Wenn der SV Wehen Wiesbaden auf den SV Sandhausen, der Tabellen-17. auf den Tabellen-14. der zweiten Liga trifft und noch nicht einmal Zuschauer dabei sein dürfen, ist das nicht gerade ein Klassiker des deutschen Fußballs (der parallel auch noch in Dortmund stieg). Und doch wird Dennis Diekmeier dieses Spiel wohl nie vergessen.
Der 30-Jährige, seit Januar 2019 in Sandhausen unter Vertrag und schon bald darauf Vizekapitän, erzielte an diesem 26. Mai 2020 das erste Tor seiner Profikarriere. 203 Bundesliga-, 60 Zweitliga-, 15 Drittliga-, sechs Relegations- und zehn DFB-Pokal-Spiele für Werder Bremen (2003 bis 2008), den 1. FC Nürnberg (2009 bis 2010), den Hamburger SV (2010 bis 2018) und den SVS musste er warten.
Nie hat ein Spieler mehr Erst-, Zweit- und/oder Drittliga-Einsätze gebraucht, um zu treffen; den Feldspieler-Rekord für die meisten Bundesliga-Partien ohne Tor, stellte er im HSV-Trikot auf und ist erst einmal nicht gefährdet. Nicht mehr zu zählen sind wohl die Sprüche, die er sich in der Zwischenzeit in den Kabinen deswegen anzuhören hatte.
Klar, dass das Tor dann so fallen musste: Langes Durcheinander im Strafraum, Innenverteidiger Aleksandr Zhirov köpft Richtung Tor, und Rechtsverteidiger Diekmeier bekommt noch entscheidend sein Haupt dazwischen - ein leicht abgefälschter Abstauber also, noch dazu in der Nachspielzeit der ersten Hälfte.
"Endlich hat ein Trainer gemerkt, dass ich bei der Ecke nach vorne gehöre", lachte Diekmeier hinterher. "Sonst musste ich ja immer hinten absichern, deshalb konnte ich nie ein Tor machen." Nun sei "der Fluch endlich vorbei". Beim SVS hatte jemand für diesen Moment sogar eine Twitter-Grafik vorbereitet. Und der HSV kommentierte: "Das hatte sich schon lange abgezeichnet."
Noch schöner für Diekmeier: Es war das Siegtor, Sandhausen ist jetzt Dreizehnter.
