Es ist schon eine Weile her, da sich Matthias Kaltenbach zum Vorstellungsgespräch bei der TSG einfand. 2011 war das, und sein Gegenüber hieß Alexander Rosen, seinerzeit Chef des Hoffenheimer Nachwuchsleistungszentrums. Auf Empfehlung des designierten U-19-Coaches Alfons Higl, den Kaltenbach über seine Tätigkeit in einer privaten Fußballschule kannte. Kaltenbach bekam den Job. Und assistierte seither bei der TSG nach Higl auch Thomas Krücken und Julian Nagelsmann.
Letzterer ermöglichte dem gebürtigen Freiburger schließlich auch den Sprung in den Profibereich. Nach Nagelsmanns Beförderung zum Cheftrainer der TSG im Frühjahr 2016 sprang Kaltenbach auch kurzfristig als Chefcoach ein und übernahm Nagelsmanns Rolle in der U 19. Um im Sommer dessen Co-Trainer bei den Profis zu werden. "Ich hätte mir früher nie vorstellen können, eines Tages in der Bundesliga zu arbeiten. Das ist für mich ein absoluter Traumjob", gesteht der zurückhaltende Kaltenbach, der selbst zwar bis zur U 18 beim SC Freiburg spielte, dem die limitierte Schnelligkeit aber den weiteren Aufstieg als Spieler verwehrte. Bereits als 18-Jähriger verlegte sich Kaltenbach deshalb verstärkt auf eine Trainerkarriere. Die mit 24 in Hoffenheim dann richtig Fahrt aufnahm.
Bis auf wenige Ausnahmen stets jenseits des Rampenlichts. Als Nagelsmann nach Leipzig abwanderte, blieb Kaltenbach bei der TSG und arbeitete fortan Schreuder zu. "Ich kann auch gut damit leben, in der zweiten Reihe zu stehen. Als Co-Trainer hat man einen anderen Zugang und Draht zu den Spielern, kann sich komplett auf die Inhalte konzentrieren und wird nicht abgelenkt von anderen Aufgaben oder medialen Terminen, das kostet schon viel Energie", meint Kaltenbach, "ich bin sehr froh, dass Alexander Rosen in unserer Interimszeit diesen Part übernommen hat."
Cheftrainer auf Dauer? Kaltenbach: "Ich strebe das nicht aktiv an"
Der Manager übernahm die medialen Verpflichtungen, Kaltenbach die Führung des Trainerteams. Schließlich hatte der 35-Jährige inhaltlich den besten Einblick, zudem die besten Kontakte zur Mannschaft. Kaltenbach ist im Spielerkreis sehr beliebt. Als Typ wie als äußerst einfallsreicher Übungsleiter. "Ich bin auch in den Trainingsinhalten gerne kreativ und probiere neue Dinge und Übungen aus. Auch um neue Reize für die Spieler zu setzen."
Die Episode als leitender Trainer war für ihn eine sehr lehrreiche Zeit und wertvolle Erfahrung. Mit brisantem Start: Gleich im ersten Spiel traf er auf Leipzig und seinen einstigen Intimus Nagelsmann. Trotz guter Leistung verlor die TSG den Auftakt 0:2 unter dem neuen Trio, gewann aber die restlichen drei Partien in Augsburg (3:1), gegen Union Berlin (4:0) und in Dortmund (4:0). "Grundsätzlich macht es mir sehr viel Spaß, an der Linie aktiver zu coachen, Sitzungen und Ansprachen zu halten. Dass das so gut geklappt hat, erzeugt in mir ein gutes Gefühl und die Gewissheit, dass es möglich ist und ich auch das kann", so Kaltenbach, der sich nicht zwingend irgendwann als Cheftrainer sieht. Es aber auch nicht ausschließt. "Ich strebe das nicht aktiv mit aller Macht an, aber man weiß ja nie, was im Fußball noch so alles passiert."
Vertrauen in Kaltenbach: Vertrag bis 2023 verlängert
Unabhängig von einem möglichen Karrieresprung strebt er auf jeden Fall die noch fehlende höchste Trainerlizenz an. "Auf jeden Fall möchte ich sobald wie möglich meinen Fußballlehrer machen. Nicht um jederzeit Cheftrainer werden zu können, sondern eher für mich, um auch noch die höchste Lizenzstufe zu erreichen."
So oder so soll Kaltenbach in Hoffenheim zu einer Konstante werden, unabhängig von der Cheftrainerfrage. Seinen Vertrag bei der TSG hat er Anfang des Jahres bis 2023 verlängert. Auch das eher im Hintergrund. Wie es so seine Art ist.
