Bundesliga

Klaus zurück im schweren Stand: "Das macht etwas in deinem Kopf"

Wolfsburgs Offensivmann spricht über komplizierte Zeit

Klaus zurück im schweren Stand: "Das macht etwas in deinem Kopf"

Zuletzt nicht vom Glück verfolgt: Felix Klaus nach seinem Platzverweis gegen Dortmund.

Zuletzt nicht vom Glück verfolgt: Felix Klaus nach seinem Platzverweis gegen Dortmund. imago images

Und wieder steht er an der Seitenlinie, wartet auf seinen Einlass auf den Rasen. 27. Runde, Wolfsburger Geister-Heimspiel gegen Borussia Dortmund, der VfL liegt mit 0:1 in Rückstand. Zum 20. Mal in dieser Saison schickt Trainer Oliver Glasner seinen Offensivspieler Felix Klaus als Joker ins Geschehen. Am Ende steht es 0:2, den Abpfiff aber erlebt Klaus schon gar nicht mehr mit.

Ein unglücklicher Zweikampf mit Manuel Akanji, ein versehentlicher Tritt mit offener Sohle auf die Wade seines Gegenspielers. Zunächst gibt es nicht einmal Gelb, nachdem Schiedsrichter Daniel Siebert jedoch das Video begutachtet, zückt er Rot. "Diese Szene", sagt Klaus im Gespräch mit dem kicker, "passte irgendwie zu meiner Gesamtsituation." Das Bemühen ist da, das Glück aber hat ihn schon lange verlassen.

Chancen nicht genutzt: Klaus kann nicht nachhaltig überzeugen

Dabei hatte es so gut ausgesehen im vergangenen Sommer. Nachdem ihn im Jahr zuvor, seiner Premierensaison beim VfL, eine Schambeinentzündung ("Ich konnte nicht einmal mehr aus dem Bett aufstehen") inklusive Operation lange außer Gefecht gesetzt hatte und der Neuzugang aus Hannover lediglich 15 Spiele (ein Tor, zwei Vorlagen) absolvierte, setzte er nun zum Durchstarten an. Als bester Torschütze gehörte Klaus zu den Gewinnern der Vorbereitung, stand an den ersten beiden Spieltagen, die gegen Köln (2:1) und Hertha (3:0) sechs Punkte bringen, in der Startelf. "Dann hat mich der Trainer rausgenommen", und es lief für die Mannschaft zunächst erfolgreich weiter. "Wir haben viel Qualität", sagt Klaus, der vergebenen Chancen nachtrauert.

Zum Beispiel am 9. Spieltag gegen Augsburg (0:0), als er mal wieder von Beginn an ran darf. Zweimal taucht der Offensivmann gefährlich vor dem FCA-Kasten auf, zweimal vergibt er. "Geht mal einer rein, kann alles ganz anders laufen", ist er überzeugt. Doch Klaus scheitert, und es beginnt wieder zu arbeiten in ihm. "Das macht etwas in deinem Kopf." Und auch beim Trainer. Der lässt ihn zwar nicht fallen, bringt ihn anschließend aber nur noch zweimal von Beginn an. Der Rest sind Einwechslungen, immer nur wenige Minuten, in denen Klaus nicht nachhaltig auf sich aufmerksam machen kann.

Klaus wieder zurück - aber wohl nicht von Beginn an

Das sah schon einmal anders aus. In den letzten beiden Saisons bei Hannover 96 hatte er jeweils zweistellige Scorerpunkte (zehn in der 2. und elf in der 1. Liga), spielte sich in den Blickpunkt. Wechselte nach Wolfsburg, wo die Suche nach dem sportlichen Glück anhält. Nach seiner Zwei-Spiele-Sperre ist Klaus am Sonntag (13.30 Uhr, LIVE! bei kicker.de) in Bremen wieder einsatzberechtigt. Mehr als eine Einwechslung wird aber kaum drin sein. Er ist zurück im schweren Stand.

"Ich versuche, bis zum Saisonende das Beste herauszuholen", sagt er. Und dann? Klaus, ausgestattet mit einem Vertrag bis 2022, lässt sich alles offen. "Das werden wir sehen. Wir werden uns in Ruhe hinsetzen." Er, der die Schuld nicht bei anderen sucht, will sich einerseits durchbeißen. Andererseits aber benötigt er eine Perspektive. "Ein Tor", glaubt er, "würde vielleicht vieles ändern."

Thomas Hiete