Motorsport

Daniel Abt: Schnelle Rückkehr in die Formel E

Der 27-Jährige Allgäuer startet beim Saisonfinale in Berlin

Daniel Abt: Schnelle Rückkehr in die Formel E

Will wieder nach vorne schauen: Daniel Abt.

Will wieder nach vorne schauen: Daniel Abt. picture alliance

Damit kann Abt zumindest für diese sechs Rennen seinen Rekord weiter ausbauen: Als einziger Fahrer neben seinem vormaligen Team- und Markenkollegen Lucas di Grassi (Brasilien), dem Belgier Jerome d'Ambrosio sowie dem Briten Sam Bird hat er alle 63 ausgetragenen Formel-E-Rennen seit der Premiere im Jahr 2014 bestritten. Zur Trennung von Audi war es im Mai gekommen, als auffiel, dass Abt einen als E-Sport-Rennen ausgetragenen Lauf an seiner Stelle von einem österreichischen Konsolenprofi hatte bestreiten lassen. Was er im Nachhinein als Scherz darstellte, wertete Audi als Betrug und setzte ihn auf die Straße.

Tempelhof - immer wieder Tempelhof, um diese Strecke drehen sich in Abts Formel-E-Karriere beinahe alle Höhe- und Tiefpunkte. Hier gelang ihm 2018 als erstem Fahrer der Meisterschafshistorie der Durchmarsch aus Pole-Position, Start-Ziel-Sieg und schnellster Rennrunde. Auf dem virtuellen Kurs über das einstige Flughafengelände wurde ihm der misslungene Spaß mit dem Ersatzmann zum Verhängnis, hier nun kommt es weit schneller als erwartet zur Fortsetzung seiner Laufbahn.

Abt: "Ich habe die volle Verantwortung übernommen"

Auch bei der Bekanntgabe durch seinen neuen Arbeitgeber, das ebenfalls seit 2014 bereits in der Formel E antretende chinesische NIO 333 Team, ging es noch einmal um Abts Dummheit vor wenigen Wochen. In der Zwischenzeit hat sich bei ihm die Erkenntnis durchgesetzt, dass dies "natürlich ein Fehler war, und ich habe die volle Verantwortung dafür übernommen. Aber jetzt ist es Zeit für mich, nach vorne zu schauen und zu dem zurückzukehren, was ich am meisten liebe: Rennen bestreiten."

Für Vincent Wang, den CEO des Teams, gab es am Ende keinen Zweifel, die Chance beim Schopf zu packen: "Als mir die Möglichkeit geboten wurde, Daniel für das Finale in Berlin unter Vertrag zu nehmen, war das eine aufregende Aussicht. Wie das Sprichwort in der östlichen Welt sagt: Ein Verschwender, der zurückkehrt, ist wertvoller als Gold." Wang räumt aber auch ein, dass er anfangs noch Skepsis hegte. "Nach Diskussionen mit einigen Schlüsselfiguren des Fahrerlagers haben wir aber beschlossen, Daniel die Möglichkeit zu geben, in die Formel E zurückzukehren. Wir heißen ihn mit offenen Armen im Team willkommen."

Für Abt, der bei Audi durch DTM-Champion René Rast ersetzt wird, tut sich damit die Chance auf, sich entweder bei seinem neuen Team oder einem der zehn weiteren (Audi darf man wohl getrost ausnehmen) für einen weiteren Kontrakt zu empfehlen. Als die Zusage von NIO kam, sagt Abt, "war ich sehr glücklich. Ich habe den Rennsport und die Formel E immer geliebt, deshalb ist die Möglichkeit, in den letzten sechs Rennen, meinen Heimrennen, zu fahren und meinen Rekord auszubauen, sehr aufregend."

Abt: "Ich habe eine Menge Erfahrung und Input für das Team"

Allerdings ist die Ausgangslage, Glanz im größeren Stil zu verbreiten, mehr als schwierig. Schon in der letzten Saison abgeschlagen Letzter, hat es in den vor der Corona-Pause ausgetragenen fünf Saisonrennen noch nicht zu einem einzigen Meisterschaftspunkt gereicht. Abt will das ändern: "Ich habe eine Menge Erfahrung und Input für das Team. Ich werde alles tun, was ich kann, um gemeinsam mit Oliver Turvey (dem verbliebenen Stammfahrer, die Red.) Ergebnisse zu erzielen."

Das sechs Rennen umfassende Paket zum durch Corona vollkommen neu terminierten Saisonfinale soll in Berlin ohne Zuschauer auf den Tribünen ausgetragen werden. Aufgeteilt in drei Blöcke à zwei Läufe (5./6. August, 8./9. August, 12./13. August) mit unterschiedlichen Streckenführungen soll die seit 29. Februar unterbrochene Saison zumindest in der Anzahl an Rennen einen normalen Umfang erreichen. Angeführt wird die Tabelle bei den Fahrern derzeit vom Portugiesen Antonio Felix da Costa (67 Punkte) vor dem Neuseeländer Mitch Evans (Jaguar, 60 Punkte). Felix da Costas Team DS Techeetah liegt in der Konstrukteurswertung (98 Punkte) vor BMW (90 Punkte) ebenfalls in Führung.

Stefan Bomhard