Bundesliga

Doppelter Stillstand für Belfodil

Derzeit keine Reha und keine Lösung der Probleme in Sicht

Doppelter Stillstand für Belfodil

Wird er je wieder das Hoffenheimer Trikot tragen? Der verletzte Angreifer Ishak Belfodil.

Wird er je wieder das Hoffenheimer Trikot tragen? Der verletzte Angreifer Ishak Belfodil. imago images

Am 23. September 2019 stand Ishak Belfodil letztmalig für die TSG Hoffenheim auf dem Platz. Nach 70 Minuten wurde der Franco-Algerier aus der Partie in Wolfsburg genommen (1:1). Es war der 5. Spieltag der laufenden Spielzeit, in allen Saisonspielen war der bullige Angreifer zum Einsatz gekommen. Bis dahin. Seither nicht mehr. Und derzeit steht völlig in den Sternen, ob der Stürmer, der in der vergangenen Rückrunde noch mit zwölf Treffern zu einem der gefährlichsten Torjäger der Liga aufgestiegen war, jemals wieder für die TSG auflaufen wird.

Kreuzbanddehnung wurde konservativ behandelt

Der Reihe nach: Am letzten Spieltag der vergangenen Saison verletzt sich Belfodil im Spiel in Mainz (2:4). Einige Minuten versucht er noch weiterzumachen, muss dann aber bereits nach einer guten halben Stunde vorzeitig vom Platz. Belfodil wird konservativ behandelt, von einer Kreuzbanddehnung ist die Rede.

Planmäßig startet er auch in die neue Saison. Doch nach der Partie in Wolfsburg stellen sich erneut Schmerzen im lädierten Knie ein. Drei Wochen später gibt die TSG bekannt, dass Belfodil am Knie operiert werden muss. "Das Thema ist kompliziert, da die Verletzung sehr komplex ist und es unterschiedliche medizinische Expertisen dazu gibt, die ich weder detailliert bewerten kann noch kommentieren möchte", erklärte seinerzeit Manager Alexander Rosen, "wir bedauern den Ausfall sehr, wünschen Ishak eine gute Genesung und werden ihn auf seinem Weg in der Reha mit allen uns zur Verfügung stehenden Mitteln unterstützen."

Ich kann von Glück reden, dass nicht noch mehr kaputtging. Ich habe kein Vertrauen mehr.

Ishak Belfodil über seine Verhältnis zur TSG

Mitte Dezember der Paukenschlag. Via "Bild" erhebt Belfodil schwere Vorwürfe gegen die medizinische Abteilung der Kraichgauer. Es habe Fehldiagnosen gegeben, dann sei Druck ausgeübt worden, als er sich selbst für eine Operation entschied. "Ich kann von Glück reden, dass nicht noch mehr kaputtging. Man hat meine Karriere leichtsinnig aufs Spiel gesetzt. Ich habe kein Vertrauen mehr." Bei einer Stippvisite in Zuzenhausen nach der OP habe sich keiner der Verantwortlichen nach ihm erkundigt oder ihn wenigstens begrüßt, ließ Belfodil wissen, seither wurde er bei der TSG nicht mehr gesehen. Seine Reha absolvierte er in Clairfontaine bei Paris im "Centre Technique Nationale du Football", dem Leistungszentrum des französischen Fußballverbandes.

Eine Rückkehr ist wohl auszuschließen

Doch seit der verschärften Ausgangssperre in Frankreich wegen der Coronapandemie geht für Belfodil gar nichts mehr. Es herrscht doppelter Stillstand. Sowohl in seinen physischen Bemühungen auf dem langen Weg zu einem Comeback als auch in der Kommunikation und in der Suche nach einer Lösung des Konfliktes zwischen dem Spieler und der TSG. Schließlich steht Belfodil in Hoffenheim noch zwei weitere Jahre unter Vertrag. Doch eine Rückkehr scheint er nach den Vorfällen kategorisch auszuschließen.

Eine Vertragsauflösung ist abwegig, hätte der Stürmer doch noch im vergangenen Sommer eine satte zweistellige Millionensumme auf dem Transfermarkt einspielen können. Belastbare Nachweise konkreter Behandlungsfehler, die zu einer Kündigung Belfodils führen könnten, dürften schwer zu führen sein. "Alle medizinischen Behandlungsschritte wurden gemäß höchsten medizinischen Standards wie bei jeder Verletzung eines unserer Spieler einvernehmlich und eng abgestimmt mit Ishak angewendet", hatte Rosen Belfodils Vorwürfen entgegnet, "wir haben alle das gemeinsame Interesse einer raschen und vollständigen Heilung."

Völlige Genesung? Es braucht einen Beweis

Wie allerdings die Interessen beider Seiten nun wieder zusammengefügt werden können und sollen, bleibt weiter ein Rätsel. Ohne Nachweis seiner völligen Genesung können weder Hoffenheim noch die Partei Belfodil den Spieler wieder auf dem Markt platzieren. Doch wo, wenn nicht in Hoffenheim, könnte dieser Beweis erbracht werden? Wer kauft oder leiht einen Spieler, der seine vollkommene Genesung nicht nachgewiesen hat? Von seinem alten Leistungsniveau ganz zu schweigen.

Michael Pfeifer