Bundesliga

Einkäufer-Ranking der Bundesligisten: Shopping-King Rolfes

Leverkusen gewinnt, der BVB nur auf Rang 13

Einkäufer-Ranking der Bundesligisten: Der Shopping-King 2023 heißt Rolfes

Starkes Trio: Die Bayer-Neuzugänge Granit Xhaka, Victor Boniface und Jonas Hofmann.

Starkes Trio: Die Bayer-Neuzugänge Granit Xhaka, Victor Boniface und Jonas Hofmann. IMAGO/Moritz Müller

Das Leben besteht aus Erkenntnis, Irrtum und Anpassung. Dieser Herausforderung müssen sich auch die Manager immer wieder stellen. Gerade zu Beginn einer Saison. Die Frage lautet dann: Für welches Problem wäre welcher Spieler eine gute Lösung? Erste Antworten gibt es mitunter ganz schnell. Seit 2013 nimmt der kicker die Sommer-Einkäufe unter die Lupe und kürt den Shopping-King der Bundesliga. Und dieses Ranking darf inzwischen durchaus als gute Tradition gelten, die Diskussionen darüber wiederholen sich ebenso traditionell. Ja, es handelt sich um eine Momentaufnahme. Das Urteil über dieselben Transfers kann in zwei, drei oder vier Jahren ganz anders ausfallen als heute. Das liegt in der Natur der Sache. Der kicker nimmt die Aktivitäten der Bundesliga-Einkäufer jedoch bewusst erst nach einem Drittel der Spielzeit unter die Lupe - und erstellt diese vorläufige Bilanz in Sachen Zugänge.

Dabei ganz elementar für die Einordnung: Der Maßstab kann und soll nicht die gewöhnliche Bundesliga-Tabelle sein, für dieses spezielle Ranking gelten andere Kriterien. Nicht das generelle Potenzial eines Spielers spiegelt sich in dieser Wertung wider, nein, vielmehr geht es vor allem darum: Welche Erwartung hatten die Macher an den Transfer, wie konnte der Neuzugang diese erfüllen? Während sich bei manchen ein geballtes Versprechen eher als Witz herausgestellt hat, wird an anderer Stelle schnell klar: Erfolg benötigt eben durchaus ein Konzept. Aber Spieler zu verpflichten, bildet selbstredend nur einen Bestandteil der zentralen Aufgaben eines Klubmanagers. Eine ganzheitliche Bewertung lässt sich also nicht ableiten. Doch machen diese zwangsläufigen Relativierungen den Blick aufs erste Einkaufs-Zwischenzeugnis der Bundesliga-Macher weniger interessant? Wir finden Nein.

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Die Krise ist oft der Ursprung des Guten. Und dies trifft in jedem Fall auf die Transferpolitik von Bayer 04 Leverkusen für die aktuelle Saison zu. Denn schon im Herbst 2022 während der WM-Pause war den Verantwortlichen der Werkself klar, dass einschneidende Maßnahmen im Kader nötig waren, um die Mannschaft, die Anfang Oktober noch auf Tabellenplatz 17 rangierte, zu einem echten Top-Team zu formen. Der Einkäufer des Jahres 2023 heißt deshalb: Simon Rolfes. Der Geschäftsführer Sport hat den Kader der Rheinländer in der Spitze, aber auch in der Breite top aufgestellt und lieferte perfekte Arbeit in einem perfekten Sommer.

Vier Leverkusener bekommen höchste Wertung

Gleich vier seiner Neuzugänge erhielten die höchste Wertung. Beurteilt werden in diesem Ranking die Verpflichtungen der Klubs auf einer Punkteskala von 0 (bisher enttäuschend) bis 10 (bisher voll überzeugend). Im Unterschied zur gewöhnlichen Benotung einer Leistung interessiert an dieser Stelle vor allem: Wie erfüllte der betreffende Spieler an den dieses Mal ersten 11. Spieltagen die ihm zugedachte Rolle? Und: Ging der Plan mit ihm auf? Natürlich erzielen Leverkusens Volltreffer Victor Boniface, Alejandro Grimaldo, Jonas Hofmann und Granit Xhaka dabei die Top-Wertung: 10 Punkte. Doch kann auch ein Mitläufer gut punkten, zum Beispiel der Spieler, der, als Back-up geholt, genau dann zur Stelle war, als er gebraucht wurde, und die Anforderungen entsprechend erfüllte … Die gesammelten Zähler dividiert durch die Anzahl der bewerteten Profis ergeben den Quotienten des Vereins; der weist den Platz in der Einkaufstabelle zu. Nicht in der Wertung findet sich, wer nicht wirklich eingreifen konnte, etwa bedingt durch Verletzungen.

Während Eintracht Frankfurt aufgrund dieser Kriterien auf Platz 2 gelandet ist, schaffte es der FC Bayern trotz des höchst unglücklich gelaufenen Deadline-Days auf Platz 3 des Ranking. Auch wenn weder der Deal des gewünschten Sechsers Joao Palhinha noch die Rückholaktion von Joao Cancelo für die letztlich dünn besetzte Abwehrreihe geklappte hatte, konnte der Deutsche Rekordmeister mit der Verpflichtung von Rekordmann Harry Kane punkten.

Bensebaini? "Verstärkt hat er die Borussia sicherlich nicht"

Der BVB und Sebastian Kehl indes müssen sich mit Platz 13 begnügen. Bei den Schwarz-Gelben erhielt Niclas Füllkrug von der kicker-Redaktion 7 Punkte, Ramy Bensebaini, Felix Nmecha und Marcel Sabitzer jeweils 4; für das Quartett steht folglich ein Quotient von gerade mal 4,75 zu Buche.

"Auf der einen Seite bin ich kein Freund davon, Neuzugänge nach einem knappen Drittel der Saison zu bewerten. Weil sie häufig Zeit zur Entwicklung benötigen und die erhoffte Leistung noch nicht abrufen konnten. Auf der anderen", so Experte Christoph Daum, "spiegelt die Einschätzung der kicker-Redaktion weitgehend wider, was sich in der Bundesliga abspielt. So hat der BVB diese Saison in meinen Augen nicht gut geplant. Mir ist völlig klar, dass ein Spieler wie Jude Bellingham nicht sofort ersetzt werden kann. Aber schauen wir uns den Transfer von Ramy Bensebaini an: Wenn ein Profi wie Raphael Guerreiro diesen Klub verlässt, dann muss für ihn eine Verstärkung kommen. Und keiner, der höchstens gleichwertig ist, in Sachen Torvorbereitungen sogar noch schwächer. Ich habe den Eindruck, Bensebaini kam nur, weil er ablösefrei war. Verstärkt hat er die Borussia sicherlich nicht."

Unions Neuzugänge bringen Team bisher nicht weiter

Nicht in jedem Fall schlagen sich die Transferaktivitäten in diesem Sommer direkt in der Tabelle nieder. In Mainz, Köln und beim 1. FC Union Berlin hingegen schon. Der Tabellenletzte der Bundesliga landet auch in unserem speziellen Ranking auf Platz 18. Seit die Eisernen 2019 aufgestiegen sind, haben sie stets eine größere Anzahl an neuen Akteuren verpflichtet. Was bei Geschäftsführer Sport Oliver Ruhnert und Mitstreitern stets Prinzip war, um den Kader breit aufzustellen, und in den vier ersten Bundesliga-Jahren auch bestens funktionierte, hat nun im fünften seine Wirkung bislang verfehlt. In der aktuellen Saison hat noch keiner der zehn bewerteten Zugänge das Team der Köpenicker entscheidend weitergebracht. Die meisten Punkte erhielt Robin Gosens, doch auch der Nationalspieler kam bei den Eisernen nicht über die Rolle des Mitläufers hinaus.

Im großen Einkäufer-Ranking der Donnerstagsausgabe des kicker (auch digital abrufbar als e-Magazine) erklärt Experte Christoph Daum, wer für ihn der Top-Zugang der Saison ist - und warum es sich nicht um Harry Kane handelt. Alle 119 Zugänge der 18 Bundesligisten werden bewertet und aufgelistet, es geht um Patzer, zu große Fußstapfen und Dankeskarten.

Marcus Lehmann

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