Bundesliga

Heidel: "Das ist kein sportlich fairer Wettbewerb"

Sportvorstand des siegreichen 1. FSV Mainz 05 äußert sich kritisch

Heidel: "Das ist kein sportlich fairer Wettbewerb"

Hat ein überraschendes 1:0 gegen Leipzig gesehen - und sich klar geäußert: FSV-Sportvorstand Christian Heidel.

Hat ein überraschendes 1:0 gegen Leipzig gesehen - und sich klar geäußert: FSV-Sportvorstand Christian Heidel. imago images/Jan Huebner

Das Positive wie Eindrucksvolle vorneweg: Trotz höchst schwieriger Umstände - Trainer Bo Svensson musste nach der Isolation von gleich zehn Spielern, darunter der positiv getestete Karim Onisiwo, auf etliche potenzielle Stammkräfte verzichten - hat der 1. FSV Mainz 05 die neue Bundesliga-Spielzeit mit einem lautstark gefeierten 1:0-Erfolg gegen RB Leipzig eröffnet. Gerade die Leidenschaft, die die Rheinhessen speziell auch bei der Abwehrarbeit an den Tag gelegt hatten, war gepaart mit dem tollen Auftritt von Torwart Robin Zentner der Schlüssel für sicherlich nicht eingeplante drei Punkte zum Saisonstart.

"In solch einem Spiel treibt einen die ungewohnt gewordene Atmosphäre - und jeder wächst dann noch einmal über sich hinaus für die zu Hause, für die auf der Bank", resümierte ein vor Freude strahlender FSV-Sportchef Martin Schmidt am "DAZN"-Mikrofon unter lautstarken Jubelgesängen des Anhangs (10.500 Fans waren live im Stadion dabei). "Dieser Sieg war glücklich und erkämpft, zeigt aber auch, dass der Teamspirit bei uns stimmt. Dadurch haben wir schon viel für eine solide Saison." Diese ist auch das Ziel in Rheinhessen unter dem gefeierten Coach Svensson, unter dem vergangene Saison mit 32 Rückrundenpunkten (Vereinsrekord) noch der Klassenerhalt gelungen war.

Heidel und der Impf-Effekt

Das übergeordnete Thema aber blieb an diesem Sonntag der zusammengeschrumpfte FSV-Kader. Nach den vier Corona-Fällen, darunter drei Spieler, war die Lage bei den Mainzern schließlich sehr angespannt - weil auch acht nicht geimpfte und nicht namentlich genannte Profis in Quarantäne geschickt worden waren. Einzig der Ausfall von Stürmer Onisiwo war vor der Partie offiziell bekannt gegeben worden.

Zu all der Thematik äußerte sich deswegen zwischenzeitlich auch Christian Heidel nochmals - und der Sportvorstand der Nullfünfer fand klare Worte. Zunächst einmal zum Thema des Impfens an sich: Heidel hofft auf einen Impf-Effekt bei seinen Profis - und ergänzte: "Ich kann mir Stand heute sehr schwer vorstellen, dass Mainz 05 noch mal einen Spieler verpflichtet, der nicht geimpft ist.

Hintergrund: Nicht alle Bundesliga-Profis haben sich bislang impfen lassen, eben auch nicht alle Spieler des 1. FSV Mainz. Zu der Thematik hatte sich am Samstag auch schon Fürths Sport-Geschäftsführer Rachid Azzouzi geäußert. "Wir versuchen, durch Argumente zu überzeugen", sagte der frühere Bundesliga-Profi TV-Sender "Sky". Wer sich aber impfen lasse, könne verhindern, zunächst sich selbst und dann auch andere durch Ansteckungen aus dem Spiel zu nehmen. Azzouzi betonte allerdings auch, dass das Thema Impfen erst einmal "jedem selbst überlassen" werden müsse. Man könne nicht pauschalisieren, da die Familien von Spielern unterschiedliche gesundheitliche Hintergründe hätten.

Heidel und die Frage nach der zeitgemäßen Regel

Doch nicht nur darüber sprach Heidel an diesem aus Mainzer Sicht so erfolgreichen Nachmittag. Der 58-jährige Ex-Schalker, der nach seiner ersten FSV-Amtszeit (1992-2016) letztes Jahr wieder an den Bruchweg zurückgekehrt war, griff mit seiner Rede auch die DFL an - weil es unter Umständen in diesen weiterhin unsicheren Corona-Zeiten auch das Mittel einer Spielverschiebung geben solle. Genauer gesagt forderte Heidel die Deutsche Fußball Liga mit Blick auf die aktuell angespannte Corona-Situation zum Umdenken auf: "Sicherlich ist es kein sportlich fairer Wettbewerb (bei so vielen wegbrechenden Profis; Anm. d. Red.) - Wettbewerbsverzerrung hört sich ja fast kriminell an, das würde ich so überhaupt nicht in den Mund nehmen ... aber ich glaube, das hat jetzt nichts mit fairem Sport zu tun."

Ein Bundesliga-Spiel kann aber Stand jetzt nur ausfallen oder abgesetzt werden, wenn keine neun Profis mehr zur Verfügung stehen. "Ob diese Regel so ganz zeitgemäß ist - wir sind ja jetzt eben nicht mehr vor einem Jahr, sondern leben jetzt im Momentum -, das stelle ich schon ein bisschen in Frage. Ich glaube, da muss man sich bei der DFL noch mal drum kümmern. Denn es kann eigentlich keine Absage eines Spiels erfolgen, wenn in den Regeln steht, dass eine Mannschaft oder ein Verein nachziehen muss, die Spielberechtigungsliste vollmachen muss. Wir haben eine U 23 - völlig klar, dass dort Spieler sind, die in einem spielfähigen Alter sind und auch für die Profimannschaft spielen könnten." Das sei aber nicht des Rätsels Lösung, einfach junge und noch nicht so erfahrene Spieler nachzuziehen.

Mir ist im Moment nicht ganz klar, wie ein Spiel ausfallen soll. Außer die gesamte Mannschaft wird in Quarantäne gesetzt und man hat keine neun Profis mehr.

Christian Heidel

"Mir ist deswegen im Moment nicht ganz klar, wie ein Spiel ausfallen soll", so Heidel weiter. "Außer die gesamte Mannschaft wird in Quarantäne gesetzt und man hat keine neun Profis mehr. Die Bedingung heißt auch, dass man keine neun Profis mehr zur Verfügung haben muss. Aber, das muss man auch klar sagen: Wir haben uns allen diesen Regeln unterworfen. Das war eine schwierige Phase einfach zuletzt, da ging es auch um Fernsehverträge, Fernsehgeld ... Wir waren uns alle bewusst, dass das kommen oder auftreten kann. Dummerweise hat's jetzt uns erwischt mit vielen Ausfällen. Es ist einfach so. Vielleicht macht man sich aber für die Zukunft mal neue Gedanken."

mag

Bilder zur Partie 1. FSV Mainz 05 - RB Leipzig