Bundesliga

VfL Wolfsburg: Das große Missverständnis mit van Bommel

Ein Kommentar zur Trainerentlassung beim VfL Wolfsburg

Schmadtke, Schäfer und van Bommel - das große Missverständnis

Wolfsburgs Boss Jörg Schmadtke (li.) hat Mark van Bommel nach neun Bundesliga-Spieltagen entlassen.

Wolfsburgs Boss Jörg Schmadtke (li.) hat Mark van Bommel nach neun Bundesliga-Spieltagen entlassen. imago images/regios24

Sie sagten im Sommer das, was man so sagt, wenn ein neuer Trainer kommt. Und doch klang es nach ehrlicher Überzeugung von Geschäftsführer Jörg Schmadtke und auch Sportdirektor Marcel Schäfer, als sie über ihre Verpflichtung und den Nachfolger des erfolgreichen, aber ungeliebten Oliver Glasner sprachen. "Mark van Bommel ist unsere Wunschlösung. Wir haben uns intensiv mit ihm beschäftigt und die persönlichen Gespräche haben unseren Eindruck bestätigt, dass er perfekt zu unserer Philosophie passt." Nun, fast fünf Monate später, ist von einer Philosophie nicht mehr viel zu erkennen. Und van Bommel entlassen.

Es ist die Korrektur einer schweren, eigentlich der ersten richtigen Fehlentscheidung des Führungsduos Schmadtke/Schäfer. Was sie in den vergangenen dreieinhalb Jahren auch anfassten im Klub, es brachte Erfolg. Nun das große Missverständnis bei der Besetzung des Trainerpostens. Der Manager hatte in den vergangenen Jahren immer wieder betont, kein "Trainerkiller" zu sein und handelte auch entsprechend. Obwohl zwischen ihm und Glasner über Monate hinweg Funkstille herrschte, hielt Schmadtke an dem Österreicher fest, gemeinsam zogen sie in die Champions League ein und gingen erst danach getrennte Wege.

Das Team zweifelte schon länger am Spielstil

Mit van Bommel, zwischen dem und Schmadtke keinerlei Dissonanzen bekannt sind, sollte die nächste Stufe erreicht werden. Daraus wurde ein rasanter Rückschritt. Weil sich der Niederländer, der als Typ im Klub und in der Kabine gut ankam, nicht schaffte, seine Spielidee, von der er immer wieder mehr oberflächlich als tiefgehend sprach, auf die Mannschaft zu übertragen. War das Risiko - diese Stimmen kamen schon früh aus dem Team -, den erfolgreichen Spielstil verändern zu wollen, zu groß? War es überhaupt notwendig, so radikal vom Umschalt- auf Ballbesitzfußball zu switchen? Haben Führung und Fußballlehrer bei ihren Vorstellungen von der Ausrichtung gar aneinander vorbeigeredet?

Die Zweifel bei Schmadtke und Schäfer müssen in den vergangenen Wochen, früh entzündet durch van Bommels Wechselfehler im DFB-Pokal, gewachsen sein. Den schweren Rucksack, den sich der Trainer mit diesem historischen Fauxpas aufsetzte, konnte er auch nach vier Siegen zum Start nicht ablegen. Die fußballerische Rückentwicklung setzte rasch ein, die Ergebnisse blieben fast schon zwangsläufig aus, die Überzeugung vom Coach zerbröselte in der Mannschaft und bei den Verantwortlichen mit jeder weiteren Niederlage. Nachdem Schmadtke in der Vorwoche noch gefordert hatte, "die richtigen Schlüsse" aus der schlechten Entwicklung auf dem Rasen zu ziehen, beharrte van Bommel auf seinem Standpunkt, nichts verändern zu wollen - und beschleunigte damit womöglich seinen Rauswurf. Der ist für Schmadtke ungewöhnlich, angesichts der Entwicklung aber folgerichtig.

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