Bundesliga

Streit um DFL-Investor: Carro schießt auch gegen Göttlich

Schneekloths Replik auf Watzke

"Egoistisch und leichtsinnig": Carro schießt auch gegen Göttlich

Unterschiedlicher Meinung beim Thema DFL-Investor: Fernando Carro (li.) und Oke Göttlich.

Unterschiedlicher Meinung beim Thema DFL-Investor: Fernando Carro (li.) und Oke Göttlich. imago images (2)

"Wir als Bayer Leverkusen haben für die Investorenidee gestimmt", schreibt Carro in einem Post auf dem sozialen Netzwerk "LinkedIn" und deckte damit die Haltung seines Vereins in der geheimen Abstimmung auf. Ein großes Geheimnis war das in seinem Fall aber nicht: Carro hatte sich in der Vergangenheit bereits für einen Investoreneinstieg stark gemacht und machte sich auch auf der DFL-Mitgliederversammlung dafür stark. Am Ende vergebens.

Dass die erforderliche Zweidrittelmehrheit nicht erreicht und eine Investorenlösung damit abgelehnt wurde, "akzeptiere und respektiere ich als demokratische Entscheidung", schreibt Carro - versieht diese Bewertung jedoch mit einem Aber.

"Womit ich mich wirklich schwertue, ist die Art und Weise der Entscheidungsfindung", so Carro. "Das Präsidium der DFL hat den Rahmen für den gesamten Prozess geschaffen und war bei jedem Schritt der Vorbereitung beteiligt. Wenn Mitglieder des Präsidiums dann öffentlich sagen, dass sie Fragen hatten, die während des Prozesses nicht beantwortet werden konnten und deshalb den Vorschlag nicht annehmen konnten - dann ist etwas schiefgelaufen. Sie waren Teil des Prozesses und hätten zu jeder Zeit nach ihren Antworten suchen können."

Zwar nennt Carro keine Namen, allerdings ist ziemlich offensichtlich, gegen wen sich seine Worte richten: St. Paulis Präsident Oke Göttlich, der dem DFL-Präsidium angehört und sein "Nein" zum Investoreneinstieg nach der Abstimmung damit begründet hatte, "dass es offenkundig noch viel Klärungsbedarf und zu viele offene Fragen gab".

"Die Einheit der Klubs bröckelt": Hitzlsperger erwartet DFL-Veränderungen

alle Videos in der Übersicht

In einem weiteren Absatz schreibt Carro, er sei "ehrlich enttäuscht, wie egoistisch und leichtsinnig sich manche Kollegen verhalten haben". Der mittel- und langfristige Einfluss der Entscheidung bleibe unklar. Es sei nur klar, dass es einen gebe, so der 58-Jährige. "Es wird Änderungen geben in der Art und Weise, in der wir als Liga zusammenarbeiten." Die Entscheidung gegen die Investorenlösung werde zwar nicht zwangsläufig zum Ende der erfolgreichen Fußballlandschaft in Deutschland führen, man müsse aber "nach anderen Szenarien Ausschau halten, um die Wettbewerbsfähigkeit der Bundesliga in Europa zu sichern".

Schneekloths Antwort auf Watzke: "Geht am Ziel vorbei"

Ziel von Carros Äußerungen könnte auch Steffen Schneekloth gewesen sein. Der Präsident von Holstein Kiel, ebenfalls Mitglied des DFL-Präsidiums schrieb in einer Pressemitteilung des Zweitligisten: "Offenbar sind inhaltlich zu viele Fragen ungeklärt und unbeantwortet geblieben, so dass am Ende dieses Ergebnis zustande gekommen ist." Wie der Verein abgestimmt hat, ist - anders als bei Göttlich und St. Pauli -  allerdings nicht klar.

Weiter schrieb Schneekloth in seinem Statement: "Hinsichtlich dieses Abstimmungsergebnisses jetzt die Solidargemeinschaft infrage zu stellen, geht am Ziel vorbei". Eine Replik auf Hans-Joachim Watzke, der nach der Abstimmung gesagt hatte, dass Solidarität zwischen den großen und kleinen Vereinen innerhalb der DFL "eben nicht erwünscht sei" und "in der nächsten Zeit niemand mehr mit Solidaritätsthemen kommen" solle.

Eine gewisse Tragweite hat Schneekloths Aussage auch deshalb, weil Kiels Präsident der 3. Stellvertretende Sprecher des DFL-Präsidiums ist - hinter Watzke und Oliver Leki. "Von Spaltung von Groß und Klein, Bundesliga und 2. Bundesliga oder national und international spielender Klubs zu sprechen, ist verfehlt", so Schneekloth weiter. Das Abstimmungsergebnis richte sich "alleine gegen den Prozess und dessen Fortgang" und nicht gegen die Topklubs.

mib