Bundesliga

Hertha BSC - Michael Preetz über Niklas Stark: "Er muss warten"

Hertha-Coach Labbadia gegen Frankfurt noch ungeschlagen

Preetz über Stark: "Er muss warten"

Stand in Dortmund wieder im Aufgebot: Niklas Stark.

Stand in Dortmund wieder im Aufgebot: Niklas Stark. imago images

Auch wenn das Berliner Lazarett mittlerweile fast Mannschaftsstärke hat - gegen Eintracht Frankfurt will Hertha BSC mit einem Sieg die 40-Punkte-Hürde nehmen und auch rechnerisch den Liga-Erhalt eintüten. Statistisch sind die Vorzeichen positiv: Bruno Labbadia hat in elf Partien als Bundesliga-Trainer gegen die Eintracht noch nie verloren (fünf Siege, sechs Unentschieden).

Herthas Coach - in Darmstadt geboren, in Schneppenhausen und Weiterstadt aufgewachsen - entlockt der Verweis auf seine tadellose Bilanz gegen die Hessen ein Schmunzeln. Die Eintracht als Lieblingsgegner? "Wenn man die Ergebnisse sieht, könnte man das denken", sagt Labbadia. "Ich bin gebürtiger Hesse, vielleicht liegt es daran, dass ich ganz in der Nähe aufgewachsen bin und der eine oder andere meiner Brüder schon in früher Kindheit Eintracht-Fan war."

Auch Hertha selbst liegt der Gegner offenbar. Nur gegen den HSV (30 Siege) gab es mehr Siege als gegen die Frankfurter (29), gegen keinen Klub schoss Hertha in der Bundesliga so viele Tore wie gegen die Eintracht (111) und spielte so oft zu null (22-mal). Von den letzten elf Duellen verloren die Berliner nur eines, am 14. Spieltag der Saison 2017/18. Beim 1:2 im Olympiastadion trafen für die Hessen an jenem 3. Dezember 2017 übrigens der aktuelle Hertha-Spieler Marius Wolf und das frühere Hertha-Eigengewächs Kevin Prince Boateng, für Hertha Davie Selke.

Labbadia über Frankfurt: "Sie können es aushalten..."

Trotz der starken Bilanz ist der Respekt vor der Eintracht spürbar. "Frankfurt ist eine Mannschaft, die sehr intensiv spielt und nie so richtig aufgibt - das hat man auch gestern im Pokal in München gesehen", sagt Labbadia. "Sie können es aushalten, dass sie mal ausgespielt werden, und bleiben trotzdem stabil. Sie haben in den letzten Jahren sehr gute Schritte gemacht, auch international. Sie haben einen breiten Kader, der auch qualitativ gut ist." Und in den am Samstag der im DFB-Pokal gesperrte Filip Kostic zurückkehrt.

Manager Michael Preetz teilt Labbadias Einschätzung - und lobt den nächsten Gegner vor allem für dessen Comeback-Qualitäten: "Immer wenn man meint, sie haben ein größeres Problem, sind sie in der Lage zurückzuschlagen. Sie werden trotz des Ausscheidens eher Selbstvertrauen ziehen aus dem Pokalspiel in München." Beide, Labbadia und Preetz, erwarten ein hochgradig intensives Spiel.

Auch wenn Hertha am vergangenen Wochenende im fünften Spiel unter Labbadia beim 0:1 in Dortmund die erste Niederlage kassierte - Laufbereitschaft und defensive Organisation passten auch gegen den BVB zu 100 Prozent. Der Trainer wünscht sich, "dass wir genauso weitermachen wie bisher und den Weg, sehr geschlossen und mutig Fußball zu spielen, fortsetzen". Mit der zumindest noch erreichbaren Europa League beschäftigt sich der Berufs-Realist Labbadia nicht: "Wenn wir eine Chance hätten, würden wir zugreifen. Aber wir machen uns wenig Gedanken darüber, was in vier Spielen ist. Das, was wir jetzt machen, zählt auch schon für die neue Saison."

Plattenhardt steht zur Verfügung, bei Cunha sieht es noch nicht so aus

Was auf der Zielgeraden dieser außergewöhnlichen Saison entscheidend sein könnte, ahnt Labbadia: "Wie man mit dem Ballbesitz umgeht, wird in den letzten Spielen nochmal wichtiger, und das Mentale", konkret: "Es hinzubekommen, alle drei oder vier Tage zu spielen und sich immer wieder hochfahren zu können. Da werden die Mannschaften Vorteile haben, die das gewohnt sind und die über Ballbesitz in der Lage sind, den Gegner laufen zu lassen." Mehr Ruhe am Ball, mehr Ballbesitz, mehr Torgefahr als in Dortmund - das ist das Ziel für Samstag.

Linksverteidiger Marvin Plattenhardt (nach Gehirnerschütterung) steht wieder zur Verfügung. Bei Matheus Cunha, der wie Plattenhardt beim 2:2 in Leipzig am 27. Mai eine Gehirnerschütterung erlitten hatte, steht die Ampel bislang allenfalls auf Gelb. Der Brasilianer konnte auch am Donnerstag nur Teile des Mannschaftstrainings bestreiten, sein Einsatz gegen Frankfurt steht weiterhin auf der Kippe. Fehlen werden derweil wie schon zuletzt Marius Wolf (Syndesmoseverletzung, trägt jetzt einen Airwalker), Thomas Kraft (Rückenprobleme) und Mathew Leckie (Oberschenkelverletzung). Für Javairo Dilrosun (Oberschenkelverletzung), Santiago Ascacibar (schwere Fußprellung) und Luca Netz (Operation nach Mittelfußbruch) ist die Saison bereits beendet.

Ob Karim Rekik zumindest in den 20er-Spieltags-Kader zurückkehrt, ist offen. Der Niederländer ist nach seiner Innenbanddehnung im Knie weiterhin nicht schmerzfrei. Ein anderer Innenverteidiger, Niklas Stark, stand nach auskurierter Adduktoren- und Hüftblessur in Dortmund erstmals wieder im Aufgebot. Weil Dedryck Boyata und Jordan Torunarigha ihrer Tätigkeit im Abwehrzentrum aktuell aber ausgesprochen zuverlässig nachgehen, muss sich Nationalspieler Stark gedulden. Immerhin: Nach Monaten, die gespickt waren mit Rückschlägen (Verletzungen, zweifache Corona-Quarantäne), ist der Ex-Nürnberger wieder bereit. "Niklas muss jetzt auf seine Chance warten", sagt Manager Preetz. "Wenn sie kommt, wird er mit seiner Klasse und seiner Erfahrung in der Lage sein zuzuschlagen."

Steffen Rohr