Bundesliga

Hoffenheims Zuber: "Viele wissen gar nicht, wo ihre Grenzen liegen"

Hoffenheims Mittelfeldspieler über Corona, Karriere, EM, Europacup und Ehrgeiz

Zuber: "Viele wissen gar nicht, wo ihre Grenzen wirklich liegen"

Steven Zuber sieht in Hoffenheim Top-Voraussetzungen, hart an sich zu arbeiten.

Steven Zuber sieht in Hoffenheim Top-Voraussetzungen, hart an sich zu arbeiten. imago images

Genießen Sie selbst das eingeschränkte Trainingsprogramm?
Man weiß es jetzt viel mehr zu schätzen, was man unter normalen Bedingungen hat. Ich sehe aber dennoch lieber die Chancen, die sich dadurch ergeben: In kleinen Gruppen zu trainieren, bietet die Möglichkeit, noch intensiver an individuellen Details zu arbeiten, um letztlich ein besserer Spieler zu werden. Aber der Wettkampf fehlt schon.

Kam die Pause ungelegen?
Schwer zu sagen. Klar war ich gerade wieder gut in Schuss. Jetzt habe ich aber auch die Chance, mich wie alle anderen neu dem Trainerteam zu präsentieren. Schließlich werden sich alle Gedanken darüber machen, was wir besser machen können, um noch mal weiter oben mitzumischen.

Kam Ihnen die EM-Verschiebung entgegen?
Ich bin davon überzeugt, dass ich bei der TSG wieder gespielt hätte und auch in der Nationalmannschaft.

Für die Vertragsverlängerung erwischten Sie den idealen Zeitpunkt unmittelbar vor der Coronakrise?
Wenn man die Situation jetzt betrachtet, kann das sein. Aber das war nicht vorhersehbar, und ich will das auch gar nicht miteinander verbinden.

Was war der ausschlaggebende Punkt?
Wir pflegen ein sehr enges Verhältnis zu den Verantwortlichen und standen schon lange in Kontakt über meine Zukunft, auch schon vor der Leihe nach Stuttgart. Deshalb gab es da überhaupt keinen Stress, wir haben ständig die Vorstellungen beider Seiten ausgetauscht. Am Ende war mir klar, dass ich Hoffenheim auch Dankbarkeit zeigen will, weil sie immer für mich da waren, trotz nicht immer einfachen Zeiten - vor allem am Anfang oder auch während meiner langen Verletzung in der Hinrunde.

Die Bosse schwärmen von Ihrer professionellen Einstellung ...
Es ist natürlich schön, dass man das auch öffentlich hört. Aber ich bin einfach so, deswegen ist das jetzt nichts, worauf ich außergewöhnlich stolz bin. Alle Leute kennen und schätzen mich so, denke ich, das ist für mich das Wichtigste.

Es geht darum, die absolut bestmögliche Version seiner selbst zu schaffen.

Waren Sie schon immer so, oder mussten Sie sich das erarbeiten und aneignen?
Ich war schon immer so, von klein auf, das habe ich wohl von meinem Papa. Ich bin bereits mit 16 Jahren Profi geworden und habe einiges erlebt. Ich hatte auch viele Mentoren, die mich immer gepusht und manchmal auch genervt haben, auch ältere Spieler, die mich mitgezogen haben, immer noch ein bisschen mehr zu tun und an mir zu arbeiten. Das hat sich so in meinem Kopf festgesetzt, dass es irgendwann normal wurde.

Und heute ziehen Sie die Jungen mit?
Mit meiner positiven Art und Arbeitseinstellung möchte ich auch andere anspornen, noch mehr an sich zu arbeiten. Aber da bin ich nicht der einzige in Hoffenheim. Es geht nicht allein darum, mit der Zeit besser zu werden, sondern darum, an seine Grenzen zu gehen und die absolut bestmögliche Version seiner selbst zu schaffen. Um damit auch der Mannschaft und dem Verein zu helfen. Viele wissen gar nicht, wo ihre Grenzen wirklich liegen. Es ist sehr wichtig, das herauszufinden.

Nehmen Sie schon mal einen Kollegen zur Seite deswegen?
Natürlich gibt man das dem einen oder anderen jüngeren Spieler schon mal mit auf den Weg, du könntest mehr machen, es geht immer ein bisschen intensiver. Damit meine ich nicht das allgemeine Programm, sondern die individuelle Arbeit. Da hat man in Hoffenheim was Infrastruktur und Personal angeht alles, das ist fast eine Wohlfühloase - bezogen auf die Top-Voraussetzungen, hart an sich zu arbeiten. Das weiß man vielleicht erst später zu schätzen.

Ist Hoffenheim eine zweite Heimat geworden?
Ich fühle mich sehr wohl und habe sehr viele interessante Menschen und Freunde auch außerhalb des Fußballs kennengelernt, auch in Heidelberg.

Matarazzo macht das sehr gut, das habe ich auch von ihm erwartet.

Spielt mit Torhüter Gregor Kobel bald ein zweiter Schweizer wieder in Hoffenheim?
Ich mag ihn sehr. Er nimmt eine gute Entwicklung und es ist wichtig, dass er in Stuttgart spielt. Ob er wieder zurückkommt, muss unser Trainerteam und das Management entscheiden. Wir haben einen sehr guten Torhüter mit Oli Baumann, der ständig seine Leistung abruft. Ich verstehe aber auch Gregor, dass er spielen will und muss.

Vor einem Jahr waren Sie in der Rückrunde nach Stuttgart ausgeliehen. Steigt der VfB unter Hoffenheims früherem Co-Trainer Pellegrino Matarazzo wieder auf?
Ich mag ihn sehr und würde es ihm gönnen. Er macht das sehr gut, wie ich höre, das habe ich auch von ihm erwartet. Ich hoffe es für ihn und viele Leute, die ich beim VfB kennengelernt habe.

Lautet das Ziel Europacup angesichts des Restprogramms der TSG?
Das Restprogramm sollte uns egal sein. Um das große Ziel, international zu spielen zu erreichen, muss man Siege einfahren, egal gegen wen.

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