Motorsport

Le Mans in diesem Jahr ein Geisterrennen

Der 24-Stunden-Klassiker findet ohne Fans statt

Le Mans in diesem Jahr ein Geisterrennen

Bei der kommenden Auflage der 24 Stunden von Le Mans sind keine Zuschauer erlaubt.

Bei der kommenden Auflage der 24 Stunden von Le Mans sind keine Zuschauer erlaubt. imago images

Sie haben sich wirklich alle Mühe gegeben. Sie haben hin- und herüberlegt, Pläne geschmiedet und wieder verworfen. Am Ende aber blieb ihnen nichts anders übrig als die Erkenntnis: Die 84. Austragung der legendären 24 Stunden von Le Mans wird in diesem Jahr ohne Zuschauer über die Bühne gehen.

Über Wochen wurden verschiedene Lösungen erwogen, um wenigstens eine begrenzte Anzahl von Fans bei diesem Rennsport-Monument willkommen zu heißen. Nach Rücksprache mit den Gesundheits- und Sicherheitsbehörden aber und angesichts der Ungewissheit über die Entwicklung der Situation haben, so heißt es in der Stellungnahme, "der ACO und die Präfektur Sarthe jedoch einstimmig beschlossen, dass die Veranstaltung am 19. und 20. September 2020 ohne Zuschauer stattfinden wird".

Auch in der Formel 1 wird ohne Zuschauer gefahren

Am frühen Nachmittag des heutigen Montags wurde die Entscheidung offiziell gemacht. Darin heißt es: "Der Automobile Club de l'Ouest (ACO) und die Präfektur des Departments Sarthe bedauern, bekannt geben zu müssen, dass die 24 Stunden von Le Mans am 19. und 20. September 2020 hinter verschlossenen Türen ausgetragen werden." Als (nachvollziehbare und naheliegende) Begründung verweisen die Verantwortlichen auf den "Schutz der Gesundheit von Wettkämpfern, Partnern und Zuschauern. Sie ist dem ACO und der FIA stets ein vorrangiges Anliegen gewesen". Auch die Formel 1 hat inzwischen fünf Rennen ohne Zuschauer auf den Tribünen hinter sich.

Vertröstet werden die Fans in aller Welt, von denen Jahr für Jahr rund 250.000 live vor Ort den Klassiker verfolgten, mit verstärkten Möglichkeiten, sich neben dem TV (Eurosport) das Geschehen auf digitalen Plattformen nach Hause holen zu können. Versprochen wird hierzu, dass die Fans "einen exklusiven Einblick in das Geschehen hinter den Kulissen des 24-Stunden-Rennens" erhalten sollen.

"In den letzten Wochen haben wir viele Möglichkeiten geprüft"

Pierre Fillon, der Präsident des Automobile Club de l'Ouest, wählt gerne die großen Worte, und noch nicht einmal bei einer Absage weicht er davon ab: "Die 88. Auflage der 24 Stunden von Le Mans wird in die Annalen der Geschichte eingehen, da das größte Langstreckenrennen der Welt in diesem Jahr leider ohne Zuschauer an der Strecke ausgetragen wird. In den letzten Wochen haben wir viele Möglichkeiten geprüft, wie wir unsere Veranstaltung im September in Anwesenheit von Fans, wenn auch in begrenzter Zahl, durchführen können."

Knapp sechs Wochen vor dem Termin musste aber auch der um sein Rennen hart kämpfende Fillon die Segel streichen: "Angesichts der Zwänge, die in der derzeitigen Situation mit der Organisation einer mehrtägigen Veranstaltung im Festivalformat verbunden sind, haben wir uns mit den lokalen Regierungsbehörden dafür entschieden, das Rennen hinter verschlossenen Türen abzuhalten. Es gab noch zu viele Fragezeichen bezüglich Gesundheit und Sicherheit. Wir wissen, dass unsere Fans von dieser Entscheidung ebenso enttäuscht sein werden wie wir, aber angesichts der öffentlichen Gesundheit war es wirklich keine schwierige Entscheidung. Wenn es um die Sicherheit geht, macht man keine Kompromisse."

Nur wenige Medienvertreter vor Ort

Ähnlich wie in der Fußball-Bundesliga geht mit der Entscheidung auf den Zuschauerverzicht die Maßnahme einher, auch hinsichtlich der von vor Ort berichtenden Medien äußerste Zurückhaltung zu üben. Nur wenige ausgewählte Medienvertreter werden am 18./19. September aus Le Mans berichten können.

Stefan Bomhard