute Positionierung", sagte er bei DAZN.

"Dadurch sind wir im Gegenpressing sehr gut gewesen und haben wenig zugelassen. Unsere Spieler vorne haben auch gut gearbeitet. Das zeigt ja auch, dass wir gar nicht gewechselt haben - weil es einfach gestimmt hat. Dann haben wir es bis zum Ende durchgezogen."

pab, dto

Bilder zur Partie 1. FC Köln gegen den FC Bayern München