Für weniger als zehn Euro quer durch Deutschland reisen - drei Sommermonate lang ist das jetzt möglich. Und laut ARD-Deutschlandtrend will fast jeder zweite Deutsche vom 9-Euro-Ticket auch Gebrauch machen. Aktuell haben 46 Prozent der Befragten eine entsprechende Absichtserklärung abgegeben - das sind zwei Prozentpunkte als noch im Mai.
Langstrecke ist machbar
Dass vor allem in Großstädten mit über 100.000 Einwohnern die Zahl der Menschen überwiegt, die auf das günstige Angebot zurückgreifen wollen, spricht dafür, dass dessen Attraktivität vor allem im Nahverkehr gesehen wird. Kein Wunder: Da Fernzüge wie IC oder ICE nicht genutzt werden dürfen, ist die Langstrecke zwar machbar, aber mit viel Aufwand verbunden.
Wir haben den Fahrplanrechner der Bahn mit dem Wunsch gefüttert, am 9. Juni für 9 Euro von München nach Westerland auf Sylt fahren zu wollen. Angeboten wurde uns eine Verbindung mit Abfahrt um 7 Uhr 05 und Ankunft um 22 Uhr 50. 15 Stunden und 45 Minuten also, und sechs Umstiege, in Nürnberg, Leipzig, Magdeburg, Uelzen, Hamburg und Elmshorn.
Die weitesten 9-Euro-Strecken: Spitzenreiter ist die 390 Kilometer lange Verbindung von Rostock nach Elsterwerda. Statista
Auf manchen Strecken kann man aber auch Kilometer abspulen, ohne den Zug wechseln zu müssen. Das Vergleichsportal Vergleich.org hat die weitesten Verbindungen ermittelt, Statista wiederum hat daraus eine Grafik erstellt. Die Top-9 für 9 Euro:
1. Der RE5 von Rostock über Berlin nach Elsterwerda. 390 Kilometer in fünf Stunden, von der Hansestadt an der Ostsee zum Tor des Naturparks Niederlausitzer Heidelandschaft - das bedeutet den ersten Platz im Ranking.
2. Mit dem RE2 von Cottbus über Berlin nach Wismar. 365 Kilometer in viereinhalb Stunden, vom Zentrum der Niederlausitz wiederum in eine Hansestadt an der Ostsee: Platz zwei.
3. Der RE3 bringt von Stralsund über Berlin nach Falkenberg. 360 Kilometer in fünf Stunden, aus der Hansestadt im Landkreis Vorpommern-Rügen geht es in die "Eisenbahnerstadt" im Landkreis Elbe-Elster.
4. Mit dem RE1 (SÜWEX) von Koblenz nach Mannheim. 330 Kilometer, 4 Stunden und 20 Minuten - das führt von der im nördlichen Rheinland-Pfalz gelegenen Mündung der Mosel in den Rhein geradeweg ins Dreiländereck Baden-Württemberg, Rheinland-Pfelz und Hessen.
5. Die Alex-Länderbahn von Hof nach München. 315 Kilometer, dreieinhalb Stunden - ohne Umsteigen aus dem nordöstlichen Bayern in die Isar-Metropole.
6. Der RE1 von Göttingen nach Glauchau. 300 Kilometer in 3 Stunden und 40 Minuten, von Südniedersachsen in den sächsischen Landkreis Zwickau.
7. Der RE4 von Lübeck nach Stettin. 295 Kilometer in fünf Stunden, aus dem hohen Norden Deutschlands ins polnische Szczecin - das ist möglich, weil die beiden Städte einem Verkehrsverbund angehören.
8. Mit dem RE11 (Rhein-Hellweg-Express) von Düsseldorf nach Kassel. In 3 Stunden und 20 Minuten ist die 290 Kilometer lange Strecke vom Rhein nach Nordhessen bewältigt.
9. Der RE42 (Franken-Thüringen-Express) von Leipzig nach Nürnberg. Die Verbindung von Sachsen nach Mittelfranken erstreckt sich über 290 Kilometer, in vier Stunden und zehn Minuten ist sie zurückgelegt.
Zeitlich begrenzt
Das 9-Euro-Monatsticket gibt es zeitlich begrenzt im Juni, Juli und August 2022. Es gilt für den Nah- und Regionalverkehr, für Busse, Straßenbahnen, U- und S-Bahnen beispielsweise, nicht aber für Fernzüge wie ICE, Intercity oder Eurocity und auch nicht für Flixzüge oder Fernbusse. Die Reise erfolgt ausschließlich in der zweiten Klasse, ein Upgrade auf die erste ist nicht möglich, ebensowenig wie Sitzplatzreservierungen.