Bundesliga

VfL-Aufsichtsrat vermeidet Rückendeckung für Schmadtke

Boss Witter will sich "zu gegebener Zeit" äußern

VfL-Aufsichtsrat vermeidet Rückendeckung für Schmadtke

Sportdirektor Marcel Schäfer (li.), der neue starke Mann beim VfL Wolfsburg, und Jörg Schmadtke.

Sportdirektor Marcel Schäfer (li.), der neue starke Mann beim VfL Wolfsburg, und Jörg Schmadtke. IMAGO/regios24

Wie undurchsichtig die vergangenen Tage beim VfL Wolfsburg waren, belegt diese Kuriosität vom Samstag: Morgens, zu einem Zeitpunkt, zu dem die Demission Florian Kohfeldts ohne dessen Wissen schon besiegelt war, machte plötzlich das Gerücht die Runde, der Trainer habe seinen bis 2023 laufenden Vertrag bei den Niedersachsen vorzeitig verlängert. In der Tat führte Geschäftsführer Jörg Schmadtke, der einen für ihn ungewöhnlich engen Austausch mit dem Fußballlehrer pflegte, im April Verlängerungsgespräche mit dem 39-Jährigen, dem er aus Überzeugung bis zum letzten Tag den Rücken stärkte, um ihm dann doch die Entlassungspapiere in die Hand zu drücken. Einen Tag, nachdem er noch gesagt hatte, dass Kohfeldt ohne einen Rucksack in die neue Saison geben werde, begründete er dessen Rauswurf mit der schweren Bürde dieser Spielzeit. Eine kuriose und für Schmadtke äußerst ungewöhnliche Gedankenwende. Der Grund für den zumindest öffentlich vorgetragenen Meinungsumschwung: Schmadtke, der Boss, wurde knallhart überstimmt. Vom Aufsichtsrat und von Marcel Schäfer. Der Sportdirektor ist nun der starke Mann des VfL.

Schmadtkes Plan wurde gestoppt

Was bedeutet das nun? Eigentlich hatte Schmadtke in diesem Sommer Schluss machen wollen in Wolfsburg, ließ sich aber im Februar trotz erster Zweifel an ihm im Kontrollgremium zu einer Verlängerung bis Ende Januar 2023 überreden. "Ich freue mich sehr, dass Jörg Schmadtke seine persönliche Lebensplanung hinten anstellt und wir den eingeschlagenen Weg noch ein gutes Stück weit gemeinsam bestreiten werden", sagte Aufsichtsratschef Frank Witter, der damit zugleich offenbarte, dass er Schäfer zum jetzigen Zeitpunkt noch nicht für den Chefposten vorsah. In der brisanten Trainerfrage aber folgte der ehemalige VW-Vorstand nun der Überzeugung Schäfers, dass ein Weiter mit Kohfeldt - der noch am Samstag als über sein persönliches Schicksal Uninformierter eine emotionale Rede hielt und sein Team auf den Angriff auf die internationalen Ränge in der neuen Saison einschwor - angesichts des sofortigen Drucks in der kommenden Spielzeit zu riskant wäre. Schmadtkes Plan wurde gestoppt, der Macher wurde entmachtet.

Witter will "zu gegebener Zeit" Stellung nehmen

Die Chance, dem durch die eigene Pressemitteilung öffentlich bloßgestellten Geschäftsführer den Rücken zu stärken, wollte Witter zu Wochenbeginn nicht nutzen. Der kicker ließ dem Aufsichtsrat Fragen zukommen, der VfL teilte jedoch lediglich mit, dass sich der 63-Jährige erst "zu gegebener Zeit" äußern wolle. Und Schmadtke somit als "lame duck", so wird er auch intern mitunter angesehen, in der Geschäftsstelle sitzen lässt. Der Entscheider nimmt bestenfalls noch eine beratende Funktion ein. Wie sinnvoll das ist für den Klub, der dringend eine Aufbruchstimmung erzeugen muss, bei dem es aber kräftig rumort und sich Misstrauen auf allen Ebenen Bahn bricht, muss der Aufsichtsrat entscheiden.

Thomas Hiete

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