Int. Fußball

Kritik an Italien inklusive: Mancini schwärmt von Saudi-Arabien

Neuer Nationaltrainer stellt seine Vision vor

Kritik an Italien inklusive: Mancini schwärmt von Saudi-Arabien

Will Saudi-Arabiens Nationalmannschaft auf Kurs bringen: der in Italien zurückgetretene Roberto Mancini.

Will Saudi-Arabiens Nationalmannschaft auf Kurs bringen: der in Italien zurückgetretene Roberto Mancini. IMAGO/Sebastian Frej

Der Name Roberto Mancini ist seit Wochen nicht mehr auf der Fußballpresse wegzudenken - aus gutem Grund.

Erst war der 58-Jährige quasi aus dem Nichts als Nationaltrainer Italiens zurückgetreten, und das kurz vor den bevorstehenden Qualifikationsspielen des amtierenden Europameisters ein Jahr vor der Europameisterschaft in Deutschland. Dann hatte Mancini seine Beweggründe erklärt, sich unter anderem über FIGC-Verbandspräsident Gabriele Gravina beschwert ("Ich habe niemanden umgebracht") und eben diesen quasi angestachelt - was Gravina annahm und eine mediale Schlammschlacht vom Zaun brach ("Er hätte mir bei seinem Rücktritt in die Augen sehen müssen").

Der Kern des Ganzen war aber immer Folgender laut italienischer Berichterstattung: Mancini soll schon frühzeitig von Saudi-Arabien kontaktiert und Richtung des Amtes als neuer dortiger Nationaltrainer und Nachfolger von Hervé Renard geschoben worden sein.

Der aus der Nähe der Hafenstadt Ancona stammende Italiener, der seinen Vertrag trotz verpasster WM-Qualifikation für Katar 2022 bis 2026 verlängert hatte und nach fünf Jahren im Amt eben plötzlich hinschmiss, betonte im Zuge seines Rücktritts aber zunächst: "Für mich hat die italienische Nationalmannschaft stets Vorrang gehabt. Nach vielen Jahren als Trainer habe ich verschiedene Angebote erhalten, die ich in den nächsten Wochen prüfen werde, aber im Moment ist nichts konkret. Saudi-Arabien hat nichts mit meinem Rücktritt zu tun."

25 Millionen Euro pro Jahr

zum Thema

Das Gefühl drängt sich allerdings auf, als hätte am Ende des Tages Saudi-Arabien aber doch etwas mit seinem Aus bei der Squadra Azzurra nach fünf gemeinsamen Jahren zu tun. Zumal der Coach zugab: "Ich habe im August angefangen, mich mit dem Verband auszutauschen."

An diesem Montag jedenfalls unterzeichnete Mancini seinen dargebotenen Vierjahresvertrag als neuer Macher in der Nationalmannschaft Saudi-Arabiens, die vergangenen Winter in Katar als Tabellenschlusslicht der Staffel C mit nur drei Punkten ausgeschieden war - trotz des gefeierten Coups am 1. Spieltag gegen den späteren Weltmeister Argentinien (2:1).

Er sei "sehr stolz darauf, diesen Posten anzunehmen", sagte Mancini auf der anschließenden Pressekonferenz, bei der er mit Yasser Al Misehal, dem Präsidenten des saudi-arabischen Fußballverbandes, ein Trikot mit seinem Namen und der Zahl 2027 für die Laufzeit seines Arbeitspapieres vorzeigte. Medienberichten zufolge soll er jährlich rund 25 oder mehr Millionen Euro verdienen. Bei den Azzurri waren es offenbar "nur" bis zu vier Millionen Euro.

Zugleich lobte Mancini im weiteren Verlauf auch das boomende Fußballgeschäft im Wüstenstaat mit den vielen und für viel Geld geholten internationalen Stars. Davon werde aus seiner Sicht auch die hiesige Nationalmannschaft profitieren, auch wenn er nicht sofort Erfolg versprechen könne: "Ich bin kein Zauberer." Ziel sei es, erstmals nach 27 Jahren den Asien-Cup zu gewinnen.

Er sei fest davon überzeugt, dass "die leidenschaftliche Fußballkultur" und die "Qualität der saudischen Spieler" entscheidende Faktoren für künftigen Erfolg seien, sagte der erfahrene Italiener und verwies dabei nochmals auf aktuell in der Liga kickende Größen wie Cristiano Ronaldo, Karim Benzema, Sadio Mané, Sergej Milinkovic-Savic & Co.: "Die Anwesenheit von Spitzenspielern in der Saudi Pro League weist auf das Wachstumspotenzial der nationalen Fußballszene hin."

"Das haben wir in Italien nicht!"

Bei seinen Ausführungen ließ es sich Mancini dann auch nicht nehmen, seinem Heimatland eine kleine Breitseite entgegenzuschicken. So sehe sich der Trainer "seit zehn Tagen Videos von Nationalspielern an". Und hier sei ihm etwas aufgefallen: "Es ist sehr gut, dass saudische Klubs mindestens drei einheimische Spieler in ihren Teams haben müssen. Das haben wir in Italien nicht! Es war wirklich schwierig, in Italien Nationalspieler auszuwählen und manchmal mussten wir welche nominieren, die noch nie Serie A gespielt hatten." Damit dürfte Mancini etwa den inzwischen zum CFC Genua gewechselten Stürmer Mateo Retegui gemeint haben.

mag

Neymar, Benzema und vier Deutsche: Die Sommerwechsel nach Saudi-Arabien