Verkehrte Welt: Nicht Manuel Friedrich und Bayer waren obenauf, sondern Doppeltorschütze Kevin Kuranyi mit seinen Schalkern. picture-alliance
Leverkusens Coach Jupp Heynckes tauschte im Vergleich zur 0:3-Niederlage in Dortmund auf drei Positionen Personal aus: Für Kadlec und Geldbsünder Vidal kamen Reinartz und Kroos zum Zug. Im Angriff ersetzte Helmes Top-Torjäger Kießling (Muskelfaserriss).
Auch auf Seiten von Schalke brachte Coach Felix Magath nach dem 0:1 gegen Bayern München im Pokal-Halbfinale drei Neue: Rafinha, der auf die linke Verteidigerposition ruschte, sowie Matip und Edu durften für Zambrano, Schmitz und Baumjohann ran.
Beide Teams waren sehr offensiv aufgestellt, zu sehen war davon allerdings nach vorsichtiger Anfangsphase nur von den zunächst auf Konter lauernden und wie gewohnt kompakt stehenden Schalkern. Alle Versuche Bayers, Druck aufzubauen, waren durch zu unpräzises Kombinationsspiel schon weit vor dem gegenerischen Strafraum zum Scheitern verurteilt.
Die "Königsblauen" wirkten trotz der 120 Pokalminuten sehr frisch, immens zweikampfstark und in der Vorwärtsbewegung inspirierter. Die Führung nach elf Minuten lieferte dafür den besten Beweis: Farfan düpierte Castro auf der rechten Seite und nahm Höwedes auf der rechten Außenbahn mit. Die Flanke des Verteidigers ließ Edu in der Mitte passieren, Reinartz verpasste, so dass Kuranyi an den Ball kam. Der Angreifer platzierte die Kugel mit rechts gekonnt hoch ins rechte Eck - das 16. Saisontor des Ex-Nationalspielers.
Bordon hätte bald danach fast nachgelegt, Adler parierte den Kopfball des Abwehrchefs nach einer Ecke klasse, für Kuranyi wurde der Winkel beim Nachsetzen zu spitz (15.). Die Magath-Elf verteidigte hoch, erstickte lauffreudig die zaghaften Angriffsversuche der Hausherren weiterhin meist schon im Keim. Bei den Rheinländern lief nichts zusammen, nichts zu sehen von den hochgelobten Offensivkräften, S04 hatte alles unter Kontrolle.
Folgerichtig fiel das 0:2, wieder ging es über den rechten Flügel: Kluges Einsatz brachte Farfan rechts in Stellung. Der Angreifer flankte in die Mitte, wo Friedrich Kuranyi aus den Augen verloren hatte. Mit Folgen, der Goalgetter köpfte aus elf Metern genau ins linke untere Eck ein (27.).
Von den Heynckes-Schützlingen kam im ersten Durchgang kaum noch etwas. Ehe Kroos Neuer aus der Distanz prüfte (43.), hatten die "Königsblauen" den Gegner nach allen Regeln der Kunst beherrscht und spielten dabei so, wie es sich Bayer wohl vorgenommen hatte: Schnell, präzise, technisch anspruchsvoll. Vor allem Castro war auf der linken Abwehrseite gegen einen aufgedrehten Farfan vollkommen überfordert, ohne dass daraus weitere Gelegenheiten des Tabellenzweiten resultierten.
Der 28. Spieltag
Mit Kadlec und Bender für Schwaab und Helmes, dem nichts gelungen war, versuchte Heynckes nach Wiederanpfiff seiner bis dorthin uninspirierten Elf neues Leben einzuhauchen. Schalke stand nun tiefer, dennoch blieb nahezu alles Stückwerk, was die Gastgeber versuchten.
Die "Königsblauen" blieben gefährlicher: Bei Höwedes' Kopfball (51.) und einen Konter von Kuranyi (55.) waren die Magath-Schützlinge dem 0:3 näher als die Rheinländer dem Anschlusstor, das erst Höwedes mit einer etwas glücklichen Abwehraktion fast ermöglicht hätte (68.).
Kurz zuvor war Renato Augusto nach einem Foul von Rakitic verletzt ausgeschieden und Leverkusen damit einer wichtigen Offensivkraft beraubt - Sarpei kam und rückte auf die rechte Abwehrseite, Castro vor ins Mittelfeld (62.).
Aber egal in welcher Aufstellung und taktischen Formation - für den Tabellendritten war an diesem Tag einfach kein Kraut gewachsen gegen die bärenstarken Gäste, die in einer chancenarmen Endphase diszipliniert die harmlosen Angriffe des Kontrahenten mühelos ausbremsten und cool die Uhr herunterspielten. Am Ende stand im Titelrennen ein herber Rückschlag für Bayer und für Schalke die Tabellenführung zu Buche.
Bayer Leverkusen tritt nächsten Samstag bei Eintracht Frankfurt an, zeitgleich begrüßt Schalke wie schon im Pokal erneut den FC Bayern in der Veltins Arena.