Bundesliga

777 Partners zahlt Windhorst 120 Millionen Euro

Der alte Investor soll etwa ein Drittel seiner Kaufsumme der Hertha-Anteile erlöst haben

777 Partners zahlt Windhorst 120 Millionen Euro

Machte mit seinem Investment bei Hertha BSC ein Minusgeschäft: Lars Windhorst.

Machte mit seinem Investment bei Hertha BSC ein Minusgeschäft: Lars Windhorst. IMAGO/Nordphoto

Die Frage kam, und Josh Wander parierte sie erwartungsgemäß. Mit Verweis auf die Verschwiegenheitsklausel mochte der Gründer und CEO von 777 Partners, dem neuen Mehrheitseigner von Hertha BSC, bei seiner Präsentation am Montag in Berlin nicht kundtun, wieviel sein Unternehmen dem bisherigen Klub-Investor Lars Windhorst für dessen Anteile zahlt. 64,7 Prozent hielt Windhorsts Tennor-Holding - genauer: deren Tochter Peil Investment B.V. - zuletzt an der Hertha BSC GmbH & Co. KGaA (Kommanditgesellschaft auf Aktien).

Windhorst war im Juni 2019 mit zunächst 125 Millionen Euro, für die er 37,5 Prozent der Anteile erwarb, eingestiegen und hatte seine Beteiligung in mehreren Etappen erhöht. Das Gesamtvolumen von 374 Millionen Euro war das größte Einzelinvest der Bundesliga-Geschichte und verpuffte ohne jeden sportlichen Effekt. Jetzt kristallisiert sich heraus, welches Minusgeschäft Windhorst mit Hertha gemacht hat. Er hat bei der Übernahme seiner Anteile durch 777 dem Vernehmen nach nur etwa ein Drittel der von ihm investierten Summe erlöst.

Nach kicker-Informationen soll Windhorst von 777 Partners für seine Anteile an der Hertha-KG etwa 120 Millionen Euro bekommen. Beide Seiten waren sich bereits im Dezember einig. Das heißt: Für den Einstieg beim abstiegsbedrohten Hauptstadtklub und in den Fußball-Kernmarkt Deutschland hat 777 Partners insgesamt etwa 220 Millionen Euro bezahlt.

Stimmrechte des Investors werden gedeckelt: Hertha behält Sperrminorität

Herthas neuer Investor hat, wie der kicker bereits am Dienstagmittag berichtet hatte, im Zuge einer Kapitalerhöhung seinen Anteil an der Hertha BSC KGaA über eine Mischung aus Stamm- und Vorzugsaktien auf 78,8 Prozent erhöht. "Capital" und "Stern" hatten unter Berufung auf Dokumente im Handelsregister berichtet, dass dem US-Finanzinvestor aus Miami im Falle einer Gewinnausschüttung über Vorzugsaktien 95 Prozent des zu verteilenden Betrages zustünden und dem Stammverein Hertha BSC e.V., der eine Minderheit an der ausgegliederten Kapitalgesellschaft Hertha BSC KGaA hält, fünf Prozent.

. Zugleich vereinbarten die Parteien vertraglich, dass die Stimmrechte des Mehrheitseigentümers bei wichtigen Beschlüssen des Unternehmens gedeckelt werden. Dadurch verfügt der Hertha BSC e.V. weiterhin faktisch über eine Sperrminorität, auch wenn sein Anteil an der KGaA nach der von 777 Partners gezeichneten Kapitalerhöhung auf 21,2 Prozent - und damit unter die für eine Sperrminorität entscheidende 25,1-Prozent-Marke - gesunken ist.

Bundesliga-Spitzenreiter in Sachen Bilanzdefizit

Bis etwaige Gewinnausschüttungen den Status theoretischer Debatten verlassen, könnte es allerdings dauern. In den Vorjahren war Hertha in Sachen Bilanzdefizit unangefochtener Bundesliga-Spitzenreiter. Das Geschäftsjahr 2019/2020 hatte der Klub mit einem Minus von 53,5 Millionen Euro beendet, 2020/21 (Minus von 77,9 Millionen Euro) und 2021/22 (Minus von 79,75 Millionen Euro) waren die Zahlen noch desaströser. Die strukturelle Dysbalance aus Einnahmen und Ausgaben hat der Klub noch immer nicht im Griff.

Im laufenden Geschäftsjahr wurden für das erste Halbjahr im jüngst veröffentlichten Finanzreport 44,6 Millionen Euro Verlust bilanziert, die Verbindlichkeiten betrugen zum Ende des Vorjahres 90,8 Millionen Euro. Geschäftsführer Thomas E. Herrich hatte bei der 777-Vorstellung am Montag erneut drastische Kosteneinsparungen für die kommenden Jahre angekündigt und gesagt: "Die Sanierung wird kein Sprint, sondern ein Marathon."

Steffen Rohr