Felix Magath hatte eine Ahnung. Natürlich konnte er nicht wissen, wie sich die Würzburger Kickers gegen den Halleschen FC schlagen, er konnte auch nicht wissen, ob der FC Ingolstadt beim TSV 1860 München besteht. Als der 66-Jährige am Samstagvormittag aber auf dem Weg nach Tirol war, da sagte er die Ergebnisse des Spieltags vorher. Die Kickers? Würden bestimmt unentschieden spielen. Ingolstadt? Würde im Grünwalder Stadion wohl gewinnen. Und die Rostocker, die noch eine minimale Chance auf den Relegationsplatz hatten? Würden in Chemnitz verlieren.
All das sagte Magath im Auto - und er sollte Recht behalten.
Am späten Nachmittag, als seine Prognosen tatsächlich eingetreten waren, hielt Magath in Tirol ein rotes T-Shirt in eine Kamera und schickte Glückwünsche nach Würzburg. Dass seine Tipps allesamt aufgegangen waren, bedeutete ja: Die Kickers spielen in der nächsten Saison wieder in der zweiten Liga.
Siege gegen Ingolstadt, Braunschweig und Rostock
"Was Michael Schiele (Würzburgs Trainer, d. Red.) und Daniel Sauer (Würzburgs Sportdirektor, d. Red.) da geleistet haben, das ist fantastisch", sagt Magath. Die Geschlossenheit, mit der die Kickers nicht nur auf dem Platz aufgetreten seien, die Ruhe, die Homogenität, "das war die große Stärke - vor allem in der Rückrunde". Da hatten die Würzburger zu Hause mehrere Spitzenteams geschlagen, erst Ingolstadt, dann Braunschweig, zuletzt Rostock. Für Magath der Beleg, "dass der Aufstieg am Ende absolut verdient ist".
Ich denke, dass ein Großteil der Spieler auch in der nächsten Saison mit von der Partie ist.
Felix Magath
Tatsächlich ist der Sprung ins Unterhaus das Resultat der vergangenen Monate, in denen die Würzburger eine Menge richtig gemacht haben. Schiele bei der täglichen Arbeit mit der Mannschaft, die Spieler mit ihrem Eifer, ihrer Einstellung und ihrer Lernbereitschaft - und Sauer und Magath mit ihrer Unterstützung im Hintergrund.
Vor einem Jahr waren die Kickers noch mit einem Kader in die Saison gegangen, der im Umfeld skeptische Stimmen hervorrief. Einige Leistungsträger hatten den Verein verlassen, einige Fans stellten sich auf Abstiegskampf ein. Dann aber nahm die Mannschaft eine imponierende Entwicklung und setzte nach der Vorrunde als Tabellenzwölfter zu einer Aufholjagd an. Nun heißen die Gegner bald wieder Fortuna Düsseldorf, Hannover 96 und VfL Bochum - wie schon 2016/17, als die Kickers schon einmal in der 2. Liga spielten.
Nun beginnen die Planungen fürs Unterhaus
Jetzt, da die Rückkehr ins Unterhaus besiegelt ist, beginnen die Planungen. Dabei sind eine Menge Fragen zu beantworten. Etwa: Was wird aus Fabio Kaufmann, der 14 Tore und zwölf Assists zum Aufstieg beigetragen hat, dessen Vertrag nun aber ausgelaufen ist? Erhält Dave Gnaase einen neuen Kontrakt? Sind die Leihspieler Simon Rhein und Robert Herrmann zu halten? Wie ist Sebastian Schuppans Karriereende aufzufangen? Und überhaupt: Wie muss aufgerüstet werden, damit die Kickers mithalten können, wenn sie Düsseldorf, Hannover und Bochum gegenüberstehen?
Es sind nicht nur viele Fragen, die sich stellen - es sind auch große Fragen, und von den Antworten wird nicht weniger als Wohl und Wehe der nächsten Saison abhängen.
Den Verantwortlichen stehen also arbeitsreiche Wochen bevor, und Magath weiß: "Das Problem ist, dass die Planungen immer schwierig sind, wenn man die Klasse wechselt. Und durch Corona gibt es dieses Jahr zusätzliche Fragen." Noch sei offen, wie sich der Würzburger Kader in der kommenden Spielzeit zusammensetze, aber, so Magath: "Wir sind mit der Arbeit der Mannschaft sehr zufrieden, deshalb denke ich, dass ein Großteil auch in der nächsten Saison mit von der Partie ist."