Bundesliga

Ibisevic in der Selke-Falle

Beim Kapitän spielt Hertha auf Zeit

Ibisevic in der Selke-Falle

Die Zukunft von Hertha-Kapitän Vedad Ibisevic ist weiter ungeklärt.

Die Zukunft von Hertha-Kapitän Vedad Ibisevic ist weiter ungeklärt. imago images

"Vedo war der Leader, den wir gebraucht haben", sagt Hertha-Trainer Bruno Labbadia im kicker-Interview (Donnerstagsausgabe) - und traut dem Bosnier weitere ein, zwei Jahre auf diesem Niveau vorbehaltlos zu: "Er war in den letzten Jahren nie verletzt. Wenn er gefüttert wird, ist er gut. Und was er kann, verlernt er nicht - das Toreschießen."

Ibisevic: "Ich habe den Spaß zurück"

In der Tat: 126 Tore in 339 Bundesligaspielen - das ist eine imposante Bilanz. Dass Ibisevic nichts von seinem Instinkt im Abschluss eingebüßt hat, bewies er seit dem Re-Start. Der von Jürgen Klinsmann kaum beachtete Angreifer blühte unter Labbadia, mit dem er einst schon beim VfB Stuttgart vertrauensvoll und erfolgreich zusammengearbeitet hatte, auf. In Labbadias ersten beiden Spielen - beim 3:0 in Hoffenheim und beim 4:0 gegen Union - traf Ibisevic jeweils und war einer der Besten auf dem Platz. Als Hertha die Weichen Richtung Klassenerhalt stellte, ging der Kapitän voran und bekannte: "Ich habe den Spaß zurück."

Spielersteckbrief Ibisevic
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Doch die Hoffnung des Routiniers, den eigentlich für diesen Sommer besprochenen Abschied von Hertha nach den starken Leistungen um ein Jahr aufschieben zu können, hat sich bislang nicht erfüllt. Nach kicker-Informationen liegt Ibisevic aktuell noch immer kein Angebot seines Arbeitgebers zur Verlängerung des zum 30. Juni auslaufenden Vertrages vor. Bruno Labbadia, so ist zu hören, plant für die neue Saison die Verpflichtung eines neuen Stürmers.

Zudem hat Winter-Einkauf Krzysztof Piatek (24), für den Hertha 23 Millionen Euro an den AC Mailand gezahlt hatte, zuletzt deutliche Fortschritte gezeigt und gegen Leverkusen (2:0) vor fünf Tagen sein bestes Spiel im Hertha-Trikot abgeliefert. Kompliziert wird die Planung für den Angriff aber vor allem durch zwei andere Faktoren. Zum einen weiß Hertha nach kicker-Informationen immer noch nicht, ob und wann die von Investor Lars Windhorst in Aussicht gestellten weiteren 150 Millionen Euro fließen. Zum anderen ist die Situation im Berliner Sturm komplex.

Der in der Rückrunde an Groningen ausgeliehene Daishawn Redan (19) ist bereits wieder zurück in Berlin und trainiert seit Wochen mit der U19. Ob Hertha den vor einem Jahr für 2,7 Millionen Euro Ablöse vom FC Chelsea geholten Niederländer im Sommer erneut ausleiht, ist noch nicht geklärt.

Deal mit Bremen ist bei Werder-Abstieg hinfällig

Viel wichtiger: Der im Januar nach Bremen verliehene Davie Selke (25) kehrt im Fall eines Werder-Abstiegs nach Berlin zurück und würde dann - zumindest bis zu einem möglichen Verkauf - eine Planstelle im Hertha-Angriff und einen Budgetposten einnehmen. Die mit Bremen getroffene Vereinbarung sah vor, dass im Fall des zweimaligen Bremer Klassenerhalts (2020 und 2021) im Sommer 2021 eine Kaufverpflichtung greift, die Hertha dem Vernehmen nach über 12 Millionen Euro eingebracht hätte. Steigt Bremen ab, ist dieser Deal hinfällig - und Selke, im Sommer 2017 Herthas Rekordeinkauf (für 8,5 Millionen Euro von RB Leipzig), wieder zurück in der Hauptstadt, aus der es ihn im Winter angesichts der neuen Konkurrenz (Piatek, Matheus Cunha) eilig weggezogen hatte.

Ibisevic - eine Art Lebensversicherung

Dass Hertha für Selke, für den es im Winter und auch in den vergangenen Sommer-Transferperioden Interesse aus England gegeben hatte, schnell einen neuen Abnehmer finden würde, ist zu bezweifeln - angesichts dessen dürftiger Bremer Bilanz und des nahezu stillstehenden Transfermarktes. Hertha spielt bei Ibisevic aus mehreren Gründen auf Zeit und könnte nach Per Skjelbred (zu Rosenborg Trondheim) und Marko Grujic (nach Leihe zurück nach Liverpool) einen weiteren Achsenspieler verlieren - den Mann, der seit seiner Ankunft aus Stuttgart 2015 für Hertha mit seinen Toren (53 in 157 Pflichtspielen) eine Art Lebensversicherung war.

Steffen Rohr

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