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Mancini wehrt sich gegen Kritik: "Ich habe niemanden umgebracht"

Wer folgt auf den zurückgetretenen Nationaltrainer Italiens?

Mancini wehrt sich gegen Kritik: "Ich habe niemanden umgebracht"

Hat sich deutlich geäußert: Roberto Mancini.

Hat sich deutlich geäußert: Roberto Mancini. IMAGO/AFLOSPORT

Nichts Geringeres als ein Paukenschlag war vor wenigen Tagen erklungen, als diese Nachricht Italiens Fußball erreichte: Roberto Mancini, seines Zeichens Trainer des Europameisters von 2021, trat mit sofortiger Wirkung von seinem Amt zurück. Ein Jahr vor der EM in Deutschland und nur kurze Zeit nach dem Erhalt von mehr Macht im italienischen Verband FIGC.

Was war passiert? Was hatte zu diesem konsequenten Schritt geführt?

Anfangs hatte es geheißen, Mancini sei einem Lockruf aus Saudi-Arabien erlegen. Sauer war das gemeine Fußballvolk auch deswegen, weil sich der 58-Jährige seit seinem Einstieg ins Amt 2018 stets klar mit Visionen für den italienischen Calcio präsentiert hatte - und diese nun offenbar wie eine heiße Kartoffel einfach fallen ließ. Wegen seiner frischen Gedanken war Mancini auch trotz der erneut verpassten Weltmeisterschaft im letzten Jahr in seiner Position bestätigt worden.

"Senza scuse"

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Nun war er aber plötzlich weg, der "commissario tecnico della nazionale". Übrig blieb Kritik. Auch von den gewohnt deutlichen Medien wie der "Gazetta dello Sport", die einen "Senza scuse" ausmachte. Mancinis plötzlicher Rücktritt sei schlicht unentschuldbar. In diesem Job gehe es schließlich nicht nur um Fußball, sondern um Werte, um Verantwortung für die Nation.

Und dieser Verantwortung sei der frühere Trainer von Inter Mailand, Manchester City oder Zenit St. Petersburg schlicht nicht nachgekommen.

Doch was genau war der Grund? Gerüchteweise heißt es, Mancini habe ein Angebot als neuer Nationaltrainer Saudi-Arabiens erhalten - für 120 Millionen Euro über den Zeitraum von drei Jahren. Zum Vergleich: Zuletzt als Coach der Squadra Azzurra hatte er vier Millionen Euro netto bekommen.

"Saudi-Arabien hat nichts mit meinem Rücktritt zu tun"

Gegen den Vorwurf, er habe sich nur des Geldes wegen gegen eine Weiterführung der Arbeit mit den Azzurri entschieden, wies Mancini nun allerdings vehement zurück - und alle anderen kritischen Stimmen gleich mit.

"Ich habe niemanden umgebracht, ich verdiene Respekt - und ich verdiene nicht die Kritik, mit der ich konfrontiert worden bin", sagte der 58-Jährige ganz aktuell im Interview mit dem "Corriere dello Sport". Darüber hinaus dementierte er in diesem Atemzug eben auch, dass ein Angebot aus Saudi-Arabien der Grund für seinen Abschied gewesen sei: "Für mich hat die italienische Nationalmannschaft stets Vorrang gehabt. Nach vielen Jahren als Trainer habe ich verschiedene Angebote erhalten, die ich in den nächsten Wochen prüfen werde, aber im Moment ist nichts konkret. Saudi-Arabien hat nichts mit meinem Rücktritt zu tun."

Vielmehr seien Meinungsverschiedenheiten mit Verbandschef Gabriele Gravina der ausschlaggebende Grund gewesen.

Spalletti? Conte?

Ganz nebenbei war dieser Rücktritt nicht Mancinis erster überraschender: Einen gab es etwa im Jahr 2018. Inter Mailand war damals gerade aus dem Champions-League-Achtelfinale (0:2 und 0:1 gegen Liverpool) geflogen, als Mancini auf der Pressekonferenz seinen Rücktritt verkündete - trotz eines Vertrags, den er kurz zuvor erst um vier Jahre verlängert hatte. Weil dann Angebote aus dem Ausland ausblieben, vollzog der Coach seinen Rücktritt vom Rücktritt. Und der FC Internazionale? Nahm Mancini beim Wort und setzte ihn vor die Tür.

Luciano Spalletti

Hat Napoli in diesem Jahr zur ersehnten dritten Meisterschaft geführt: Luciano Spalletti. IMAGO/Insidefoto

Doch zurück zum Leidtragenden dieses Rücktritts, dem italienischen Fußballverband FIGC. Dieser muss nun - rund ein Jahr vor der EM und kurz vor der bald weitergehenden EM-Qualifikation des Titelverteidigers - schnell zusehen, einen Nachfolger zu finden.

Oben auf der Liste soll Luciano Spalletti stehen, obwohl dieser erst kürzlich sein Amt als Meistertrainer der SSC Napoli aufgegeben und sich in ein Sabbatjahr verabschiedet hatte. Die Süditaliener, bei denen der 64-Jährige offiziell noch angestellt ist, verlangen in diesem Fall allerdings 2,65 Millionen Euro Ablöse. Dies ist laut Medienberichten offenbar vertraglich so fixiert, sollte der Fußballlehrer in der Saison 2023/24 eine neue Tätigkeit übernehmen. Der FIGC, der auch an eine Rückholaktion von Antonio Conte (vereinslos, Nationaltrainer der Squadra Azzurra zwischen 2014 und 2016) denken soll, ist indes der Meinung, die Ablöse gelte nur bei einem Wechsel auf Vereinsebene.

Es geht ums Prinzip.

Napolis Ankündigung, Luciano Spalletti nicht freizustellen

In einer Stellungnahme am Dienstag unterstrichen die Neapolitaner aber, dass man den Coach auch unter diesem Umstand der Nationalmannschaft betreffend nicht einfach freistellen könne, ohne eine Ablöse zu kassieren. So heißt es hier: "Es geht ums Prinzip."

Es bleibt also spannend, wie Italiens Fußball auf den Abgang Mancinis reagieren und was dieser künftig für einen Job ausüben wird.

mag