Bundesliga

Eintracht-Boss Hellman kritisiert Oberbürgermeister Feldmann

"Ausdruck eins komplett falschen Amtsverständnisses"

Eintracht-Boss Hellmann kritisiert Oberbürgermeister Feldmann scharf

Axel Hellmann fand auf der Frankfurter Mitgliederversammlung deutliche Worte. 

Axel Hellmann fand auf der Frankfurter Mitgliederversammlung deutliche Worte.  IMAGO/ActionPictures

"Mir geht es um einen sehr ernsten Punkt", eröffnete Hellmann das brisante Thema. "Es sind noch mehr Dinge vorgefallen als die, die bekannt sind. Wie man einer Mannschaft, einem Klub, den Fans und einer ganzen Stadt einen großen Moment nehmen kann ... Es geht nicht allein um das Entreißen des Pokals kurz vor Eintritt in den Römer", fuhr der Vereinsboss fort. Es war die Momentaufnahme, die bei den Feierlichkeiten im Mai besonders haften blieb.

Feldmann schnappte sich den Pokal

Als die Mannschaft und das Trainerteam nach der Rückkehr aus Sevilla mit dem Sieg in der Europa League im Gepäck im Rathaus angekommen war, entriss Oberbürgermeister Peter Feldmann im Husarenstreich Oliver Glasner und Sebastian Rode auf dem Weg in den Kaisersaal des Frankfurter Römer den Pokal. Der Trainer und der Kapitän blickten entgeistert drein.

600.000 Zuschauer der Liveübertragung im Hessischen Fernsehen und geschätzt 200.000 Menschen, die in einem Spalier bei der Fahrt der Mannschaft vom Flughafen zum Römer vor Leinwänden und über soziale Medien die Szene verfolgten, waren zum Teil außer sich, die 13.000 Fans auf dem proppenvollen Römerberg pfiffen. Eine völlig verunglückte Rede und das Drängen in die erste Reihe auf dem Balkon ergänzten das katastrophale Gesamtbild des SPD-Politikers in der Folge.

Hellmann findet deutliche Worte

Jetzt äußerte sich Hellmann bei der jährlichen Mitgliederversammlung erstmals sehr deutlich zu den Vorgängen. "Es geht mir auch nicht um eine unangemessene oder wirre Rede. Es geht mir um das Gesamtbild, das Peter Feldmann in der Rolle als Oberbürgermeister abgegeben hat. Die Ankunft in Frankfurt nicht zur feierlichen Ehrung für die Protagonisten zu machen, sondern für sich selbst zu nutzen", zeigte sich Hellmann sehr verwundert.

Zwei pikante Details verriet der 51-Jährige: "Seine Versuche, den Autokorso durch die Stadt zu verhindern, weil er selbst nicht dazu eingeladen war und nicht teilnehmen durfte oder das Personal der Stadt anzuweisen, die Verantwortlichen, den Sportvorstand nicht auf den Balkon zu lassen, sind Ausdruck eines komplett falschen Amtsverständnisses." Bis heute habe sich Feldmann nicht zu den Vorgängen geäußert, geschweige den entschuldigt und nur halbherzig von Missverständnissen gesprochen.

Korruptionsverdacht und Rücktritt

Die Posse rund um die Eintracht ist derzeit Feldmanns kleinstes Problem. Der Politiker war zunächst Ende 2019 im Zuge der Affäre um die Kreisverbände der Arbeiterwohlfahrt (AWO) in Frankfurt und Wiesbaden wegen Korruptionsverdacht in die Kritik geraten, weshalb er sich vor Gericht verantworten muss. Im Juli diesen Jahres kündigte er seinen vorzeitigen Rückzug im Januar 2023 an. Doch schon am 6. November könnten seine Tage an der Spitze der Stadt gezählt sein. Dann wird in einem Bürgerentscheid über seine Abwahl entschieden. Mehrere Parteien, darunter auch seine eigene SPD, mobilisieren dafür aktuell Wähler.

"Wir haben weder die im Raum stehenden strafrechtlichen Anklagepunkte gegen ihn zu bewerten noch uns zur moralischen Instanz aufzuschwingen. Aber eines können wir von einem Oberbürgermeister der Stadt Frankfurt erwarten: Ein europäischer Pokalerfolg nach 42 Jahren ist ein besonderer Moment, bei dem er die Stadt würdig und stilvoll zu vertreten hat und nicht um seine Selbstinszenierung bemüht ist", schloss Hellmann das Thema ab.

Moritz Kreilinger

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