Bundesliga

Mit Verspätung: Guendouzi legt los

Hertha: Boyata trainiert individuell

Mit Verspätung: Guendouzi legt los

Hoffnungsträger im Mittelfeld: Matteo Guendouzi.

Hoffnungsträger im Mittelfeld: Matteo Guendouzi. imago images

Bälle erobern, Bälle verteilen, sich zeigen - der Lockenkopf lieferte im Trainingsspiel eine erste Kostprobe seines Repertoires. Die Schlüsselfrage: Wie schnell findet der beim FC Arsenal von Coach Mikel Arteta im Juni aufs Abstellgleis geschobene und am 5. Oktober nach Berlin verliehene Guendouzi seinen Rhythmus - und wann ist er in der Lage, Hertha zu helfen?

"In den zehn Tagen Quarantäne haben wir zweimal am Tag Cybertraining mit ihm gemacht", sagte Trainer Bruno Labbadia nach der Einheit am Dienstag. "Am Konditionellen konnten wir mit ihm arbeiten, aber er hat natürlich fast 14 Tage keinen Ball berührt und ein halbes Jahr fast gar nicht gespielt. Jetzt müssen wir sehen, wie schnell wir seine Spielweise integrieren können und wie schnell er unsere Spielweise annimmt."

"Im Fußball habe ich gelernt, niemals nie zu sagen."

Bruno Labbadia

Das wird ein Spagat: dem französischen U-21-Nationalspieler Zeit zur Eingewöhnung zu geben und ihn trotzdem möglichst zügig so einzugliedern, dass er Herthas Mittelfeld mit seiner Ballsicherheit und seinem Temperament eher kurz- als mittelfristig hilft.

Einen Einsatz Guendouzis am Sonntag gegen den VfL Wolfsburg schloss Labbadia, den der Neue wegen seiner Lockenpracht an Kolumbiens Carlos Valderrama erinnert, keinesfalls aus: "Im Fußball habe ich gelernt, niemals nie zu sagen. Matteo kennt viele Abläufe noch nicht, aber das heißt nicht, dass man es deswegen nicht machen muss."

Labbadia weiß, was er bekommt

Was er vom Kapitän der französischen U 21, der nach der Rückkehr von den EM-Qualifikationsspielen gegen Liechtenstein und die Slowakei positiv auf Corona getestet worden war, bekommt, weiß Labbadia ziemlich genau: "Er fordert viele Bälle, verteilt sie gern und strahlt eine gewisse Ballsicherheit aus."

Quartett muss kürzertreten

Dedryck Boyata

Er musste kürzertreten: Dedryck Boyata. imago images

Im Gegensatz zu Guendouzi fehlte am Dienstag ein Quartett im Teamtraining. Lukas Klünter (Wadenprobleme) pausierte. Kapitän Dedryck Boyata (Probleme am Sprunggelenk), Santiago Ascacibar (Muskelprobleme im Oberschenkel) und Jordan Torunarigha (Teilriss der Syndesmose) arbeiteten individuell. Boyata hatte sich die Blessur nach Labbadias Worten bereits einen Tag vor dem Spiel in Leipzig (1:2) zugezogen, als ihm ein Mitspieler im Abschlusstraining in einem Zweikampf am Fuß traf.

Gegen RB hielt der belgische Nationalspieler 90 Minuten durch. Die Arbeitsatmosphäre zu Beginn dieser Woche unterschied sich laut Labbadia deutlich zu der vor Wochenfrist. Der Auftritt gegen den VfB Stuttgart (0:2) hatte dem Staff in vielerlei Hinsicht nicht gefallen, in Leipzig war das anders. "Wir haben dort ein gutes Spiel abgeliefert", unterstrich Labbadia.

"Ohne den Platzverweis (für Deyovaisio Zeefuik, d. Red.) hätten wir gute Chancen gehabt, sogar einen Dreier einzufahren. Die Enttäuschung war groß, aber auch deshalb, weil jeder gespürt hat, wie nah wir dran waren. Es ist wichtig zu wissen, warum wir so ein Spiel abgeliefert haben."

Pekarik verringert Berliner Sorgen

Ein Spiel, das Herthas Verantwortliche trotz der Niederlage als Schritt nach vorn werteten. "Jetzt", sagte Labbadia, "müssen wir da weitermachen." Und arbeiten: an der Verteidigung gegnerischer Standards, an defensiven Zweikämpfen, an der Reduzierung der individuellen Fehlerquote.

Die Sorge, gegen Ex-Klub Wolfsburg angesichts der Gelb-Rot-Sperre von Zeefuik und der Blessur von Klünter womöglich ohne etatmäßigen Rechtsverteidiger dazustehen, ist der Hertha-Coach immerhin los. Routinier Peter Pekarik trainierte am Dienstag komplett mit. Der Slowake, 2009 mit dem kommenden Gegner Deutscher Meister, hatte sich gegen Stuttgart eine schwere Hüftprellung zugezogen und in Leipzig nach 45 Minuten wegen muskulärer Beschwerden das Feld geräumt.

Steffen Rohr