Auf den ersten Blick hatte das Drehbuch Potenzial für eine Geschichte mit beinahe zu viel Kitsch und Pathos: Der gebürtige Hamburger Martin Harnik erfüllt sich im Karriereherbst endlich den Traum vom Engagement in seiner Heimatstadt Hamburg, und wenn er den HSV mit zurück in die Bundesliga führt, wird dieser ihn bindend von Werder Bremen fest verpflichten. Doch allein die Corona-Pause führt dem 32-Jährigen schmerzhaft vor Augen, wie weit Wunsch und Wirklichkeit auseinander liegen können.
Kritik an Harnik von Trainer Hecking
Harnik hat bereits während seiner aktiven Karriere auch eine Laufbahn als Unternehmer eingeschlagen, betreibt insgesamt sechs Geschäfte für Partyzubehör und mit seinem ehemaligen Stuttgarter Mitspieler Daniel Ginczek einen Fleischladen. Der Shutdown betrifft also nicht nur den Profifußballer Harnik, sondern auch den Geschäftsmann. Hinzu kommt: Seit er seinen eigentlichen Beruf zumindest wieder eingeschränkt und in kleinen Gruppen ausüben darf, macht ihm die Wade einen Strich durch die Rechnung. Und das nicht zum ersten Mal, seit er im Spätsommer beim HSV anheuerte. Im Herbst musste der Österreicher erstmals mit einer Oberschenkelzerrung aussetzen - der Bruch in dieser vermeintlich kitschigen Erfolgsgeschichte: Harnik war mit zwei Toren und einer Vorlage bei einem kicker-Schnitt von 3,3 in fünf benoteten Spielen stark gestartet, in den sechs bewerteten Partien danach lag sein Durchschnitt bei 4,5, ihm gelang nur noch ein Assist. Schon während der Winterpause hatte Dieter Hecking von Harnik öffentlich eine Steigerung eingefordert und unmittelbar vor der Corona-Pause seine Erwartungen ein weiteres Mal formuliert: "Es geht hier nach Leistung. Und seine Leistungen auch nach den Einwechslungen waren nicht so glücklich."
Spielersteckbrief Harnik
Trainersteckbrief Hecking
Hamburger SV - Vereinsdaten
Gründungsdatum
29.09.1887
Vereinsfarben
Blau-Weiß-Schwarz
Der Weg zu einem Happy End ist noch weit
Harniks Problem: In der Wintervorbereitung, in der sein Trainer erstmals einen Fortschritt gefordert hatte, bremste ihn ein Faserriss in der Wade, nun ist es eine Zerrung. Sollte Mitte Mai der Spielbetrieb wieder aufgenommen werden, wäre der Routinier wieder startklar, es droht aber wieder eine Punktlandung. Und die erschwert den Konkurrenzkampf. Denn durch die Ligapause sind nahezu alle anderen HSV-Profis aus dem Krankenstand zurück. Um die zwei offensiven Flügelpositionen duellieren sich vier Bewerber, für den Platz in der Sturmmitte gibt es mit Lukas Hinterseer, Joel Pohjanpalo und eben Harnik drei Kandidaten. Eine Ausgangsposition, die deutlich macht: Der Weg zu einem Happy End dieser scheinbar drehbuchreifen Heimkehr nach Hamburg ist noch weit.
