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777 Partners und Hertha BSC: Das Gipfeltreffen in Miami

Der designierte neue Anteilseigner und die Klub-Bosse im ersten Austausch

777 Partners und Hertha: Gipfeltreffen in Miami

Zuversicht: Hertha-Präsident Kay Bernstein traf die 777-Partners-Gründer in Miami.

Zuversicht: Hertha-Präsident Kay Bernstein traf die 777-Partners-Gründer in Miami. imago images

Die vier Herren auf dem Foto wirken vergleichsweise entspannt. Außen stehen Josh Wander und Thomas E. Herrich, sie flankieren Kay Bernstein und Steven Pasko. Bernstein, der Hertha-Präsident, hat das Foto über seinen Twitter-Account veröffentlicht und zugleich seine Einschätzung der ersten Verabredung geliefert.

"Ein erstes Treffen in Miami zum Kennenlernen und Austausch. Wir blicken mit Zuversicht in eine mögliche gemeinsame Zukunft und freuen uns auf die weiteren folgenden Gespräche", schrieb Bernstein bei Twitter. Für ihn, Hertha-Geschäftsführer Herrich und die 777-Partners-Gründer Wander und Pasko war es ein erster Austausch - knapp eine Woche nach Bekanntwerden des geplanten Anteilsverkaufs von Lars Windhorsts Tennor-Holding an das in Miami ansässige Private-Equity-Unternehmen 777 Partners.

Ein Blind Date war es nicht. Der designierte neue Anteilseigner hat zuletzt dem Vernehmen nach über Wochen Hertha BSC ökonomisch, infrastrukturell und sportlich genauestens gescannt. Geplant ist im ersten Schritt, dass 777 Partners den Vertrag von Tennor übernimmt - und dessen 64,7 Prozent Anteile an der Hertha BSC GmbH & Co. KGaA für einen Preis, der mutmaßlich deutlich unter dem Windhorst-Invest (374 Millionen Euro) liegen dürfte.

Veräußerung weiterer Anteile?

Bis Weihnachten soll der Drei-Parteien-Deal abgewickelt sein. Dass Hertha die im Vertrag verankerte Matching-Right-Klausel zieht - also den vom Kaufinteressenten gebotenen Betrag selbst zahlt und damit seine Anteile zurückkauft -, ist nicht zu erwarten. Im Zuge eines zweiten Schritts - einer neuen Kapitalspritze aus Miami - könnte es um die Veräußerung weiterer Anteile gehen.

Wir brauchen an ganz vielen Stellen ganz viel Kreativität.

Kay Bernstein

Bereits zuletzt hatte Bernstein mit Blick auf die finanzielle Schieflage des Klubs, der in den vergangenen drei Geschäftsjahren kumuliert ein Bilanzminus von mehr als 211 Millionen Euro erwirtschaftet hat, die dringend notwendige finanzielle Konsolidierung "einen Marathon" genannt und gesagt: "Wir brauchen an ganz vielen Stellen ganz viel Kreativität. Sei es Fremd- oder Eigenkapital, eigene Anleihen, der Verkauf weiterer Anteile - nichts ist ausgeschlossen. Da kann alles passieren. Es ist ein Marathon, und wir sind an Kilometer fünf."

Großes Netzwerk im Sportbereich

Anders als der frühere Hertha-Investor KKR, der 2014 eingestiegen und Ende 2018 vom Klub ausgelöst wurde, und der aktuelle, im Sommer 2019 eingestiegene Anteilseigner Tennor bringt 777 Partners ein umfangreiches Know-how und ein großes Netzwerk im Sportbereich mit.

Nach dem FC Sevilla, CFC Genua, Standard Lüttich, Vasco da Gama, Red Star FC Paris und Melbourne Victory wäre Hertha der siebte Fußballklub im Portfolio des 2015 gegründeten US-Unternehmens, das vor allem in die Versicherungs- und Luftfahrtbranche investiert, weltweit Anteile an mehreren Airlines hält und im Boeing-Leasinggeschäft prosperiert. Beteiligt ist 777 Partners auch an der britischen Basketball-Liga BBL und deren Topklub London Lions.

Steffen Rohr

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