Bundesliga

Unions heimliche Chefin: Teamleiterin Kopplin - und die Geschichte mit ihrem Sohn

kicker-Serie, Teil 14: Union Berlin

Unions heimliche Chefin: Teamleiterin Kopplin - und die Geschichte mit ihrem Sohn

In vielen Bereichen beschäftigt: Susanne Kopplin ist Mannschaftsleiterin beim 1. FC Union Berlin.

In vielen Bereichen beschäftigt: Susanne Kopplin ist Mannschaftsleiterin beim 1. FC Union Berlin. imago images

Fußball ist nach wie vor eine Männerdomäne. Das ist auch beim Bundesliga-Aufsteiger 1. FC Union Berlin zu spüren. Klar, es gibt auch eine Frauen- und Mädchenabteilung im Klub. Doch bei den Profis aus der deutschen Hauptstadt hat mit einer Allrounderin nur eine Dame ihren festen Platz ...

Auf der offiziellen Website des 1. FC Union wird auch das Trainer- und Funktionsteam der Lizenzspieler-Abteilung präsentiert. Es besteht aus zwölf Männern und einer einzigen Frau. Ihr Name: Susanne Kopplin. Die 57-Jährige bekleidet seit Sommer 2016 den Job der Mannschaftsleiterin. Kopplin versteht sich als Zeugwärtin und Teammanagerin. Aber in erster Linie ist sie so etwas wie die Mutter der Kompanie, das Mädchen für alles. Sie versucht, den Profis jeden Wusch von den Augen abzulesen. Die Fußballer sollen sorgenfrei ihren Job machen können - vor allem an den Spieltagen.

Noch keine 90 Minuten komplett miterlebt

Kopplin legt den erwachsenen Männern die Sachen hin. Sie weiß genau, welcher ihrer Schützlinge ab- oder aufgeschnittene Stutzen benötigt. Wenn ein Unioner auf der Gegengerade nach einer Auswechslung außen herum ums Feld geht, eilt sie ihm sofort mit einer wärmenden Jacke entgegen. Zudem holt sie auch noch alle Dinge aus der Kabine, die plötzlich kurzfristig gebraucht werden. Das führt dazu, dass Frau Kopplin eigenen Worten zu Folge in ihrer Funktion als Mannschaftsleiterin noch nie eine Partie über die volle Distanz gesehen hat.

Die Sache mit dem Sohn

Mutter und Sohn: Susanne Kopplin und Björn Kopplin.

Mutter und Sohn: Susanne Kopplin und Björn Kopplin. imago images

Zu Union gekommen ist sie einst wegen ihres jüngsten Sohns Björn. Der heute 31 Jahre alte Verteidiger des dänischen Erstligisten Randers FC spielte zwischen 1995 und 2004 sowie von 2012 bis 2015 bei den Köpenickern. In der ersten Union-Phase ihres Juniors fing seine Mutter bereits als Betreuerin der Jugendabteilung bei den Eisernen an.

Die gelernte Elektromontiererin und umgeschulte Möbel- und Bautischlerin arbeitete sich im Nachwuchs zur technisch-organisatorischen Mitarbeiterin hoch. Bevor Björn Kopplin zwischenzeitlich zu Union zurückkehrte, fuhr Susanne Kopplin in ihrer Freizeit oft zu Begegnungen von Bayern München und des VfL Bochum. Bei diesen Klubs spielte Björn zwischen 2005 und 2012.

In München schaffte es der Abwehrspieler bis in die zweite Mannschaft. Im Nationaltrikot des DFB wurde er 2008 U-19-Europameister. 2009 erreichte Björn bei der U-20-WM in Ägypten das Viertelfinale gegen den späteren Vizeweltmeister Brasilien. In Bochum absolvierte der Verteidiger zwischen 2010 und 2012 insgesamt 60 Zweitliga-Begegnungen. Bei Union kamen in den folgenden drei Spielzeiten noch 37 Partien dazu.

Mutter nutzt die Gunst der Stunde

Die 1. Bundesliga blieb Sprössling Kopplin verwehrt, seiner Mutter dagegen nicht. Als vor dreieinhalb Jahren die Mannschaftsleiterstelle nach der Berentung des langjährigen verdienstvollen Vorgängers Detlef Schneeweiß und des kurzfristigen Rückzuges des eigentlichen Nachfolgers Tobias Döge vakant gewesen war, rückte Susanne Kopplin aus dem Nachwuchs auf. Mannschaftsleiter-Erfahrung sammelte sie schon beim 1. FC Union II in der Regionalliga Nordost.

Susanne Kopplin zeigt hier Neven Subotic den Weg.

Helfende Hand: Susanne Kopplin hilft bei Eisern Union an vielen Stellen - und hier Spieler Neven Subotic. imago images

Als Unions Viertliga-Mannschaft 2015 vom Verein zurückgezogen und aufgelöst worden war, vergoss Susanne Kopplin viele Tränen. Die Jungs waren ihr ans Herz gewachsen. Das gilt aber auch für die aktuelle Generation der Profis. Auf die Spieler passt Susanne Kopplin genauso auf. Wer in die Kabine will, muss erst einmal das Wohlwollen von Unions heimlicher Chefin finden.

Die Spieler halten sie auf Trab und fit. Einen großen Wunsch können ihr aber auch die Erstliga-Profis nicht erfüllen. Susanne Kopplin wünscht sich einen Arbeitsbereich mit Fenster und Frischluft. Das gibt die Haupttribüne im Stadion An der Alten Försterei aber nicht her. Susanne Kopplin wird trotzdem weiter alles geben, wenn der Ball wieder rollt.

"Ohne Susi keine Bundesliga!"

In der Öffentlichkeit ist Frau Kopplin auch während der Corona-Pandemie sehr präsent. Zum einen prangt ihr Porträt beispielsweise an der Straßenbahnhaltestelle am Stadion An der Alten Försterei. Dort wirbt ein Berliner Bier-Hersteller, der seit Jahren Sponsor des Vereins ist, mit den stillen Helden des Klubs. "Ohne Susi keine Bundesliga!", steht über dem Bild von Kopplin. Auf der Website des Vereins zeigt zudem seit Dienstag ein Video, wie Susanne Kopplin in ihrer Freizeit malt. In ihrem "Atelier Pinselgeflüster" gibt sie in normalen Zeiten montags und donnerstags sogar Kurse, beispielsweise in der Öl- und Aquarell-Kunst.

(In einer Serie porträtieren wir besondere Spezialisten im Hintergrund der deutschen Profiklubs - vom Teambetreuer bis zur Yogatrainerin, vom Zeugwart bis zum Gastwirt)

Matthias Koch

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