Bundesliga

Hertha-CEO Schmidt über die Entlassungen von Labbadia und Preetz

Herthas CEO über Preetz, Labbadia, Friedrich und die Krise

Schmidt: "Dass das den Weg in die Medien gefunden hat..."

Sprach am Sonntag über die personellen Entscheidungen bei Hertha: CEO Carsten Schmidt (li.).

Sprach am Sonntag über die personellen Entscheidungen bei Hertha: CEO Carsten Schmidt (li.). imago images

Der Sonntag war der Tag der Entscheidungen - und vieler Gespräche. Carsten Schmidt, der am 1. Dezember seinen Posten als Vorsitzender der Geschäftsführung beim Hauptstadt-Klub angetreten hatte, sprach am Tag nach dem 1:4 gegen Bremen lange mit den geschassten Bruno Labbadia und Michael Preetz, später mit Arne Friedrich und der Mannschaft und auch mit dem Investor. Am Sonntagmittag sprach der langjährige Sky-Frontmann in einer Medien-Runde über…

... die Frage, wann ihm die Erkenntnis kam, dass etwas passieren muss: "Dass etwas passieren muss, gestern Abend. Dass was passieren könnte, schon in den Spielen in Bielefeld und Köln, wo wir nicht die Punkte geholt haben, die wir hätten holen müssen oder auch können. Das Ergebnis und das Spiel haben uns das gestern Abend dann ein Stück diktiert."

Bruno Labbadia und ich sind auch in der Analyse heute Morgen ein Stück daran verzweifelt.

Schmidt über die fehlende Einheit im Hertha-Kader

... die Trainersuche: "Wir sind uns klar, was wir wollen, und werden das zeitnah umsetzen. Wir wissen, was wir für ein Profil verpflichten wollen. Ich kann aber nicht sagen, ob das eine Kurzfrist- oder Langfristlösung ist. Wenn man Erfolg hat, ist es nicht so wichtig, wie lange man den Vertrag im ersten Schritt gestaltet. Wir wollen und brauchen Erfolg. Und wir brauchen eine Mannschaft, die auch als Mannschaft arbeitet. Bruno Labbadia und ich sind auch in der Analyse heute Morgen ein Stück daran verzweifelt, dass wir eine individuell sehr gute Mannschaft haben, es aber nicht geschafft haben, eine Achse beziehungsweise eine Mannschaftsleistung auf den Platz zu kriegen, wo alle drei Mannschaftsteile nicht einzeln, sondern zusammen gut performen - und das über 90 Minuten. Ich denke, dass wir bei dem sportlich Verantwortlichen auf dem Trainingsplatz jemanden suchen, der Mannschaften zusammenschweißen kann und das in einer Abstiegskampf-Situation, in der wir uns befinden, Woche für Woche leisten kann: im Trainingsbetrieb wie auch in den Spielen. Und der uns in die Lage versetzt, in Frankfurt (am nächsten Samstag, d. Red.) etwas zu holen."

... die Trennung von Sport-Geschäftsführer Michael Preetz: "Ich bin jetzt 55 Tage in der Rolle als Vorsitzender der Geschäftsführung. Das Präsidium hat sich an mich gewendet und wollte meine Wahrnehmung aus diesen 55 Tagen haben. Die habe ich gegeben. Daraufhin ist eine Entscheidung im Präsidium gefallen, die möglicherweise auch durch meine Wahrnehmung gestützt oder eben nicht gestützt wurde, nämlich, dass man die Zukunft des Klubs in andere Hände legen möchte. Ich bin nicht der richtige Adressat für die Frage, was da den Ausschlag gegeben hat. Ich habe meine Meinung einfließen lassen, und wir haben gemeinsam darüber beraten. Ich hatte mit Ingo Schiller (Finanzgeschäftsführer, d. Red.) und Michael Preetz einen sehr guten Start in der Geschäftsführung. Ich habe heute Morgen ein langes Gespräch mit Michael Preetz geführt. Ich schätze Michael. Er hat es mir leichtgemacht, mich hier einzubringen. Und er hat den Prozess, den wir hier gestartet haben - Veränderungen beginnen zu lassen -, vorbehaltlos unterstützt. Er ist verantwortlich für die Performance im sportlichen Bereich und die Zusammenstellung des Kaders. Wie da meine Einschätzung über seine Gesamtleistung in den 55 Tagen, die ich beurteilen kann, ist, wird von mir nicht preisgegeben. Wie mit ihm in der Öffentlichkeit umgegangen wurde, ist brutal gewesen. Das hat mir nicht gefallen."

... Sportdirektor Arne Friedrich, der mindestens bis Sommer den sportlichen Bereich verantworten wird: "Ich habe die totale Überzeugung, dass Arne Friedrich für die Situation, wie wir sie jetzt haben, eine Top-Wahl ist. Durch seine Klarheit, durch seine Erfahrung, durch seine Fußballnähe, durch seine Ambition, durch seine starke Hertha-Verbundenheit kann er uns extrem helfen. Wir werden sehr eng zusammenarbeiten. Wir haben heute Morgen schon mehrfach zusammengesessen und Klarheit darüber, was jetzt zu tun ist. Er, Ingo Schiller und ich werden die Trainerlösung zusammen erarbeiten. Arnes Leistung und seine weiteren Lebenspläne werden wir im Sommer bewerten. Ich weiß, dass er von jetzt an 120 Prozent für Hertha geben wird. Ich kann mir eine Zukunft von Arne im Klub sehr gut vorstellen. Er und ich sind klar, dass wir Seite an Seite die nächsten Monate arbeiten."

Er hat das gestern Abend herausragend moderiert und auch heute Morgen professionell genommen.

Schmidt über Labbadia

... eine Entschuldigung bei Trainer Bruno Labbadia, der kurz nach Abpfiff des Bremen-Spiels im Live-Interview mit seiner feststehenden Entlassung konfrontiert wurde: "Ich habe mich bei Bruno entschuldigt im Namen des Klubs. Dass das den Weg in die Medien gefunden hat, ist eine Schlechtleistung von Hertha BSC gewesen - unabhängig davon, ob es wahr oder unwahr war. Allein diese Absolutheit und die Konfrontation in einem Live-Interview - das ist nicht der Stil, den ich in der Zukunft erwarte und prägen möchte. Ich weiß nicht, wie das entstanden ist. Es ist nicht das erste Mal passiert in meiner Amtszeit. Das wird eine Baustelle, die ich gerne schnellstmöglich beheben möchte. Auf der anderen Seite ist Bruno nicht nachtragend. Er hat das gestern Abend herausragend moderiert und auch heute Morgen professionell genommen. Wir sind im Guten auseinandergegangen. Das zählt."

... die sportliche Situation: "Wir sind nicht mehr in der Lage, das Ziel, das wir uns für den Januar gesetzt hatten, zu erreichen. Ich bin seit Dezember bei jedem Spiel dabei und konnte mir vom Trend ein Bild machen. Ich bin enttäuscht, dass wir in so eine Situation gekommen sind. Wir wollten mit dieser Aufstellung das Jahr bestreiten. Das war jetzt nicht mehr möglich. Vor unserer Situation habe ich keine Angst, aber Respekt. Immer wenn man denkt, man ist besser als die anderen, ist man schon einen Punkt hintendran. Wir können uns nichts darauf einbilden, dass wir ein Polster haben. Ich möchte dieses Polster nicht nach unten sehen, sondern Anschluss ans Mittelfeld gewinnen."

... mögliche Neuzugänge: "Wir waren bisher schon aktiv und haben Optionen ausgelotet. Wir werden mit dem neuen Trainer beraten, ob wir diesen Weg weiterverfolgen oder ob wir neue Überlegungen anstellen. Wir haben noch über eine Woche Zeit. Es kann sein, dass wir etwas machen. Es kann auch sein, dass wir gar nichts machen. Grundsätzlich glauben wir fest an die Qualität unserer Mannschaft. Aber die muss sie auf dem Platz zeigen."

... den Kontakt zur Mannschaft: "Nachdem ich heute Morgen mit Michael und Bruno lange Gespräche hatte, bin ich mit Arne Friedrich vor die Mannschaft getreten. Ich habe die Situation erläutert, an die Mannschaft einen Appell gerichtet und deutlich gemacht, in welcher Phase wir sind. Ich habe auch mit dem einen oder anderen Spieler Einzelgespräche geführt, um mich dichter zu orientieren. Morgen soll die Mannschaft nochmal Luft holen. Die Zeit, die vor uns liegt, wird sehr ambitioniert und sehr intensiv."

... den Kontakt zum Investor: "Die Tennor-Group wurde heute Morgen von mir über die Veränderungen informiert. Einen weiteren Austausch gab es nicht, er ist auch nicht geplant."

... grundsätzliche Veränderungen bei Hertha: "Wir haben diesen Prozess am 4. Januar gestartet (u.a. mit einer Mitarbeiterbefragung, d. Red.) und sind mittendrin in diesem Prozess. Wir haben den Prozess auf mehrere Monate angesetzt. Es wäre unprofessionell und nicht zielführend, heute einen Zwischenbericht zu geben. Wir gehen das von Grund auf an und lassen uns dabei nicht jagen. Wenn solche notwendigen Entscheidungen wie jetzt zu treffen sind, sind wir entscheidungsfähig und ordnen uns nicht einem übergeordneten Strategieprozess unter. Das sind zwei verschiedene Säulen. Arne Friedrich wird in diesem Prozess die Rolle von Michael Preetz einnehmen. Deshalb sehe ich keine Notwendigkeit, diesen Prozess zu verlangsamen, zu beschleunigen oder zu kommentieren. Wir wollen einen Neustart. Wir haben jetzt einen personellen Neustart aufgrund der sportlichen Situation, die für uns neu ist und die wir annehmen. Und wir wollen einen Neustart in der Gesamtsituation für die Zukunft des Klubs. Den hatte ich vor, im Sommer umfassend zu machen. Jetzt sind wir in einem Bereich schneller. Wir werden das managen."

Steffen Rohr

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