Bundesliga

Union-Präsident kritisiert "inhaltlich und rechtlich willkürliche Regelungen"

Köpenicker stimmten gegen drei Anträge der DFL

Union-Präsident kritisiert "inhaltlich und rechtlich willkürliche Regelungen"

Gegen drei Anträge der DFL: Union-Präsident Dirk Zingler.

Gegen drei Anträge der DFL: Union-Präsident Dirk Zingler. imago images

Im Vorfeld der außerordentlichen DFL-Mitgliederversammlung zur Rückkehr von Fans in die Stadien hatte Zingler die Erst- und Zweitligisten in einem sechsseitigen Schreiben davon überzeugen wollen, die Regelungen nicht zu beschließen. Den entsprechenden Brief vom 31. Juli veröffentlichte Union am Dienstag. Zingler kritisiert in diesem einen "Richtungswechsel weg von lokalen Konzepten mit individuellen Lösungen hin zu statuarisch vorgegebenen bundesweiten Regelungen". Die Maßnahmen würden "ein außerordentlich enges Korsett" abbilden, das "unnötigerweise niemandem ermöglicht, auf sich verändernde Pandemielagen zu reagieren und alternative, von Behörden genehmigte Konzepte umzusetzen, die im Sinne des Infektionsschutzgesetzes den gleichen oder sogar einen höheren Wirkungsgrad erreichen, als die bisher existierenden Schutzmaßnahmen".

Wir erachten die unterschiedliche Behandlung von Steh- und Sitzplatzzuschauern inhaltlich für falsch und rechtlich für unverhältnismäßig.

An die Stelle von "rechtlich angemessenen, regionalen Eindämmungsmaßnahmen" würden "inhaltlich und rechtlich willkürliche Regelungen" treten, "denen zum Beispiel die Behauptung zu Grunde liegt, die Einhaltung von Abstand und Hygieneregeln sei nur im Sitzen möglich. Diese Regelungen seien "unnötig" und "in vielerlei Hinsicht fragwürdig", so Zingler. Er vermisst das Vertrauen in die Fans, die sich während des Sonderspielbetriebs verantwortungsvoll gezeigt hätten. "Wir erachten die unterschiedliche Behandlung von Steh- und Sitzplatzzuschauern inhaltlich für falsch und rechtlich für unverhältnismäßig", heißt es. Union trifft die Regelung mit nur 3617 Sitzplätzen (Gesamtkapazität: 22.012 Plätze) am härtesten, das Stadion für nur etwa 1500 Zuschauer zu öffnen, steht in keiner Relation zum Aufwand.

Neben dem vorübergehenden Verzicht auf Stehplätze wollte Union auch den Komplettverzicht auf Gästefans ("Die Anzahl zu begrenzen halten wir angemessen, diese komplett zu untersagen jedoch für unverhältnismäßig") sowie das Alkoholverbot ("Es gibt keine überregional einheitlichen Standards. Warum diese jetzt temporär notwendig sein sollen, erschließt sich uns nicht") verhindern. Ohne Erfolg. Am Dienstag sind die vorübergehenden Maßnahmen mehrheitlich von den Vereinen angenommen worden.

Schreiben an die Mitglieder

Im Anschluss an die Mitgliederversammlung meldete sich Zingler erneut zu Wort - diesmal wandte er sich an die Mitglieder. "Leider ist es uns nicht gelungen, die Mehrheit der Vereine davon zu überzeugen, den Anträgen des DFL-Präsidiums nicht zuzustimmen", schrieb der Union-Chef nun. "Wir werden uns nun damit auseinandersetzen, wie wir mit den zunächst bis zum 31. Oktober getroffenen Regelungen in Bezug auf die Spiele unserer Mannschaft umgehen."

Und auch das Stimmverhalten erklärt er: "Da wir mit dem Vorgehen grundsätzlich nicht einverstanden sind und zudem die Anträge zu Gästefans, Stehplätzen und Alkoholausschank für unausgewogen im Hinblick auf unsere allgemeine gesellschaftliche Verantwortung, aber auch auf unsere spezielle Verantwortung für Fußballanhänger halten, haben wir bei diesen drei Anträgen mit Nein gestimmt", schrieb Zingler.

Union beschäftigt sich weiter mit Massentests

Am 10. Juli hatten die Köpenicker verlauten lassen, unter Vollauslastung des Stadions An der Alten Försterei in die neue Saison starten zu wollen. Dies wollten die Verantwortlichen unter anderem auch durch Tests für alle Zuschauer erreichen. "Mit diesem Pilotprojekt, das auch für viele andere Veranstaltungsarten relevant sein kann, beschäftigen wir uns auch weiterhin sehr intensiv", erklärte Zingler am Dienstag.

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cfl/dpa

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