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310,2 Millionen Euro - Eintracht erzielt Rekordumsatz

Warum der Vorstand bei Wahi das Risiko scheute

310,2 Millionen Euro - Eintracht erzielt Rekordumsatz

Oliver Frankenbach präsentierte die Finanzkennzahlen von Eintracht Frankfurt.

Oliver Frankenbach präsentierte die Finanzkennzahlen von Eintracht Frankfurt. IMAGO/Team 2

Corona hatte eine Schneise der Verwüstung in die Bilanzen der Eintracht geschlagen. Zwar kam der Klub dank Eigenkapitalmaßnahmen und des Gewinns der Europa League 2022 noch mit einem blauen Auge durch die Pandemie, die Verluste fielen aber beträchtlich aus, das Eigenkapital schmolz auf ein Minimum zusammen. 

Das Eigenkapital erholt sich deutlich

2022/23 kehrten die Hessen in die Gewinnzone zurück: Mit 310,2 Millionen Euro verzeichnete die SGE nicht nur einen Rekordumsatz, sondern auch einen Gewinn nach Steuern in Höhe von 17,6 Millionen Euro. Das Eigenkapital stieg deutlich von 7,1 auf 24,7 Millionen Euro, was laut Frankenbach einer Eigenkapitalquote von 16 Prozent entspricht. Am Ende der aktuellen Spielzeit soll diese Quote im vom Finanzvorstand "gewünschten" Bereich zwischen 25 und 30 Prozent liegen, was etwa 60 Millionen Euro entspräche.

Aufgrund des Rekord-Transfersommers mit einem Überschuss in Höhe von knapp 90 Millionen Euro dürfte dieses Ziel keine allzu hohe Hürde darstellen. Gestärkt werden könnte das Eigenkapital außerdem durch einen Verkauf von Vereinsanteilen. Es gibt fortgeschrittene Pläne, zeitnah Anteile der "Freunde des Adlers GmbH", die 16,81 Prozent der Anteile hält, zurückzukaufen und mit einem Aufpreis am Markt zu platzieren. "Das Thema steht kurz vor dem Abschluss, es sind unterschriftsreife Verträge erarbeitet", sagt Frankenbach.

Rekord beim Merchandising

Die Finanzschulden, die unter anderen auf den Bau des Profi-Camps zurückzuführen sind, reduzierten sich von 62,9 auf 48,6 Millionen Euro. Frankenbach resümiert: "Es war nicht nur sportlich, sondern auch wirtschaftlich ein sehr erfolgreiches Jahr." Die durch den Gewinn der Europa League und die erstmalige Teilnahme an der Champions League ausgelöste Euphorie spiegelt sich auch in den Umsätzen beim Merchandising wider: 23,2 Millionen Euro stellen einen Rekord dar. "Das ist eine Hausnummer, die ich mir vor fünf, sechs Jahren überhaupt nicht vorstellen konnte", staunt Frankenbach.

Für einen neuen Bestwert sorgen auch die Erlöse aus der Vermarktung der medialen Rechte (140,5 Millionen Euro); durch Zuschauer und Hospitality kamen weitere 53,9 Millionen Euro in die Kassen. Deutliche Umsatzsteigerungen gab es auch bei den Tochtergesellschaften (33,9 Millionen Euro) und der Vermarktung (42,9 Millionen Euro). Ausgerechnet die gerne diskutierten Transfererlöse machen mit 15,8 Millionen Euro den kleinsten Posten beim Umsatz aus. Bemerkenswert: Der Personalaufwand blieb nahezu konstant, stieg trotz der Teilnahme an der Königsklasse lediglich um 2,8 Prozent auf 119,6 Millionen Euro.

Wahi und die Angst vor kaputten Preisen

Auch das Thema Randal Kolo Muani kam bei der Pressekonferenz noch einmal zur Sprache. Frankenbach erklärte, weshalb die Eintracht das Risiko scheute, einen Vorgriff zu tätigen und beispielsweise Elye Wahi zu verpflichten. Der 20-jährige Franzose wäre wohl an den Main gewechselt, wenn Frankfurt die Ablöseforderungen von Montpellier frühzeitig erfüllt hätte, unterschrieb eineinhalb Wochen vor Transferschluss aber in Lens. "Wir haben uns dagegen entschieden, weil wir der Ansicht sind: Wenn wir bei einem Spieler dieser Größenordnung in Vorleistung gehen, schwächt das unsere Situation auf der Abgabenseite. Durch so eine Dimension hätten wir wahrscheinlich einen größeren Druck verspürt, Spieler abgeben zu müssen. Das hätte die Preise kaputt gemacht", erläutert der Finanzvorstand.

Keine Transfers oberhalb von 25 Millionen Euro

Trotz der jüngsten Transfererlöse werden die Hessen künftig keine verrückten Ablösesummen bezahlen. In Größenordnungen oberhalb von 25 Millionen Euro werde die Eintracht wohl "niemals vorstoßen", betont Frankenbach. Denn neben der reinen Ablöse wäre dann mutmaßlich auch das Gehalt in "einer Größenordnung, in die wir bisher nicht vorgedrungen sind". Außerdem wäre der Hebel bei den Transfererlösen im Falle eines Weiterverkaufs nicht mehr so groß. "Das Risiko wird deutlich größer", konstatiert Frankenbach. Dass Top-Spieler nicht immer viel kosten müssen, zeigten in den vergangenen Jahren unter anderen die Verpflichtungen von Randal Kolo Muani, Luka Jovic, Sebastien Haller, Filip Kostic, Jesper Lindström oder auch André Silva. Sie alle wurden später mit einem - teils erheblichen - Transferplus verkauft.

Julian Franzke

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